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Wiederbelebung der Fischerkultur in Qingdao
  2017-11-29 16:48:01  cri

 

 

 

Seit tausenden Jahren betreiben die Menschen an der Küste der ostchinesischen Hafenstadt Qingdao Fischfang und Meersalzgewinnung. Zahlreiche alte Sitten und Gebräuche prägten das Leben der Fischer. Heute führen die Menschen ein modernes Leben und die alten Traditionen verschwinden nach und nach. Nun hat man begonnen sie vor dem Vergessen zu retten und wiederzubeleben…

Im Fischerdorf Hanjia in Qingdao singt die 67 jährige Yin Suzhen für Touristen ein Fischerlied übers Muscheln suchen.

„Früher gingen wir, die Frauen, bei Ebbe zum Strand, um mit Schippen Muschel auszugraben."

Der 78jährige Han Xinde war 60 Jahre lang Fischer. Han sagt, dass früher die Meeresfrüchte aus der Jiaozhou-Bucht von sehr guter Qualität waren:

„Die Meeresfrüchte der Jiaozhou-Bucht sind die besten. Damals gab es keine Aquakultur-Industrie, und die Menschen fingen einfach alles, was ihnen ins Netz kam. Am Abend kehrten die Fischerboote voll beladen mit Fisch zurück. Diese Szenen waren wunderschön."

Aber mit der Zeit verschwanden diese Momente. Durch rücksichtlose Maßnahmen zur Landgewinnung und durch die Umweltverschmutzung ist die Jiaozhou-Bucht immer kleiner geworden, und den Fischern bleiben immer weniger Plätze für den Fischfang. Dazu sagte Xiao Xiangshan, Historiker in Qingdao:

„Bis heute ist die Fläche der Jiaozhou-Bucht um zwei Siebtel der früheren Ausdehnung geschrumpft. Mehr als 70 Prozent der Fischer können keinen Fischfang mehr betreiben."

Die Menschen an der Küste können mittlerweile auch kein Meeressalz mehr gewinnen. Fischer Han sagt uns, früher wäre die Salzgewinnung in seinem Dorf sehr professionell betrieben worden.

„Früher waren 300 Meter von unserem Dorf entfernt schon die Felder zur Salzgewinnung - damals war sie sehr weit entwickelt."

Schon seit einiger Zeit sind die alten Sitten und Gebräuche der Fischer, und das alte Handwerk der Salzgewinnung vom Aussterben bedroht. Alte Fischerdörfer, Salzfelder und Fischerboote verschwinden nach und nach. Diese Tatsache bedauert das Mitglied der Qingdaoer Akademie der Sozialwissenschaften, Zhang Shufeng, sehr:

„Die traditionelle Kultur Chinas hat ihre Wurzeln auf dem Lande. Wenn alle Dörfer abgerissen und nur noch Hochhäuser gebaut werden, die alle gleich sind, gibt es keinen Unterschied mehr zwischen Stadt und Land. Wie will man so die Traditionen und die Kultur auf dem Lande erhalten?"

Mittlerweiler sind sich immer mehr Leute dieses Problems bewusst. Das Dorf Hanjia wurde zum „Dorf der Fischerkultur" erklärt. Hier werden alle alten Gegenstände die für den Fischfang genutzt wurden, aufbewahrt, restauriert und den Touristen präsentiert. Han ist stolz auf die Entwicklung:

„Nachdem das „Dorf der Fischerkultur" gegründet wurde, konnten viele Gegenstände für den Fischfang erhalten werden, wie zum Beispiel die Einrichtungen eines Fischerboots und Fischnetze. Die Touristen bewundern die Sachen sehr, weil sie so etwas noch nie gesehen haben."

Neben den Gegenständigen bleiben nun auch die Traditionen der Fischer lebendig. Seit 2012 veranstalten die Bewohner des Dorfs Hanjia zum Qingming-Fest, dem chinesischen Totenfest Anfang April, eine große Opferzeremonie für den Fischergott Langjun. Historiker Xiao war dieses Jahres dabei und zeigte sich sehr berührt:

„Langjun hat unsere Vorfahren den Fischfang gelehrt, und hat damit den größten Beitrag zur Entwicklung der Fischerei geleistet. Wir veranstalten jedes Jahr das Fischergottfest, um die Jugendlichen zu mahnen, die Geschichte wertzuschätzen, sich an die Vorfahren zu erinnern, und unsere Kultur von Generationen zu Generationen weiterzugeben."

Übersetzt von Li Yan
Gesprochen von Lü Xiqian

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