Nostalgie pur: Chinesisch-japanische Koproduktion „Flavors of Youth"
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Ein junger Mann in Beijing isst gerne Reisnudeln. Eine Schüssel heißer Nudeln mit frischem Gemüse und herzhafter Brühe mit seiner Oma bei seinem Lieblingsnudelstand – so schmeckt für ihn Kindheit.
Ein erfolgreiches Fashion-Model in Guangzhou muss sich täglich gegen junge Konkurrentinnen durchsetzen, die ihren Platz im Modebusiness einnehmen wollen.
Und ein erfolgreicher Architekt in Shanghai trauert immer noch seiner Jugendliebe hinterher.
Bei „Flavors of Youth" handelt es sich um einen sogenannten Episodenfilm. Drei Geschichten, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben, sind aneinandergereiht. Es ist eine Koproduktion des japanischen Animationsstudios CoMix Wave Films und dem chinesischen Studio Haoliners Animation League. Eine hochkarätige Zusammenarbeit: Das japanische Studio produzierte 2016 den Hit „Your Name", den weltweit erfolgreichsten Anime-Film aller Zeiten. „Your Name" spielt allerdings in Japan und erzählt eine stringente Geschichte, während „Flavors of Youth" in China spielt und drei Kurzgeschichten zeigt. Was diese drei Geschichten miteinander verbindet ist ein Gefühl der Nostalgie. Alle drei Protagonisten sind nicht mehr jung, sondern erwachsen. Sie erinnern sich mit Wehmut an die Aromen, Gefühle, sinnlichen Erfahrungen ihrer Kindheit und Jugend.
Der junge Mann in Beijing versucht den Geschmack der Reisnudeln in den Schnellrestaurants der Großstadt wiederzufinden. Das Fashionmodel in Guangzhou fühlt sich nur von ihrer kleinen, etwas unscheinbaren Schwester richtig geliebt. Und der Architekt in Shanghai kann nicht aufhören sich zu fragen, wie sein Leben verlaufen wäre, wenn er damals mit seiner Klassenkameradin zusammengekommen wäre.
Keine der drei Geschichten ist besonders spannend, keine der drei Geschichten wird einem länger als ein paar Tage im Gedächtnis bleiben. Trotzdem ist der Film sehenswert, nicht zuletzt wegen der hohen Qualität der Animation. Wie die Zeichner die glitschigen Nudeln, das Fett auf der Brühe, die Textur des Essens auf den Bildschirm bringen ist erstaunlich. Auch die Architektur, die Skyscraper der Großstadt und die heruntergekommenen Hutong-Wohnhöfe sind im Detail gezeichnet und der Wiedererkennungseffekt macht Freude.
International ist „Flavors of Youth" seit Anfang August auf der Streaming-Plattform Netflix zu sehen. In China, wo Netflix nicht zur Verfügung steht, konnten die Zuschauer den Film im Kino sehen. Da war er mäßig erfolgreich. Die Zuschauer sowohl international als auch in China überschlagen sich nicht vor Begeisterung.
Bei Rotten Tomatoes bekam er solide 80%. Auf der chinesischen Bewertungsplattform Douban erhielt er von den Usern nur 5,5 von 10 Punkten. Die Kritikpunkte der Nutzer sind über die Kontinente hinweg ähnlich: Mit den früheren Werken des japanischen Animationsstudios, vor allem mit dem Anime-Hit „Your Name" kann „Flavors of Youth" einfach nicht mithalten.