201902Umzug
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In der Werkstatt einer Kleidungsfabrik in der Gemeinde Deting in der zentralchinesischen Provinz Henan arbeitet die 40-jährige Guan Ailing an einer Nähmaschine. Sie wohnt mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in der Nähe der Fabrik. Von ihrer Haustür bis zur Werkstatt sind es nur fünf Minuten Fußweg. Am Mittag kann sie auf der Arbeit kostenlos essen. Von einem solchen Leben konnte sie vor einigen Jahren nicht einmal träumen.
Im Jahr 2017 wohnte Guans Familie noch tief in den Bergen. Ihr altes Haus, 15 Kilometer von ihrer neuen Wohnsiedlung entfernt, war aus Erde gebaut und hatte kein fließendes Wasser. Es war außerdem abgeschieden von jeglichen öffentlichen Verkehrsmitteln. Ihre Kinder mussten täglich fünf Kilometer zu Fuß zur Schule gehen. Guan Ailings Mann arbeitete als Wanderarbeiter fernab der Heimat. Es war ein schwieriges Leben.
„Mein Mann arbeitete in der Stadt und ich kümmerte mich um die Kinder. Es war sehr schwierig, weil ich vor ein paar Jahren bei einem Gasunfall Verbrennungen erlitten habe. Ich konnte nur im Bett liegen. Erst seit 2018 kann ich wieder arbeiten."
Dank des Umsiedlungsprojekts der chinesischen Regierung führt Guans Familie nun ein besseres Leben. Im Jahr 2017 sind sie in die Wohnsiedlung Defuyuan umgezogen. Sie bekamen eine 100 Quadratmeter große Wohnung zugeteilt.
Die rund 2.600 Bewohner von Defuyuan kommen alle aus ärmeren Regionen. Der Leiter der Gemeinde Deting, Guo Liwei, erzählt, alle Wohnungen seien den Anwohnern kostenlos zugeteilt worden.
„Jede Person erhält 25 Quadratmeter Wohnfläche gratis. Die Infrastruktur wurde von der Regierung finanziert. Die alten Häuser dieser armen Menschen wurden abgerissen und ihre Bodenfläche wird als Ackerland genutzt."
Die Wohnsiedlung Defuyuan wurde 2015 mit Investitionen in Höhe von 170 Millionen Yuan RMB gebaut. Die Siedlung hat eine Fläche von zehn Hektar und besteht aus 17 Hochhäusern, in denen 700 Haushalte wohnen. Sie verfügt außerdem über ein Servicezentrum, ein Kulturzentrum, einen Kindergarten, eine Grundschule und eine Klinik.
Guo Liwei sagt, in der Gemeinde gebe es 2.541 registrierte Familien unter der Armutsgrenze. In den vergangenen Jahren seien acht neue Wohnsiedlungen für diese Menschen gebaut worden. Inzwischen seien 1.128 Familien umgesiedelt worden. Weitere Umsiedlungen seien bereits in Planung.
Das Umsiedlungsprojekt ist jedoch nur ein Teil der Bemühungen der Regierung, um ärmeren Familien zu helfen. Guo Liwei erklärt, den Einwohnern würden außerdem neue Arbeitsplätze angeboten.
„Wir haben 131 Familien ermutigt, Pensionen in der Nähe der Landschaftszone des Tianchi-Bergs zu eröffnen. Wir haben auch Kleidungshersteller eingeladen, in den Wohnsiedlungen Fabriken zu errichten. Inzwischen arbeiten 57 Familien in den Kleidungsfabriken. In der Gemeinde wurde ein Photovoltaik-Projekt mit 1.890 Kilowatt errichtet und es wurden 25 spezielle landwirtschaftliche Genossenschaften gegründet, um den ärmeren Menschen bei der Beschäftigung zu helfen."
In der Kleidungsfabrik, in der Guan Ailing arbeitet, sind rund 50 Menschen aus der Wohnsiedlung beschäftigt. Bevor sie die Arbeit begann, erhielt Guan Ailing eine Fortbildung. Währenddessen bekam sie täglich Subventionen in Höhe von 30 Yuan RMB. Sie sagt, sie erhalte einen Akkordlohn. In Zukunft könne sie monatlich rund 3.000 Yuan RMB verdienen, wenn sie für ihre Arbeit besser qualifiziert sei. Sie ist mit ihrem neuen Leben sehr zufrieden.
„Ich habe vor dem Arbeitsbeginn an einer 15-tägigen Fortbildung teilgenommen. Jetzt verdiene monatlich 1.000 Yuan RMB. Ich wohne in der Nähe der Fabrik und die Schule meiner Kinder ist auch nicht weit weg. Es ist hier viel besser als in unserem alten Haus."
2016 und 2017 haben landesweit etwa 5,89 Millionen Menschen von dem Umsiedlungsprojekt der chinesischen Regierung profitiert. Doch das ist erst der Anfang. In Zukunft sollen noch mehr Menschen aus ärmeren Regionen umgesiedelt werden und dadurch ein besseres Leben führen können.