kkkino20180524
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Es beginnt mit dem aus vielen Horrorfilmen bekannten postapokalyptischen Szenario eines menschenleeren amerikanischen Supermarktes. Plötzlich huscht ein kleines Wesen an der Kamera vorbei. Ein Schreckmoment. Es ist aber nur ein kleiner Junge. In der ansonsten verlassenen Kleinstadt im Bundesstaat New York holt sich Familie Abbott Vorräte. Es ist kein Laut zu hören.
„A Quiet Place" sicherte sich mit einem Einspielergebnis von umgerechnet rund 18,5 Millionen Euro gleich nach dem Start den dritten Platz in den chinesischen Kinocharts hinter dem immer noch führendem Blockbuster „Avengers: Infinitiy War" und dem neuen chinesischen Liebesfilm „How Long Will I Love U?".
Der Erfolg ist zu einem großen Teil John Krasinski zu verdanken, der grandios den Familienvater Lee spielt und zudem klug Regie führt. Emily Blunt spielt dessen Frau Evelyn. Im wahren Leben sind die beiden auch verheiratet und haben zwei gemeinsame Töchter.
In „A Quiet Place" verständigen sich Lee und Evelyn mit ihren Kindern Regan (Millicent Simmonds), Marcus (Noah Jupe) und Beau (Cade Woodward) in Gebärdensprache. Doch das liegt nicht nur daran, dass Regan taub ist – die Schauspielerin ist das übrigens auch. Nein, auch sonst schleichen die Abbots auf Zehenspitzen durchs Leben. Denn draußen lauert eine tödliche Gefahr …
Der jüngste Sohn Beau will ein Spaceshuttle-Spielzeug mit Leucht- und Geräuscheffekten aus dem Supermarkt mitnehmen. Der Vater verbietet das. Die Schwester gibt es ihm trotzdem, aber ohne die Batterien. Diese nimmt der Junge aber selbst mit. Wird der Junge das Spielzeug benutzen?
Der Film nimmt sich viel Zeit und spielt subtil mit der unsichtbaren Bedrohung. Lange bevor eine der schrecklichen Kreaturen auftaucht – richtig zu sehen sind sie erst in der zweiten Filmhälfte – ist klar, dass ein Bruch der Stille tödlich wäre.
Krasinski erzeugt eine Anspannung, die an „Alien" und „Der Weiße Hai" erinnert, aber noch gemeiner ist, weil der Fokus auf einer liebenswürdigen und unschuldigen Familie liegt. Hier muss niemand bestraft werden. Die Spannung überträgt sich, sogar die Zuschauer scheinen bald die Überlebensregeln der Abbots zu befolgen, es ist außergewöhnlich ruhig im Kino, kein Gequatsche, kein Knistern.
Werden Szenen aus der Perspektive der gehörlosen Tochter gezeigt, sind diese tonlos, wodurch das Visuelle in den Vordergrund rückt, eine von vielen feinen Ideen.
In China kommt der Film sehr gut an. Auf dem populären Filmportal Maoyan schreibt ein Nutzer: „Das ist der beste Horrorfilm, den ich in den letzten Jahren gesehen habe." Ein Kommentator regt an: „Das Kino sollte auch mit einem Monster ausgestattet sein." Ein anderer Nutzer, der mit vier von fünf Sternen den Streifen auch hoch bewertet, hat den Eindruck, dass es eine gekürzte Version sei. Tatsächlich hat der Film in China aber die Originallänge von 90 Minuten. Guter Horror braucht eben keine herumfliegenden Körperteile, guter Horror muss nur der Auslöser von sehr bösem Kopfkino sein.
In Deutschland ist der Film ab 16 Jahren freigegeben. In China gibt es eine solche freiwillige Selbstkontrolle (FSK) der Filmschaffenden nicht, hier kann es aber sein, dass ein äußerst brutaler Streifen gar nicht den Weg in die Kinos findet.
Zurück zur Handlung: Die rührende Geschichte einer Familie als Trutzburg gegen das Böse beginnt im Jahr 2020, 89 Tage nach der Invasion von sehr schnellen, gnadenlosen Kreaturen. Es ist erfrischend, dass der Film auf Rückblenden mit Szenen des Gemetzels verzichtet.
Die Abbots sind besonders schlau, extrem gut vorbereitet und wohl die einzigen Überlebenden weit und breit. Die Abläufe rund um ihr kleines Farmhaus sind sehr durchdacht, die Familie ist ein professionelles Team. Aber wenn die Mutter hochschwanger ist und Kinder eben doch nur Kinder sind, kann trotzdem nicht alles vorausberechnet werden.
Die meisten Horrorfilme sind so unlogisch wie die Physiologie ihrer Monster. Und auch A Quiet Place nimmt zugunsten eines grandiosen Plots ein paar Denkfehler in Kauf. Diese sollten dem Film aber bitte verziehen werden, ebenso wie der genretypische Cliffhanger, der auf eine Fortsetzung hindeutet. Und tatsächlich erklärte Paramount-Chef Jim Gianopulos, dass gerade der zweite Teil gedreht werde.
In China haben neben intelligent inszenierten Horrorfilmen auch kuriose, lustige und auch folkloristische Gruselschocker des heimischen Marktes gute Erfolgschancen. Ein ganzes Genre ist den Jiangshi gewidmet, den wieder zum Leben erweckten und von taoistischen Priestern kontrollierten Leichen, die an Zombies erinnern. Zu den beliebtesten Gruselfilmen aus China zählen „Phantom Lover" (1937, Remake von 1995,) „A Chinese Ghost Story" (1987) und „Painted Skin" (2008).
Beliebt war auch die Horrorkomödie „Bio Zombie" von 1998, die an den urkomischen Splatterfilm „Brain Dead" von Herr-der-Ringe-Regisseur Peter Jackson erinnert.
Gern gesehen werden auch Horrorfilme aus anderen asiatischen Ländern wie Japan, Südkorea oder Thailand.