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Alte Reihenglocken erklingen wieder in China
  2018-08-23 08:37:19  cri

 

Donnerstagvormittags erklingen pünktlich im Proberaum des Wuhan Konservatoriums die Glocken. Seit 16 Jahren übt hier das Reihenglocken- Jugendensemble jede Woche seine Spieltechnik. Der Gründer des Ensembles, Professor Tan Jun, ist der Dekan der Abteilung für chinesische Instrumentalmusik des Wuhan Konservatoriums.

Tan Jun unterrichtet schon seit 29 Jahren an der Musikhochschule das chinesische Blasinstrument Sheng, die Reihenglocken und die nationale Orchestermusik. Seine Beziehungen zu den Reihenglocken, besonders zu den berühmten Zenghouyi-Reihenglocken, sind auf die 1980er Jahre zurückzuführen. Genauer gesagt war es im September 1985. Damals wurde Tan Jun gerade von der Abteilung der traditionellen chinesischen Musik des Wuhan Konservatoriums aufgenommen. Jedes Wochenende ging er zum Museum der Provinz Hubei, um an den Reihenglockenaufführungen teilzunehmen.

Die Zenghouyi-Reihenglocken, die momentan im Museum der Provinz Hubei aufbewahrt werden, gelten bisher als die am besten erhaltenen und am feinsten gegossenen Reihenglocken Chinas. Sie besteht aus 65 Bronzeglocken und wurde zu Beginn der Zeit der Streitenden Reiche (476 v. Chr. – 221 v. Chr.) fertiggestellt. Aus Rücksicht auf mögliche Beschädigungen des über 2000 Jahre alten Originals wurden vier Kopien der Zenghouyi-Reihenglocken hergestellt. Tan Jun spielt eine der vier Kopien.

„Damals hatten wir keine Möglichkeit, mit den Originalreihenglocken aufzuführen. Im Jahr 1984 wurden große Fortschritte bei der Nachahmung der Reihenglocken erzielt. Wir sollten mit dem ersten Replikat aufführen. Ich war sehr aufgeregt, als ich das Replikat sah. Die Erforschung der Töne und der Formen der Glocken haben mich zu neuen Ideen inspiriert."

Obwohl die Zenghouyi-Reihenglocken gut erhalten sind, sind die Glockenschlägel meistens morsch. Tan Jun wollte den Klang der Reihenglockenschläge besser präsentieren. Nach dem Abschluss seines Studiums fing er mit der Erforschung von Glockenschlägeln an.

„Wir haben selbst Glockenschlägel gebastelt. Insgesamt haben wir über 50 Schlägel hergestellt, die nach Formen und Materialien in fünf Sorten unterteilt werden. Unsere Glockenschlägel erhielten ein staatliches Patent."

Im November 1996 empfang Tan Jun den chinesischen Komponisten Tan Dun. Der prominente Musiker wollte ein großes Musikstück mit dem Titel „1997 – Himmel, Erde und Mensch" komponieren. Er kam nach Wuhan, um mehr über die Reihenglocken zu erfahren. Leider waren die Schlägel, die er aus Japan gekauft hatte, nicht geeignet für die Reihenglocken. Tan Dun probierte die von Tan Jun hergestellten Schlägel aus und fand sie großartig. Die Klänge, die die Schlägel von Tan Jun erzeugten, wurden seinen Vorstellungen von Reihenglocken gerecht. Dank Tan Dun hatte Tan Jun die Gelegenheit, an der Tonaufnahme des Musikstücks „1997 – Himmel, Erde und Mensch" teilzuhaben und einmal die Zenghouyi-Reihenglocken zu spielen.

„Ich fand die Kopien der Zenghouyi-Reihenglocken schon sehr wunderbar. Aber als ich das Original sah, war ich so aufgeregt, dass ich eine Gänsehaut bekam."

Zwischen 1985 und 1997 hat Tan Jun während seiner Erforschung zahlreiche Musikstücke und Spieltechniken angesammelt. Seine Erkenntnisse über die Reihenglocken sind stetig gewachsen. Im Jahr 2000 wurde aus seiner Initiative der landesweit erste Reihenglockenspielunterricht als Nebenfach am Wuhan Konservatorium errichtet. Mit der Zeit wählten immer mehr Studenten dieses Nebenfach aus. Darum wurde das Reihenglocken-Jugendensemble zwei Jahre später gegründet und das erste Sonderkonzert der Reihenglocken veranstaltet. Seitdem ist alle zwei Jahre ein Sonderkonzert dieses alten Instruments für Besucher zugänglich. Die jungen Musiker ziehen sich alte Kostüme an. Es fällt Menschen meistens schwer, sich die jungen Leute mit den antiken Reihenglocken vorzustellen. Die jungen Leute selbst hatten ihre Bilder von Reihenglocken noch aus alten Büchern oder Museen, bevor sie dem Ensemble beigetreten sind. Die junge Musikerin Zhang Tongxin erinnert sich:

„Ich dachte eigentlich, dass Reihenglocken nur in Museen bewundert werden dürfen. Als ich sie zum ersten Mal spielte, fand ich ihre Klänge schön und klar."

Im Jahr 2015 wurde das Reihenglockenspielen zum Pflichtfach in der Abteilung für chinesische Instrumentalmusik des Wuhan Konservatoriums. Tan Jun hofft darauf, dass die Studenten durch das Erlernen des Reihenglockenspiels ihr Nationalbewusstsein stärken. Er freut sich auch darüber, dass das alte Instrument und die von ihm vertretene rituell-musikalische Kultur weiter überliefert werden.

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