kknetz
|
In Deutschland ist Sport an der Universität keine Pflicht. In China sieht das anders aus – und nun soll die sportliche Leistungsfähigkeit sogar den Universitäts-Abschluss bestimmen. Die Pädagogische Universität Anqing in der Provinz Anhui hat nun nämlich eine Vorschrift über die Prüfung der körperlichen Leistungsfähigkeit veröffentlicht. Demnach erhalten die Uni-Absolventen kein Abschlusszeugnis, wenn sie die Prüfung nicht bestehen. Wie der Direktor des Sportsinstituts der Universität mitteilte, legten Universitäten zu wenig Wert auf die körperliche Leistungsfähigkeit ihrer Studenten. Im Internet ist dieses Thema aber umstritten.
Bereits im Jahr 2014 hat das chinesische Bildungsministerium die „Grundnorm zur Sportarbeit an Hochschulen" ausgearbeitet. Dieser Norm zufolge sollen die Noten der Prüfung der körperlichen Leistungsfähigkeit in der Akte der Studenten festgehalten werden. Sollte ein Student weniger als 50 Punkte erhalten, erhält er kein Abschlusszeugnis. Die meisten Universitäten haben sich in den vergangenen Jahren aber nicht streng an diese Vorschrift des Bildungsministeriums gehalten.
Aber warum wird diese Regel nicht eingehalten? Einer der Gründe ist, dass einige Hochschulen die Qualität der sportlichen Ausbildung vernachlässigen. Obwohl Sport ein Pflichtkurs ist, legen chinesische Lehrer schon in der Grund- und Mittelschule mehr Wert auf Wissensfächer als auf moralische Bildung, Sport oder Kunst. Wer seine Mathematikprüfung nicht besteht, kann natürlich kein Abschlusszeugnis erhalten, so die Ansicht vieler. Doch bisher fehlt es an einem umfassenden Konsens, dass die Prüfung der körperlichen Leistungsfähigkeit eine ebenso wichtige Rolle spielt.
Die neue Vorschrift der Universität in Anhui hat rege Diskussionen unter Chinas Netizens ausgelöst. Das Sport wichtig ist, daran besteht auch im Internet kein Zweifel. Aber bei der Frage wie er gefördert werden soll, da gehen die Meinungen auseinander. Viele glauben, die Bedeutung des Sports sollte hervorgehoben werden.
„Diese Vorgehensweise scheint zwar gnadenlos, sie soll den Studenten aber helfen. Die schlechte Kondition einiger Studenten ist bereits zu einem Problem geworden. Chinesen bezeichnen Hochschulabsolventen schon seit langem als ‚Begünstigte des Himmels'. Diese sollten auch körperlich nicht schwach sein."
„Viele Studenten sind zu Stubenhockern geworden. Ihnen fehlt das Bewusstsein für Gesundheit. Sie trainieren und schlafen zu wenig. Sie ernähren sich auch ungesund. Dies verschlechtert ihre körperliche Kondition noch weiter. Das Leben an chinesischen Universitäten ist relativ frei und unverbindlich. Viele Studenten treiben gar keinen Sport außer in den verpflichtenden Sportkursen."
Andere Internetnutzer finden die Regelung jedoch ein wenig hart und vertreten die Ansicht, Sport sollte natürlicher in den Alltag der Studenten einfließen.
„Die Hochschulen dürfen nicht nur Wert auf die Prüfung der körperlichen Leistungsfähigkeit legen. Sie müssen die sportlichen Aktivitäten der Studenten im Alltag fördern. Das Interesse für Sport muss geweckt werden und es sollte zu einer Gewohnheit werden. Zum Beispiel können die Hochschulen eigene Sportteams und -clubs gründen, denen die Studenten beitreten können."