Der neueste Internet-Trend in China bringt Netizens zu Fall
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Ups, die junge Frau ist beim Aussteigen aus ihrem schicken Auto hingefallen. Oh nein, dabei hat sich doch glatt ihre Designer-Tasche verselbstständigt. Schminke, iPhone und Accessoires sind hinausgefallen und liegen jetzt auf dem Boden verstreut. Mittendrin im kuratierten Chaos liegt die Inhaberin. Klick – das Foto ist im Kasten und wird sogleich auf den sozialen Netzwerken verbreitet.
Xuanfu tiaozhan, oder flaunt your wealth challenge, ist der neueste Internet-Trend, der besonders durch die chinesischen Internetuser an Fahrt aufgenommen hat. Zu Deutsch heißt diese Challenge etwa: Zeig deinen Reichtum. In den vergangenen zwei Wochen gab es über eine Million Posts dazu auf der chinesischen Social Media Plattform Weibo. Ihren Ursprung hat diese Challenge in Russland. Dort hieß sie falling stars challenge und zeigte ebenfalls reiche Menschen, die aus ihren Privatjets, Autos und dergleichen fielen und dabei ihre wertvollsten Besitztümer um sich verstreuten.
In Shanxi fällt eine Frau auf einem Parkplatz aus ihrem roten Ferrari, in Zhejiang liegen zwei Damen, umringt von ihren Gucci-Taschen und teurem Make-up auf einer Fußgängerkreuzung. Das grenzt ja schon fast an eine Verkehrsbehinderung – findet auch die Polizei. Und verhängte schon einige Male Geldstrafen in Höhe von 10-150 Yuan RMB, also maximal 21 Euro, für das Anhalten und Posen auf der Straße.
Doch die Challenge ist längst nicht mehr nur den reichen Millenials vorbehalten. Inzwischen nehmen auch Normalos daran teil, auch, um sich über die Reichen des Landes lustig zu machen. Statt von teuren Luxusgütern sind sie jedoch von Arbeitsgeräten oder Büchern umgeben. Schüler inmitten von Schulbüchern, Künstler umringt von Malutensilien. Selbst die chinesische staatliche Medienstelle People's Daily kommentierte die Parodie-Versionen, Bilder mit Feuerwehrleuten, Studenten und Soldaten, auf Weibo. Diese Menschen seien immer fleißig und wegen ihrer Hingabe „reich". Das sei das größte Kapital der Gesellschaft, schrieb People's Daily in dem Weibo-Beitrag.
Johanna Wolff