Die Bevölkerung in Chinas Riesenmetropolen sinkt. Viele Menschen, die lange Zeit in Beijing und Shanghai lebten, sind bereits in Städte wie Chengdu und Xi'an umgezogen. Dieses Phänomen lässt Experten zufolge einen deutlichen demografischen Wandel erkennen. Der Trend deute auf eine ausgeglichenere Entwicklung der verschiedenen Regionen hin.
Die Zahl der ständigen Bevölkerung der chinesischen Hauptstadt Beijing betrug im Jahr 2017 etwa 21,7 Millionen. Das waren 22.000 Menschen weniger als im Vorjahr. In einem Blaubuch, das vom Beijinger Institut für Bevölkerungsforschung und der Akademie der Sozialwissenschaften Ende Dezember veröffentlicht wurde, hieß es, es handele sich um den ersten Rückgang seit mehr als zwanzig Jahren.
Angaben der Nachrichtenagentur Xinhua zufolge sank die Einwohnerzahl Shanghais im Jahr 2017 um 13.700.
Gleichzeitig erleben mehrere Großstädte jedoch einen Zustrom von Einwanderern, darunter Zhengzhou in der zentralchinesischen Provinz Henan, Hangzhou in der ostchinesischen Provinz Zhejiang, und Xi'an in der nordwestchinesischen Provinz Shaanxi. Die Zahl der ständigen Einwohner dieser Städte wird bald zehn Millionen erreichen.
Im Dezember 2018 veröffentlichte das Nationale Gesundheitskomitee Chinas einen Migrationsbericht, der auf einen tendenziellen Umzug von Arbeitskräften aus den Küstenregionen ins zentrale und westliche Binnenland hinweist.
„Die Lebenshaltungskosten und das Verbrauchsniveau in riesigen Metropolen wie Beijing und Shanghai sind viel zu hoch, insbesondere die Wohnungspreise. Dies bringt junge Arbeiter dazu, in andere Städte umzuziehen", erklärte Ma Li, der ehemalige Direktor des in Beijing angesiedelten Forschungszentrums für Chinas Bevölkerung und Entwicklung, der Tageszeitung „Global Times".
Ma sagte, Städte wie Hangzhou und Xi'an seien bereits zu den neuen Wachstumspolen Chinas geworden. Ihre Vorzüge seien in erster Linie fortgeschrittene Technologien und lokal wachsende Unternehmen. „Wir sehen zum Beispiel zahlreiche Internet-Startups in Hangzhou und einen neu entstandenen hochleistungsfähigen Verkehrsknoten in Zhengzhou", so Ma.
Als wesentliche Gründe des Fachkräftezustroms in diesen Städten nannte Ma Li vor allem die niedrigen Lebenskosten und das steigende Einkommen.