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Mit aktiven Naturerlebnissen wirbt die Schweiz um chinesische Touristen.
Steil aufragende Berge, glasklare Seen, saubere Luft. Wanderer, die der Morgensonne entgegengehen, rasante Mountainbiker und Skifahrer, die nur so durch den Pulverschnee wedeln. Unterlegt ist der Imageclip, mit dem sich die Schweiz auf der Tourismusmesse in Shanghai präsentiert, mit dynamischer Musik. Der Slogan: „Nature wants you back". Die Natur will dich zurück. Die Botschaft: In der Schweizer Natur kann man was erleben.
Mit den Bildern wollen die Schweizer Touristiker gezielt chinesische Gäste ansprechen. China ist für die Schweiz, direkt hinter Deutschland und den USA, der drittwichtigste Auslandsmarkt. 1,7 Millionen Übernachtungen chinesischer Gäste zählten die Hoteliers im Jahr 2017. Tendenz weiterhin steigend, erklärt der China-Direktor der Marketingorganisation Schweiz Tourismus, Simon Bosshart.
„An der Größe von China zweifelt ja niemand. China ist riesig, während die Schweiz ein relativ kleines Land ist. Wir haben gar nicht die Möglichkeit, so viele Gäste aus China zu empfangen. Von dem her: Wenn es ums Marketing geht, dort fokussieren wir uns auf die Segmente, in denen die Schweiz stark ist. Und die Schweiz ist eine Outdoordestination, im Sommer wie im Winter. Wir sind sehr stark mit allem, was mit Natur und aktivem Erleben zu tun hat und das spielen wir auch ganz klar. Das Interesse an intakter Natur und am aktiven Naturerleben wird größer. Nicht jeder ist ein Outdoorsportler, nicht jeder ist ein Radfahrer in China. Aber es gibt immer mehr Personen, die das mal ausprobieren wollen."
Simon Bosshart erläutert auf der Tourismusmesse ITB in Shanghai die Marketingaktivitäten der Schweiz Tourismus für den chinesischen Markt.
Die Schweiz gibt sich als sportliches Reiseziel, das aktive Erlebnis in der Natur steht im Fokus der Marketingaktivitäten. Wer kommt da als Kunde in Frage? Sicher nicht die berüchtigten chinesischen Pauschaltouristen, die in großen Reisebussen mit engem Zeitplan acht Länder in zehn Tagen abklappern. Die Devise lautet: Klasse statt Masse. Man konzentriert sich auf die begehrten Individualtouristen. Die sind zahlungskräftig, reiseerfahren und kommen auf eigene Faust in die Schweiz. Sie suchen ein exklusives Erlebnis jenseits des Mainstreams. Deshalb fahren diese Touristen auch nicht nach Bern oder Zürich, sondern in die Berge. Raus aus den Städten, rein in die Natur – dort wollen Bosshart und seine Kollegen sie abholen. Mit speziell zugeschnittenen Produkten. Zum Beispiel mit einem Schnupperangebot für Ski-Einsteiger: My First Ski-Experience. Bosshart erklärt es so:
„Diese First Ski-Experience ist ein Versprechen: Du musst nichts können, sondern du probierst es jetzt einfach mal aus für einen halben Tag. Es ist ganz einfach: ein Skipass für einen halben Tag, Equipment, plus ein Skilehrer, der mit einem mitkommt. An einem halben Tag lernt man natürlich nicht Skifahren, das ist unmöglich. Aber im schlechtesten Fall kann man sagen, ich bin mal in der Schweiz skigefahren. Das ist schon ziemlich cool, da kann man viele Bilder machen. Das sind tolle Bilder, die man heimbringen kann. Im besten Fall verliebt sich jemand ins Skifahren und denkt: Wow, das möchte ich besser können."
In 13 Schweizer Ressorts gibt es bereits Skilehrer, die Chinesisch sprechen.
Das entsprechende Einsteiger-Produkt für den Sommer ist die First Bike-Experience. Biken ist das Thema für die Schweiz in diesem Jahr. Für Chinesen ist das sportliche Radeln jedoch, noch, kein großes Thema. Lediglich zwei Prozent der Gäste, die speziell fürs Biken in die Schweiz kommen, kommen aus China. Vielleicht kann das buchbare Einsteigerprodukt diese Zahlen steigern. Auch hier geht es ums Reinschnuppern, nicht um Extremsport:
„Wir nennen das auch First Bike-Experience – also quasi eine halbtägige Exkursion auf dem Bike. Nicht zu lange, 30-40 Kilometer, flaches Territorium. Es ist nicht zu anspruchsvoll. Man kann es in kleinen Gruppen tun und sehr einfach in existierende Itineraries einbauen. Damit versuchen wir, den Normalverbraucher Anteil haben zu lassen an dieser Experience. Es ist nicht für den Spezialisten, der das sowieso schon als Hobby hat, sondern für den, der sagt: Ich möchte das mal ausprobieren."
Wenn es gut läuft, so Bosshart, sind die Gäste nach der Schnupperstunde angefixt und haben eine neue Leidenschaft für sich entdeckt. Und die ist dann untrennbar mit dem Urlaub in der Schweiz verknüpft. Im Idealfall gewinnt man auf diese Weise Gäste, die immer wiederkommen.