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30 Jahre Dorferneuerung in Nanzhanglou - Wie eine deutsche Initiative auf chinesischem Boden verwurzelt
  2019-04-08 15:27:03  CRI

1989 hat die Hanns-Seidel-Stiftung im chinesischen Dorf Nanzhanglou ein Pilotprojekt zur Flurbereinigung und Dorferneuerung ins Leben gerufen. 30 Jahre später ist aus dem einstigen Pilotprojekt das Modell für zukünftige Dorfreformen geworden. In all diesen Jahren hat sich das Leben der Dorfbewohner natürlich auch sehr verändert.

Das Dorf Nanzhanglou befindet sich in der ostchinesischen Provinz Shandong, die 1987 eine Partnerschaft mit dem Freistaat Bayern eingegangen ist.

Wie viele andere Dörfer in der Provinz, verfügt Nanzhanglou über keine auffällige Besonderheit. Aber warum hat sich dann die Hanns-Seidel-Stiftung gerade dieses Dorf herausgesucht? Dazu mehr von Nanzhanglous Dorfbürgermeister Yuan Xiangsheng:

„Der erste Grund war, dass unser Dorf über eine vergleichsweise große Fläche und viele Bewohner verfügte. Zudem waren wir damals auch arm. Die Dörfer an der Küste oder direkt an der Vorstadt waren wohlhabender als wir, aber nach der Ansicht der Deutschen waren sie nicht repräsentativ genug. Der zweite Grund war, dass die Deutschen ein solches Dorf auswählen wollten, dessen Verwaltung stabil bleiben konnte. Da war unser Dorf geeignet, denn ich hatte damals bereits 14 Jahre als Bürgermeister des Dorfs gearbeitet. Der dritte Punkt war, die Deutschen legten großen Wert auf Bäume. Die deutschen Experten glaubten, dass es in unserem Dorf viele Bäume gibt und diese auch sehr ordentlich gepflanzt sind. Deswegen war das Projekt am Ende in unserem Dorf angesiedelt worden."

Nach der Auswahl eines geeigneten Dorfs hat die Stiftung losgelegt. Zuerst die Flurneuordnung und dann die gesamte Dorferneuerung. Durch die Flurneuordnung wurden die vorher meist kleineren und verstreuten Flächen zu größeren und effektiver nutzbaren Flächen zusammengefasst. Zudem wurden auch Wege, Straßen und Gewässern sowie andere öffentliche Einrichtungen geschaffen, was den Einsatz von landwirtschaftlichen Maschinen ermöglichte und damit die Produktionseffizienz erhöht hat. Während der Dorferneuerung teilten die Deutschen zunächst das gesamte Gebiet von Nanzhanglou in eine Landschaftszone, eine Lebenszone, eine Industriezone sowie eine Kultur- und Bildungszone auf. Anschließend wurden deutsche Konzepte in den jeweiligen Zonen angewendet, wie die Einführung der praxisorientierten Schulbildung für Kinder, Bau einer Berufsschule für Landwirte und eines Dorfkrankenhauses und so weiter.

Diese Bemühungen in all den Jahren haben das Leben der Bewohner von Nanzhanglou deutlich verändert. Dank der deutschen Ratschläge und Konzepte hat Nanzhanglou das durchschnittliche Entwicklungsniveau normaler Dörfer in der Provinz überholt. Während andere Dörfer sich um die immer weiter abnehmende Einwohnerzahl sorgen, ist die Einwohnerzahl in Nanzhanglou inzwischen sogar um über zehn Prozent gestiegen. „Schule, Krankenhaus, Supermarkt, Kulturzentrum…Fast alles, was die Stadt hat, haben wir auch", sagte ein junger Mann, der gerade von der Stadt nach Nanzhanglou zurückkehrte. Neben all diesen Veränderungen der „Hardware" sei das wachsende Bewusstsein der Dorfbewohner für Bürgerbeteiligung ein noch wichtigerer Effekt, den das Projekt auf die Bewohner hat, meinte Dr. Michael Klaus, der seit 2012 als Chefrepräsentant der Hanns-Seidel-Stiftung in Shandong tätig ist.

„Ich denke, dass man in Nanzhanglou wirklich ein fortschrittliches Konzept eingeführt hat, weil man bei der Planung gelernt hat, dass es wichtig ist, mitzubestimmen. Der Bürgermeister von Nanzhanglou hat immer erzählt, als sie begonnen haben, haben sie gedacht, es kommt jemand mit einem fertigen Plan und der Plan wird realisiert. Aber er ist froh, dass es nicht so gekommen ist, sondern dass ein Planer Vorschläge gemacht hat und man über diese Vorschläge diskutiert und eigene Ideen mit eingebracht hat. Das schafft auch Bindung zu dem Dorf. Was man auch gelernt hat, dass man viele Probleme, die man jetzt hat, auch mit dieser Methode angeht, also die Methode zu diskutieren und mitzubestimmen. Das ist was, was aus der Dorferneuerung und Flurneuordnung geblieben ist. Und deswegen habe ich am Anfang gesagt, das Projekt ist eigentlich nicht zu Ende, weil die Denkweisen und Strukturen erhalten sind und im täglichen Leben miteinfließen, ohne das die Leute das jetzt merken, weil sie seit 30 Jahren so handeln."

Nanzhanglou gehört zur Gemeinde Heguan, wo man nun, als nächsten Schritt, ein koordiniertes Projekt zur Regionalentwicklung mit zirka 20 Dörfern plant. Das Pilotprojekt Nanzhanglou tritt also in die zweite Stufe ein und die Geschichte der deutsch-chinesischen Kooperation geht weiter.

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