20171115-Portrait
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Stefan Sklenka ist vor 16 Jahren – also im Jahre 2002 –, nach China gekommen. Allein 15 Jahre davon verbrachte er in Beijing, dort lebt er auch heute noch. Er ist Deutschlektor an der Chinesischen Volksuniversität.
Nach China trieb ihn die Arbeit an der Universität, aber auch sein Interesse am Land. Hören wir ihn selbst dazu:
„Nach dem Studium wollte ich mal ein bisschen Luftveränderung und bin nach China gekommen, weil ich mich für das Land und die Leute interessierte und wollte ein bisschen die Sprache lernen und wollte ein bisschen Kampfkunst lernen. Und ich hatte ursprünglich vor, nur für ein Jahr hier zu bleiben und bin dann hier hängen geblieben, weil mir die Arbeit gut gefallen hat, weil mir das Land gut gefallen hat. "
Wie er später erzählte, hatte es sich sogar um eine sehr spontane Entscheidung gehandelt, nach China zu gehen, doch an seinen ersten Kulturschock kann er sich aber nicht mehr erinnern. In heiterer Stimmung erklärte er, dass dieser Moment nun schon zu lange zurück liege. Er vermochte sich zwar nicht an den konkreten Moment erinnern, doch in der Anfangszeit prägend für ihn waren die Massen an Menschen. Sie waren überall – in Bus, U-Bahn und auf den Straßen –, wie er meint. Der damit einhergehende ständige Geräuschpegel sei gewöhnungsbedürftig gewesen. Es kostete ihm etwas Zeit, sich daran zu gewöhnen. Ein ruhiges Plätzchen zum Entspannen in den Städten zu finden, so Stefan, sei ebenso schwierig gewesen. Inzwischen hat er sich aber sehr gut mit dem turbulenten Leben in Chinas Metropolen arrangiert.
Darum verwundert es auch nicht, dass er sich kaum Gedanken über eine Heimkehr nach Deutschland macht.
„Ja, nachdem ich schon so viele Jahre hier bin, bin ich ja – ist mein Lebensmittelpunkt schon in China, deswegen habe ich momentan auch noch keinen Plan, zurückzugehen. Mal sehen, was die Zukunft bringt."
Einen Grund zur Rückkehr hat er auch nicht wirklich. Seine Unikarriere in China geht voran:
„Also, ich unterrichte Germanistikstudenten im Bachelor-Studium und ich habe halt verschiedene Kurse: Spracherwerb, auch so ein bisschen Landeskunde und Linguistik und so weiter. Das ist meine hauptsächliche Arbeit. Und nebenbei arbeite ich ab und zu nochmal für verschiedene Verlage, arbeite an irgendwelchen Lehrwerken mit."
Stefan meint, es gebe genug Arbeitsmöglichkeiten für Deutschlektoren in China. In welche Richtung genau diese Karriere für ihn weitergehen wird, kann er aber noch nicht sagen. Kürzlich hat er erst ein neues Werk veröffentlicht:
„Ich habe jetzt gerade ein Buch fertiggestellt, an dem ich über ein Jahr lang geschrieben habe. Das ist ein Buch – ein Lehrwerk für Zeitungslektüre, für Germanistikstudenten im Bachelorstudium."
Er bezweckt damit, Studenten der deutschen Sprache in ihrem Textverständnis zu verbessern:
„Es geht halt darum, Zeitungstexte zu lesen, zu verstehen und zu analysieren. Also die verschiedenen Textsorten im Journalismus: so von der Nachricht über Meldung, Reportage, Kolumne und Glosse und so weiter. So ein bisschen die Textmerkmale kennenlernen und verstehen, aber auch allgemein das Leseverständnis zu verbessern."
Neben seiner Arbeit verfolgt er aber auch noch eine andere Leidenschaft – den Kampfsport:
„Ich habe noch in Deutschland, als ich Student war, an der Uni angefangen mit Kampfkunst. Ich habe ein bisschen chinesische Kampfkunst dort gemacht und auch mit Aikido angefangen, gleichzeitig. Als ich dann nach Peking gekommen bin, habe ich mich umgeguckt, habe versucht, einen guten Aikido Dojo zu finden und habe dann da weitergemacht. Das mache ich bis heute. Und dann vor vier Jahren habe ich dann so meine eigenen Schüler gesucht, einen eigenen Dojo aufgemacht und seitdem unterrichte ich auch."
Er hat mittlerweile zwei Dojos. Einer befindet sich bei der Chinesischen Volksuniversität und der andere im Beijinger Stadtteil Dongcheng im Kulturzentrum 27 Yuan.
„Einer meiner Schüler, Elie, hat uns geholfen, den Ort zu finden und das ist ganz toll. Er ist in so einem kleinen si he yuan 四合院, ein Court, ein Innenhof und ist ganz toll gelegen. Schöne ruhige Umgebung mit Bäumen und so weiter und ein kleines Café ist daneben und es ist eine tolle Atmosphäre, da üben wir sehr gern."
Neue Schüler hat der zweite Dojo noch nicht angezogen. Dies ist aber auch nicht verwunderlich, da der Dojo im 27 Yuan noch sehr neu ist. Momentan wirbt er viel dafür im Internet und hofft auf interessierte neue Schüler in der Zukunft.
Das war Stefan Sklenka – Aikido-Lehrer und Deutschlektor in Beijing.
Text und Interview: Maik Rudolph
Fotos: Maik Rudolph