Wir über uns Kontakt Jobs Fragen? Archiv
Hangzhous „City Brain" oder wie ein intelligentes System eine Stadt verändern kann
  2019-02-13 14:57:23  cri

 

 

 

Das von der Regierung der ostchinesischen Stadt Hangzhou und der Alibaba Cloud gemeinsam entwickelte „City Brain 2.0" hat seit seiner Einführung im Jahr 2018 bemerkenswerte Erfolge erzielt. Durch das intelligente System ist Hangzhou im Ranking der überlasteten chinesischen Städte von Platz vier im Jahr 2016 auf Rang 87 Anfang 2019 gesunken. Neben der Verbesserung des Verkehrs hat das „City Brain" inzwischen noch mehr Funktionen in anderen Bereichen übernommen. Aber können die menschlichen Angestellten aufgrund des intelligenten Systems nun Urlaub machen? Kurz vor dem chinesischen Frühlingsfest haben CRI-Journalisten Hangzhou besucht, um zu verstehen, wie genau das „City Brain" funktioniert.

Seit 2018 ist im ostchinesischen Hangzhou ein intelligentes System namens „City Brain 2.0" im Einsatz. Es soll dabei helfen, den Verkehr in der überfüllten Stadt besser zu lenken. Und auch, wenn das System inzwischen gut läuft, so benötigt es dennoch eine gewisse Aufsicht: Denn wenn man das „City Brain" in Hangzhou als Lebewesen mit Künstlicher Intelligenz ansieht, ist es wie ein Kind. Es zeigt in vielen Aspekten großes Talent, benötigt aber die Pflege von seinen „Eltern". Yu Limin ist ein Verkehrspolizist im Büro für Datenverarbeitung in Hangzhou. Er erinnert sich an die ursprüngliche Idee hinter dem „City Brain":

„Die traditionelle Verkehrspolizei hat ihre Grenzen: 30 Mitarbeiter müssen in Hangzhou 3.400 Monitore beobachten. Wenn man jeden Monitor nur fünf Minuten anschaut, ist das an einem Tag immer noch schwer zu schaffen. Gleichzeitig haben wir Polizisten auch andere Aufgaben. Auf diesem Grund wollten wir die Hilfe von dem ‚City Brain', um durch automatische Überwachung ungewöhnliche Staus oder Verkehrsunfälle zu entdecken."

Das „City Brain 1.0" konnte bereits die Verkehrseffizienz an Straßenkreuzungen mit der gewöhnlichen durchschnittlichen Verkehrseffizienz vergleichen. Lag der Wert unter dem Durchschnitt, wurde ein Alarm ausgelöst. Das neue System geht einen Schritt weiter, ist aber auch noch nicht vollkommen unabhängig. Wenn ein Alarm ausgelöst wird, muss ein Konfigurationsmitarbeiter die problematische Ampeldauer anpassen. Das intelligente System merkt sich diese Lösung und erkennt Lösungsmuster. Beim nächsten Mal bietet es dann in einer ähnlichen Situation entsprechende Vorschläge an.

Yu Limin meint, der Einsatz des „City Brain" bei der Verkehrs-Überwachung komme dem Arbeitsaufwand von rund 200 Polizisten gleich. Die Arbeit der Verkehrspolizei wurde dadurch aber nicht weniger, sie wurde nur umgeleitet: Es wird nun deutlich mehr Energie in die effektive Behandlung der Notfälle investiert. Yu Limin sagt:

„Unseren Berechnungen zufolge löst das ‚City Brain' etwa 40.000 bis 50.000 Alarme pro Tag aus. Das sind neunmal so viele wie gewohnt. Früher bekamen Polizisten Anrufe von Einwohnern, jetzt bemerken wir die Notfälle bereits vor dem Anruf. Dann werden unsere Motorräder zu dem Ort geschickt."

Um das „City Brain" noch weiter zu optimieren, arbeiten die Vertreter der Verkehrspolizei langfristig mit den Programmentwicklern von Alibaba Cloud zusammen. Deng Bing, ein Algorithmus-Ingenieur der Gruppe für intelligentes Business von Alibaba Cloud, erklärt:

„Wir müssen das Programm rechtzeitig an die Bedürfnisse der Verkehrspolizisten anpassen. Ich werde während des chinesischen Frühlingsfests wahrscheinlich Überstunden machen müssen. Das ‚City Brain' muss sich schnell entwickeln. Unsere Zeit ist sehr knapp."

Für die Bevölkerung ist das „City Brain 2.0" kein unsichtbarer Dienstleister. Jeder hat die Möglichkeit, direkt mit ihm zu kommunizieren und sich an der städtischen Verwaltung zu beteiligen. Yu Limin sagt:

„Wir haben ein App namens ‚Onkel Polizist' entwickelt. Einerseits veröffentlichen wir darauf aktuelle Verkehrsinformationen, andererseits können die Einwohner uns darüber Hinweise zu Notfällen wie Unfällen schicken. Bei einigen dringenden Problemen der Bewohner, beispielsweise medizinischen Notfällen, finden wir mithilfe des ‚City Brain' den schnellsten Weg und gewährleisten eine sichere Fahrt."

Während das „City Brain" viele gute Dienste leistet, muss aber auch viel in die Entwicklung investiert werden. Die lokale Regierung muss ständig neue Funktionen ausarbeiten und die Pilotaktion fördern. Qi Tongjun, Leiter der Abteilung für Daten-Ressourcen in Hangzhou, hofft, mithilfe des „City Brain" die Management- und Dienstleistungsfähigkeit der Stadt zu erhöhen.

„Menschen können nicht durch Maschinen ersetzt werden, aber ich glaube, dass einige Arbeitsplätze durch Maschinen ersetzt werden. In diesem Prozess werden viele neue Positionen entwickelt, wie Maschinen-Designer, Maschinen-Mechaniker und Maschinen-Verkäufer. Ähnlich wie wir nun online bunte Kleidung kaufen können, weil Textilmaschinen Textilarbeiter ersetzt haben."

Die Integration von Künstlicher Intelligenz und Stadtmanagement spart nicht nur Arbeitskräfte, sondern ermöglicht den Menschen auch, höherwertige intelligente Dienstleistungen und ein individuelleres Leben zu genießen.

Interview von Wu Shiyun
Gesprochen von Wu Shiyun und Zhang Yunfan

© China Radio International.CRI. All Rights Reserved.
16A Shijingshan Road, Beijing, China