Im chinesischen Immobilienmarkt sind in den letzten Jahren alleinstehende Frauen langsam zu Hauptkkunden aufgestiegen. Was ihnen mehr am Herzen liegt, wenn es um die Kaufentscheidung für eine Immobilie geht, ist nicht die Größe oder der Preis eines Hauses oder einer Wohnung, sondern die Qualität des Wohnens.

Anders als in der Vergangenheit entscheiden sich heutzutage immer mehr Frauen dafür, ein Haus oder eine Wohnung zu kaufen, bevor sie heiraten. Damit tätigen sie das höchste Investment ihres Lebens ganz ohne die finanzielle Unterstützung eines Ehepartners.

Ke.com, Chinas größte Webseite für Immobilien, hat vor kurzem 67.724 Käufe- und Verkäufe analysiert, die im Jahr 2018 auf der Plattform getätigt wurden und einen entsprechenden Bericht veröffentlicht. Demnach waren 47,9 Prozent der Einkäufer Frauen. Vor vier Jahren machten Frauen nur 30 Prozent aller Einkäufer auf der Plattform Ke.com aus.

Für chinesische Frauen spielen Faktoren wie Einrichtungen in der Umgebung oder die Innenausstattung eine entscheidende Rolle, wenn es um den Kauf einer Immobilie geht. Die Größe, der Standort oder gar die Kosten der Immobilien sind weniger wichtig, erklärt Liu Ce, Forschungsleiter des Immobilienkonzerns Kaisa-Gruppe.

Eine weitere Umfrage auf Ke.com, an der 964 Frauen aus den zwölf wichtigsten chinesischen Städten teilnahmen, gibt mehr Informationen über die chinesischen Immobilienkäuferinnen. 74,2 Prozent der Befragten geben an, dass sie ihre Wohnungen ohne die finanzielle Unterstützung eines Ehepartners gekauft hätten. 45,2 Prozent davon hätten Unterstützung von ihren Eltern bekommen und 29 Prozent hätten die Immobilie ganz selbstständig finanziert.

Die 27-jährige Emily Wu, die derzeit in Beijing arbeitet, ist eine der chinesischen Wohnunginhaberinnen. Im letzten Jahr kaufte sie für 2,4 Millionen Yuan RMB (umgerechnet etwa 31.000 Euro) eine kleine gebrauchte Wohnung, etwa 15 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Ihre Eltern zahlten 90 Prozent der Gesamtsumme und sie die restlichen 10 Prozent.

„Mit einer eigenen Wohnung fühle ich mich viel sicherer in der Megastadt. So muss ich mir weniger Gedanken darüber machen, ob ich die Stadt irgendwann wieder verlassen muss. Ich kann mich besser auf meine Karriere konzentrieren", sagte Wu.