Vor wenigen Tagen war es wieder so weit in Deutschland. Das Jahr neigte sich dem Ende zu und Feuerwerkskörper durften wieder an Privatpersonen verkauft werden. Jedoch hat sich in einer aktuellen Umfrage des Instituts Civey für die Funke-Mediengruppe die Mehrheit der Befragten für ein Feuerwerksverbot in deutschen Innenstädten ausgesprochen. In China würde es ihnen vermutlich gut gefallen.

Huo Yao, wörtlich Feuermedizin oder auch Schießpulver ist bekanntlicherweise eine der vier großen Erfindungen des alten Chinas. China als geistiger Vater der Böller tendiert schon länger dazu Feuerwerk aus den Innenstädten zu verbannen. Mehr als 400 chinesische Städte haben sich gegen das Knallen ausgesprochen.

Die chinesische Hauptstadt Beijing ist ringförmig aufgebaut. Um das Zentrum, die Verbotenen Stadt, liegen mittlerweile acht Ringstraßen. Innerhalb des fünften Ringes ist das Knallen streng untersagt. Dabei handelt es sich nicht bloß um das Stadtzentrum, sondern auch um ein enormes Areal – von West nach Ost rund 28 Kilometer und von Nord nach Süd zirka 32 Kilometer. Außerhalb darf aber fröhlich geböllert werden.

Trotz alledem ist das hier gar kein allzu großes Problem, jedenfalls nicht an Silvester, denn dieser Feiertag ist gar kein besonderer Feiertag im Reich der Mitte. Feuerwerk ist viel relevanter zum chinesischen Neujahr, was gemäß dem Mondkalender in diesem Jahr auf Anfang Februar fällt. Aber das chinesische Neujahr ist ein anderes Thema. Hier soll es um die Nacht vom 31. Dezember zum 1. Januar gehen – Silvester.,

Traditionell ist natürlich das chinesische Neujahr relevanter aber feiern die Chinesen vielleicht trotzdem auch Silvester?

Ja, jedenfalls in den großen Städten. Natürlich merkt man da einen gewissen westlichen Einfluss aber zugleich zeigt es ja auch, dass China nicht aus der Welt ist. Nur werden ein paar Aspekte des chinesischen Neujahrs vorgezogen. Das chinesische Neujahr richtet sich nach dem chinesischen Mondkalender. Jedes Jahr wird mit einem Tierkreiszeichen verbunden. Das Merchandising dazu gibt es aber schon früher. Meist werden fast ein halbes Jahr früher offizielle Briefmarkensätze mit den jeweiligen Tierkreiszeichen des kommenden Jahres angekündigt. Deren Verkauft startet meist mit dem Neujahr, dem westlichen, nicht dem chinesischen. Üblicherweise gibt es auch eine Neujahresansprache des Präsidenten, so wie man sie aus vielen Staaten dieser Welt kennt. Auch für die Geschäftswelt ist das Neujahr ab 1.1. der Beginn eines neuen Abrechnungs- und Verwaltungsjahres. Das erkennt man auch daran, dass der 1.1. ein staatlicher Feiertag ist. Natürlich handelt es sich dabei nur um einen Tag und nicht um eine Feierwoche, wie beim chinesischen Neujahr beziehungsweise Frühlingsfest.

Neujahresvorsätze? – Weitgefehlt! Außerhalb der Expat-Blase wird Silvester hier nicht wirklich mit Traditionen verbunden. Chinesen genießen den Abend, schauen vielleicht eine Silvester-Gala oder gehen mit Freunden essen aber Traditionen und Riten sind dem chinesischen Neujahr vorbehalten.

Text: Maik Rudolph