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Zu Tisch mit dem dünnhalsigen Geist: Das Zhongyuan-Fest
  2018-08-28 15:19:54  cri

Wer will schon von Geistern aus der Hölle heimgesucht werden! Solange es Geister gibt oder Menschen glauben, dass es Geister gibt, existieren auch Rituale, um vor diesen unheimlichen Wesen aus einer anderen Dimension sicher zu sein oder, um sie herbeizurufen. Feuer schützte schon unsere Urahnen vor wilden Tieren, deshalb wird es wohl auch schon lange zur Geistervertreibung oder Geisterbesänftigung eingesetzt, denke ich.

Vergangenen Samstag, am 25. August 2018, brannten in Beijing wieder etliche Feuer auf öffentlichen Plätzen und Bürgersteigen. An manchen Stellen, wo ein Feuer gebrannt hatte, sah man magische Kreise aus Ruß. Ein Pentagramm, das einzige und gruseligste Zeichen, dass ich sonst noch mit Hexen, Dämonen und Geistern verbinde, sah ich glücklicherweise nicht.

Am Samstag wurde der Festtag des hungrigen Geistes gefeiert. Dieser wenig beruhigende Name ist tatsächlich die korrekte Bezeichnung. Bei diesem Feiertag handelt es sich um einen von vier traditionellen Festtagen in China, an denen die verstorbenen Vorfahren angebetet werden. Der taoistische Name für den Hungrigen-Geistfesttag ist der Zhongyuan-Festtag. Buddhisten sprechen vom Yulanpen-Festtag.

In der chinesischen Kultur wird der 15. Tag des siebten Monats im Mondkalender als Geistertag bezeichnet und der siebte Monat allgemein als Geistermonat, in dem Geistwesen und die Geister der verstorbenen Vorfahren in diese unsere Welt kommen. Anders als beim Frühlingsfest, beim Qingming-Festival und beim Fest der doppelten Neun im Herbst, bei dem die Nachkommen ihren verstorbenen Vorfahren huldigen, sollen die Verstorbenen beim Geist-Festival die Lebenden besuchen. Von der Idee her erinnert das Ganze an den Día de Muertos, den Tag der Toten der Mexikaner. Das Fest ist aber hier längst nicht so pompös.

Der 15. Tag des siebenten Mondmonats fällt dieses Jahr im Westlichen Kalender auf den 25. August 2018. In Südchina wird dieser Geistfeiertag von einigen Geistergläubigen bereits am 14. Tag des siebenten Mondmonats gefeiert. So sollte vermieden werden, dass Feinde den bekannten Feiertag nutzen und man gefangen wird.

Laut Legende werden die Geister der Vorfahren am ersten Tag des siebenten Mondmonats aus der Hölle, oder eben auch dem Himmel, gelassen. Es wurde aber noch nicht berichtet, das krakenförmige Riesenmonster oder Hellboy plötzlich aus einem Wurmloch am Horizont fielen.

Bis zum 15. Tag, oder in Südchina bis zum 14. Tag, des siebenten Mondmonats entwickeln die Geister einen so großen Hunger, dass die Menschen am Feiertag traditionell eine Mahlzeit für sie vorbereiten.

Zu den Aktivitäten während des Geist-Monats gehören die Vorbereitung ritueller Speiseopfer, das Verbrennen von Räucherstäbchen und das Verbrennen von Räucherpapier. Auch Anzüge, Autos im Spielzeugformat und Geld aus diesem dünnen Pappmaché werden dem Feuer übergeben, sodass die Geschenke zu den Besuchsgeistern der Vorfahren gelangen können.

Aufwändige Mahlzeiten werden den Verstorbenen an leer bleibenden Sitzplätzen serviert – ganz so, als lebten sie noch. Es gibt Geister mit hauchdünnen Hälsen. Diese dünnen Hälse rühren daher, weil sie von ihrer Familie nicht bewirtet wurden oder es ist eine Strafe der Götter, damit sie nicht schlucken können.

Deshalb sind Rituale wie die Essensgabe sehr wichtig. Nur mit ihnen können die Verstorbenen von ihren Leiden erlöst und befreit werden.

In Deutschland wären Menschen, die etwas Anderes außer einer Zigarette auf öffentlichen Plätzen anzünden, undenkbar. So etwas sieht man in Deutschland eigentlich nur zu Silvester. Sonst wird auch ein ordentliches Bußgeld fällig, das in geschützten Gebieten sogar bis zu 5000 Euro betragen kann.

14 Tage nach dem Geist-Fest lassen die Menschen Wasserlaternen schwimmen und stellen sie vor ihre Häuser. Damit soll sichergestellt werden, dass allen hungrigen Geistern der Weg zurück gewiesen wird. Diese Laternen werden hergestellt, indem man eine Lotusblumen-Laterne auf ein Papierboot setzt. Gehen die Laternen aus, heißt das, dass die Geister den Weg zurück gefunden haben.

Noch ein Hinweis für alle Menschen, die am Samstag extra mehr gegessen haben: Das gilt nicht.

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