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Gespräch mit Rudolf Scharping über Handelskrieg, Auto-Steuer und Zusammenarbeit zwischen „Made in China 2025"und „Industrie 4.0"
  2018-04-11 16:30:28  cri

 

 

 

 

 

Wang Yaqi: Ihr Unternehmen RSBK (Strategie Beratung Kommunikation AG) hat in den vergangenen Jahren viele Beiträge zur Förderung der Zusammenarbeit zwischen deutschen und chinesischen Behörden sowie Unternehmen geleistet.

Scharping: Ja, wir bei RSBK sind stolz darauf, dass wir sehr viele chinesische und deutsche Unternehmen zusammengebracht haben. Entweder Zusammenarbeit auf dem Gebiet von Technik und Technologie oder Zusammenarbeit durch Bildung eines Joint Ventures oder auch Übernahmen.

Wang Yaqi: Können Sie ein paar der Kooperationen nennen?

Scharping: Zum Beispiel im Bereich der Industrie und der Produktion, zum Beispiel bei der Medizintechnik und zum Beispiel im Gesundheitswesen und dazu gehört der Aufbau eines Krankenhauses in Schanghai, dazu gehört die Übernahme eines Spezialunternehmens in Deutschland für Legierungen und Drähte für die elektronische Industrie, dazu gehört ein Unternehmen im Kraftfahrzeugbau und so weiter und so weiter. Also die Liste ist lang und wir sind stolz auf die Erfolge, die wir gemeinsam mit den Unternehmen und auch einigen chinesischen Städten erreichen konnten.

Maik Rudolph: Sie haben sicherlich den Handelsstreit zwischen China und den Vereinigten Staaten in der letzten Zeit verfolgt. Wie ist die deutsche Perspektive darauf, wie sieht die Geschäftswelt den Handelsstreit und mit welchen Konsequenzen muss der normale Bürger, aber auch der kleine Unternehmer in China und den USA rechnen?

Scharping: Die deutschen Unternehmer sehen diese Entwicklung der amerikanischen Politik mit großer Sorge und die deutsche Bundesregierung versucht, diese Entwicklung auch einzudämmen oder zu stoppen. Denn jede Form von Handelskrieg und jede Form von Protektionismus ist ein großes Risiko für den wirtschaftlichen Fortschritt und für die Volkswirtschaften aller beteiligten Länder. Deswegen gibt es zwischen Europa und China, hier zwischen Deutschland und China, große gemeinsame Interessen, an einer Politik der offenen Märkte und des fairen Austauschs festzuhalten und die Voraussetzung dafür zu schaffen oder zu schützen. Die Auswirkungen eines Handelskrieges sind für alle Länder und insbesondere für die Menschen in diesen Ländern durchaus schlecht und deswegen sollte alles getan werden, damit mögliche Handelskriege vermieden werden.

Wang Yaqi: Soweit ich weiß, gibt es einen großen Überschuss im deutschen Außenhandel mit den Vereinigten Staaten. Vielleicht werden die USA in einem nächsten Schritt deutsche Autos besteuern. China und Europa befürworten die Globalisierung des Handels. Beide stehen demselben unilateralen Konservatismus gegenüber. Wie sehen effektive Gegenmaßnahmen aus?

Scharping: Es ist richtig, dass Deutschland einen Überschuss im Außenhandel hat und das ist ja auch richtig zum Beispiel für die Volksrepublik China. Aber man muss das ganze Bild sehen, man muss sehen, wie die Finanzbeziehungen zwischen Staaten und Volkswirtschaften sind, wer wessen Staatsanleihen kauft, wie die Dienstleistungsbilanz aussieht. Alleine nur auf den Handel zu sehen ist zu kurz und eine zu beschränkte Sicht auf die Realität. Deswegen plädieren wir in Deutschland zunächst dafür, das gesamte Bild anzuschauen und dann zu überlegen und auch zu entscheiden, was sind richtige Maßnahmen, um für alle beteiligten Länder zu vernünftigen Ergebnissen zu kommen.

 

Wang Yaqi: Was wäre eine falsche Reaktion auf das Verhalten der USA?

Scharping: Wenn zum Beispiel China bestimmte Produkte aus den USA wie zum Beispiel Autos mit einem Zoll belegen würde, dann wäre das auch zum Nachteil der deutschen Automobilbauer, die aus den USA nach China bestimmte Autos exportieren. Nicht sehr viele, aber es ist jedenfalls spürbar. Wenn zum Beispiel die USA auf deutsche Autos oder auf deutsche Stahlprodukte einen Zoll erheben, dann wird das zu einer Belastung für die deutschen Unternehmen und zugleich wird es zu einer Belastung für die amerikanischen Konsumenten. Deshalb zeigen alle diese Beispiele: Wir müssen arbeiten an einer Ordnung für einen fairen und offenen Welthandel, wir müssen entsprechende Abkommen – möglichst multilaterale Abkommen –, abschließen und alles vermeiden, was die Entwicklung eines fairen und freien Handels behindert, weil das zum Nachteil der Bürgerinnen und Bürger, der Menschen in unseren Nationen ist. Allerdings, man muss auch zum Beispiel den amerikanischen Ankündigungen oder Androhungen ganz energisch entgegen treten und das gemeinsame Interesse betonen, an einem offenen Handel unter fairen Bedingungen.

Maik Rudolph: Chinas große Kampagne ist „Made in China 2025". Deutschland setzt auf „Industrie 4.0". Wie können sich diese beiden Strategien verbinden und Synergieeffekte erzielen?

Scharping: Diese Frage besprechen wir bei unseren jährlichen Konferenzen über die deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen regelmäßig. Und wir sehen das an unseren praktischen Beispielen in den Unternehmenskooperationen. Die Strategie „Made in China 2025" und die deutsche Strategie von „Industrie 4.0" – das sind sehr vergleichbare Strategien. Sie ermöglichen Kooperationen und sie ermöglichen auch Synergieeffekte, wie sie richtig sagen. Denn die deutschen Unternehmen können gemeinsam mit den chinesischen Unternehmen auf diesem Gebiet durchaus beachtliche Fortschritte erzielen. Vielleicht ist auch wichtig zu sehen, dass deutsche Unternehmen zunehmend stärker auch in China Forschung und Entwicklung betreiben und China eben nicht allein und nicht nur als einen großen Markt betrachten, sondern als eine Volkswirtschaft mit wachsender Innovationskraft, als eine Volkswirtschaft, in der man auch Forschung und Entwicklung betreiben kann. Und wenn man sich umgekehrt ansieht, wie große Unternehmen, wie zum Beispiel Huawei, dann in Deutschland oder Europa agieren und auch agieren können, dann sieht man, diese beiden Strategien ergänzen sich, sie ermöglichen Synergien und sie ermöglichen gemeinsamen Fortschritt.

Interview von Wang Yaqi und Maik Rudolph

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