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Chinas bargeldloses Leben
  2017-10-17 12:08:05  cri


Für die meisten Menschen ist es Gewohnheit, einen Geldbeutel mitzunehmen, wenn sie das Haus verlassen. Mit der Entwicklung von Mobilbezahlungen über Apps wie Alipay oder WeChat haben viele Chinesen diese Angewohnheit aber abgelegt. Besonders junge Chinesen verzichten häufig auf das Mitführen von Bargeld.
 

Herr Yan ist in den 1990er Jahren in der Provinz Shandong geboren und hat gerade sein Masterstudium an einer Universität in Beijing abgeschlossen. Er trifft sich mit seinem Freund Herr Wang in einem Café in einem Kaufhaus. Außer seinem Handy führt er nichts bei sich. Die Tasse Kaffee bezahlt er mit einer App für Mobilbezahlungen.

„Online-Bezahlungen per Handy machen in Beijing 70 bis 80 Prozent des alltäglichen Konsums aus. Bargeld ist nur ein kleiner Teil."

„Ich habe normalerweise weniger als 100 Yuan dabei, wenn ich das Haus verlasse. Jetzt habe ich nur zehn Yuan bei mir. Ich mache mir keine Sorgen, wenn ich das Handy mitnehme."

Nach dem Treffen fahren sie zum Bahnhof, denn Herr Yan möchte mit dem Zug nach Shandong fahren. Auf dem Parkplatz des Kaufhauses müssen sie Parkgebühr bezahlen. Aber auch dies geht ohne Bargeld. Es dauert nicht einmal eine Minute, das Autokennzeichen in einer Schnell-Zahlungsmaschine einzugeben und dann eine der zahlreichen Zahlungsmethoden auszuwählen.

Aber nicht nur junge Menschen zahlen mit dem Handy, die meisten Chinesen haben ihr Bargeld inzwischen durch das Mobiltelefon ersetzt. Statistiken zufolge wurden im Jahr 2016 insgesamt 157 Billionen Yuan RMB mit dem Handy bezahlt. Im Vergleich zum Vorjahr war das eine Steigerung um etwa 86 Prozent.

Viele Supermärkte, Krankenhäuser und Apotheken in Beijing haben inzwischen Geräte eingeführt, um Mobilbezahlungen anzunehmen. Selbst kleine private Händler stellen ihre QR-Codes zur Verfügung, damit Kunden sie mit einer App scannen und so bezahlen können.

„Bei Handyzahlungen muss ich kein Wechselgeld herausgeben. Außerdem muss ich mir keine Sorgen darüber machen, dass ich Falschgeld erhalten könnte."

Zwar ist das Bezahlen durch QR-Codes sehr bequem, aber es ist nicht immer die sicherste Methode, wie Qin Yunchuan, technischer Zuständiger eines Unternehmens für die Herstellung von QR-Code-Scanmaschinen in Shenzhen erklärt.

„Die Informationen der QR-Codes sind leicht zu erhalten, andererseits kann das Handy der Konsumenten leicht von Viren wie Trojanern infiziert werden. Es besteht also ein Sicherheitsrisiko, wenn mit dem Handy und QR-Codes bezahlt wird."

Um diese Gefahren zu beseitigen, entwickeln Alipay und WeChat immer neue Sicherheitsmethoden. Sie wollen Online-Bezahlungen in jedem Aspekt sicher gestalten. WeChat arbeitet außerdem mit dem Versicherungsunternehmen PICC China Life Insurance Company zusammen und hat ein Entschädigungssystem entwickelt. Wenn ein WeChat-Konto bestohlen wurde oder Betrug vorlag und es wurde festgestellt, dass WeChat schuld ist, wird der Konsument entschädigt. Der WeChat-Zuständige Liu Peng erklärt:

„Wir arbeiten mit PICC zusammen. Wir entschädigen die gesamte Summe. Wenn jemand wirklich bestohlen oder betrogen wurde, werden wir den Kunden in einem bestimmten Ausmaß entschädigen, damit der Verlust der Konsumenten möglichst verringert wird."

Mit der zunehmenden Gewährleistung der Sicherheit haben sich Mobilbezahlungen schnell entwickelt. In den letzten Monaten haben einige chinesische Städte erklärt, bargeldlose Städte aufbauen zu wollen. Sie werden mit Finanz- und Technik-Unternehmen zusammenarbeiten, um die Bereiche Verkehr, Medizin, Bildung und Sozialabsicherung bargeldlos zu machen.

Mit der steigenden Zahl chinesischer Touristen im Ausland werden Alipay und WeChat auch international immer gefragter. Alipay arbeitet daher mit dem Finanzunternehmen First Data zusammen und steht nun bei vier Millionen Händlern in den USA zur Verfügung. Dazu gehört auch das bekannte Michelin Restaurant Crystal Jade in San Francisco. Die Marketing-Direktorin des Restaurants, Catherine Fenelon, hat früher in China gearbeitet und ist sich der schnellen Entwicklung von Chinas Mobilbezahlungen bewusst. Sie ist davon überzeugt, die bargeldlosen Bezahlungen durch Alipay, WeChat und Co. würden mehr chinesische Gäste anziehen.

„Viele Chinesen werden reinkommen, wenn sie das Alipay- oder WeChat-Symbol an der Tür unseres Restaurants sehen. Sie sind sehr aufgeregt. Sie können meistens kein Englisch und finden es sehr bequem, Alipay oder WeChat benutzen zu können."

Alipay ist inzwischen in 26 Ländern und Regionen vertreten und es kann in 18 ausländischen Währungen bezahlt werden. WeChat-Bezahlungen stehen in 15 Ländern und Regionen zur Verfügung und bieten zwölf ausländische Währungen an. Der britischen „Financal Times" zufolge ist die Nutzung von Mobilbezahlungen von chinesischen Konsumenten deutlich fortschrittlicher als in vielen entwickelten Ländern. Sie hätten das Bezahlverhalten in China vollständig verändert. Früher fühlte man sich unwohl, wenn man ohne Bargeld das Haus verließ. Heute fühlt man sich nackt, wenn das Handy fehlt.

Verfasst von Yu Yue

Gesprochen von Liu Xinyue

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