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Konkurrenzkampf in der Schule – Jetzt auch unter den Eltern
  2017-11-10 10:31:41  cri

Dass die Konkurrenz in chinesischen Schulen besonders hart ist, weiß jeder. Nun breitet sich diese Konkurrenz aber auch verstärkt auf die Eltern aus. In letzter Zeit sorgte die Wahl eines Elternkomitees in einer Shanghaier Grundschule im chinesischen Netz für Gesprächsstoff. Der extreme Wahlkampf spiegelte die Angespanntheit der chinesischen Eltern wider und regt die Öffentlichkeit erneut zur Diskussion über die Funktionen eines Eltern-Komitees an.

Die Lebensläufe einiger Elite-Eltern, die sich zur Wahl eines Elternkomitees an einer Shanghaier Grundschule gestellt haben, haben in der letzten Zeit für großen Gesprächsstoff in sozialen Netzwerken gesorgt. In ihren Wahlvorstellungen betonten diese Eltern ihren außerordentlichen Bildungshintergrund, prahlten mit ihren guten Jobs und stellten sich als ideale Vorbilder für die Kinder dar. Screenshots der Vorstellungen machten innerhalb kürzester Zeit auf der Messenger-App WeChat ihre Runde.

„Ich habe mein Studium an der Central Michigan University absolviert und arbeite nun im Bereich der Private-Equity-Fonds", schrieb eine Mutter und ergänzte, dass ihr Mann, ein Doktor, beim Staatlichen Chinesischen Devisenamt arbeite. Sie listete eine Reihe von Gründen, um zu beweisen, dass sie die perfekte Kandidatin für das Elternkomitee sei: „Ich war drei Jahre lang die Präsidentin des Elternkomitees im Kindergarten meines Kindes. Meine Arbeitszeiten sind flexibel und ich kann deshalb jederzeit da sein, wenn ich gebraucht werde. Und ich bin ein großer Fan vom Fotografieren und kann bei Klassen-Aktivitäten schöne Fotos der Kinder machen…"

Neben der ersten ambitionierten Kandidatin beteiligten sich zwei weitere Elternpaare an der Wahl.

„Ich war während meines Doktor-Studiums Präsident der Studentenvereinigung", schrieb ein Vater. „Nun sind meine Frau und ich Professoren an einer Universität, die sich auf Finanzen und Buchhaltung spezialisiert."

„Ich bin weit weniger kompetent als die anderen multitalentierten Eltern. Ich interessiere mich nur fürs Schreiben und Malen", schrieb eine Mutter scheinbar zurückhaltend. „Nun arbeite ich als Personalmanagerin bei einem internationalen Unternehmen. Und es ist so schön, hier so viele ehemalige Schüler der Tongji-Universität zu treffen."

Die Wahlreden dieser Eltern beunruhigten das ganze chinesische Netz. Einige kritisierten die großtuerische Zurschaustellung der Eltern, andere spotteten über sich selbst: „Tut mir leid mein zukünftiges Kind" oder „Es ist schockierend, wenn man nur darüber nachdenkt, ein Kind zu haben."

„Die Härte des Wahlkampfes ist sogar mit der Präsidentschaftswahl in den USA zu vergleichen", kommentierte ein Zeitungsartikel.

Zwar teilen viele Eltern die Ansicht, dass die Screenshots der Vorstellungen, die online viral gingen, beinahe pathologisch seien, aber sie würden wohl dasselbe tun, wenn es um die Zukunft ihrer eigenen Kinder gehe.

„Mitglied des Elternkomitees zu sein, bedeutet, dass du mehr Chancen hast, mit den Lehrern in engem Kontakt zu stehen", erzählt Frau Wu, die Mutter eines achtjährigen Kindes. „Und davon wird dein Kind mit Sicherheit profitieren. Denn viele Chancen und Ressourcen werden vor allem unter denjenigen Kindern verteilt, deren Eltern Mitglied des Elternkomitees sind."

„Hinter der harten Wahl steckt die extreme Angst und Sorge chinesischer Eltern", sagt Professor Fan Xianzuo von der Pädagogischen Universität Huazhong. „Sie befürchten, dass ihre Kinder schon an der Startlinie das Spiel verlieren. Die Konkurrenz zwischen den Kindern ist schon längst zu einer Art Wettbewerb der Eltern geworden. "

Text Hu Hao

Bild via www.chinadaily.com.cn

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