Bei Klara und Anita steht ein gesunder Lebensstil im Vordergrund

Müsli in China? Das bekommt man doch nur im Importladen, bestenfalls gibt es noch Haferflocke, aber weit gefehlt! Ein chinesisches Unternehmen macht sich auf die Frühstückstische der Volksrepublik zu erobern – Miss Muesli.

Müsli und Granola – beides Produkte, die nicht ganz üblich auf dem chinesischen Markt sind. Oft findet man sie nur in Importgeschäften.

Mit Miss Muesli scheint sich das aber langsam zu ändern. Zwei junge Frauen haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Frühstückstische im Reich der Mitte zu revolutionieren. Es handelt sich dabei um Anita und Klara.

Gegen Ende des Jahrs 2014 eröffneten beide ein kleines Geschäft in einem Beijinger Hutong. Dort verkaufen sie selbstgemachtes und gesundes Müsli. Ein Jahr später erwuchs daraus ein richtiges Unternehmen – Miss Muesli.

Doch wie ist es überhaupt dazu gekommen und wie kam das Müsli nach China? Die 33-jährige Anita aus Xi'an erklärt es:

„Ich studierte zwei Jahre lang in Deutschland. Zu dieser Zeit habe ich wirklich gerne Müsli zum Frühstück gegessen."

Anita kam nach Deutschland im Rahmen eines Austauschprogramms zwischen der Technischen Universität Xi'an (TUX) und der Hochschule der Medien (HDM) in Stuttgart. Sie studierte dort Druck- und Medientechnologie.

Nach ihrem Abschluss zog sie nach Beijing, um zu arbeiten. Dort traf sie ihre zukünftige Partnerin Klara aus der Tschechischen Republik. Beide teilten ein Interesse für einen gesunden Lebensstil und natürlich für Müsli.

Anfänglich war natürlich noch kein Unternehmen geplant, dies geschah eher durch Zufall. Klara lieferte die Rezepte, die zur Grundlage von Miss Muesli werden sollten.

„Wir beide mochten zu dieser Zeit unsere alten Jobs nicht sehr. Aber wir beide mochten es, Müsli zu essen, darum sagten wir uns ‚ok', warum bauen wir uns nicht etwas Eigenes auf. Wir beide haben unsere alten Arbeitsverhältnisse gekündigt. Ich denke, das war eine große Chance, gesundes Frühstück den Chinesen näherzubringen. Zu dieser Zeit waren Müsli- oder Granola-Produkte in China nicht sehr verbreitet. Wenige Chinesen kannten sie."

Müsli mag in China neu sein, aber Haferflocken sind hier durchaus bekannt, wenn auch nicht so gesund, wie Anita meinte. Man nennt sie mai pian. Mit dem Müsli haben die beiden aber eine andere Zielgruppe vor Augen:

„Als wir Miss Muesli vor zwei, drei Jahren gründeten, konnte man Müsli- und Granola-Produkte nur in den Importläden Chinas und Beijings ausfindig machen. Jedoch gibt es so etwas wie Müsli auch in China, aber es ist sehr ungesund, schmeckt komisch und wird mit allerhand Chemikalien und etwas Milchpulver aufbereitet. Es wird hauptsächlich von alten Menschen gegessen. Junge Menschen mögen dieses Produkt nicht wirklich."

Da Müsli so schwer erhältlich war und beide viele ausländische Freunde in China hatten, war schnell klar, dass sie ein Müsligeschäft eröffnen mussten. Unter den Ausländern in Beijing, die oft als „Expats" bezeichnet werden, wurde das Müsli schnell zum Verkaufsschlager. Nach einem Jahr im Geschäft haben aber auch Chinesen Interesse am Müsli gefunden. Bereits Ende 2015 waren 80 Prozent ihrer Kunden Chinesen.

Dank dieser neuen Kundengruppe entschieden sie sich zu expandieren. Sie machten aus ihrem Hutong-Geschäft ein richtiges Unternehmen. Mittlerweile haben sie eine Fabrik in Shanghai angemietet.

Sie verkaufen ihre Müslis in Importmärkten und an ausgezeichnete Sterne-Hotels, aber das große Geschäft findet online statt. Wie Anita erklärte, sei E-Commerce beziehungsweise Onlinehandel im Moment das boomende Geschäft in China. Sie verkauften den Großteil ihrer Produkte über chinesische E-Commerce-Plattformen, wie Jingdong oder Taobao.

Doch eine Frage bleibt noch offen: Warum steckt Müsli im Namen? Warum wählten sie nicht die chinesische Entsprechung, gerade da sie ja möglichst viele Chinesen erreichen möchten?

„Unsere Marke heißt Miss Muesli, da wir, die Gründer, zwei Frauen sind. Müsli ist ein sehr authentischer Begriff, der beschreibt, was wir machen. – Wir stellen echtes Müsli her. Müsli kommt aus der Schweiz. Ein Arzt aus der Schweiz hat als erster dieses Produkt erfunden – es wurde Müsli genannt. Wir wollen sehr authentisch sein, darum nennen wir uns Miss Muesli."

Miss Muesli sind im Moment auf der Suche nach Investoren.

Text: Maik Rudolph

Bilder: Mit freundlicher Unterstützung von Miss Muesli zur Verfügung gestellt.

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