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Wolken-Brokat aus Nanjing –so wertvoll wie Gold
  2017-09-06 08:56:25  cri

 

Die Geschichte des Wolken-Brokats geht bis ins Jahr 417 nach Christus zurück. Im antiken China durfte der kostbare Stoff nur von der kaiserlichen Familie und den höchsten Regierungsbeamten getragen werden. Für alle anderen sozialen Klassen war er tabu.

Die Herstellung einer einzigen Brokatarbeit erfordert den Einsatz von zwei Handwerkern. Der Handwerker, der am oberen Ende des großen Webstuhls sitzt, ist der Gestalter und verantwortlich für die Reihenfolge der Fäden, damit keine Fehler im Muster auftreten. Der zweite Handwerker ist der Weber, er verwebt die Fäden. Bei jeder Brokatarbeit muss der Gestalter bis zu 14.000 Fäden im Auge behalten und immer wieder so verschieben, wie es im Muster vorgegeben ist. Die Fertigstellung einer Robe oder eines Kleides kann bis zu zwei Jahren dauern – durchschnittlich kommen die Weber fünf Zentimeter am Tag voran. Im Volksmund heißt es, der Wolken-Brokat sei genau so wertvoll wie Gold. Zhou Shuangxi, Experte in Sachen Wolken-Brokat, erklärt uns, warum.

„Der erste Grund, weshalb der Wolken-Brokat so wertvoll ist, ist der Materialeinsatz. Jeder Wolken-Brokat wird mit drei Elementen geschmückt, nämlich Gold, verschiedene Farben und Pfauenfedern. Der zweite Grund ist der Arbeitsaufwand. Früher wurden daraus die Gewänder der Kaiser gemacht, deswegen wurde die aufwendigste Technik benutzt und die edelsten Materialien verwendet."

Mitte des letzten Jahrhunderts ging die Kunst, Wolken-Brokat herzustellen, fast verloren. Nach der Gründung der Volksrepublik investierte die chinesische Regierung viel Geld und Personal, um das immaterielle Kulturerbe zu schützen. Vor diesem Hintergrund wurde das Nanjinger Forschungsinstitut für Wolken-Brokat ins Leben gerufen. Die Mitarbeiterin des Instituts, Rao Xue, erzählt:

„1956 sagte der damalige Ministerpräsident Zhou Enlai wörtlich, die Genossen in Nanjing müssten den Wolken-Brokat unbedingt bewahren und weiterentwickeln. Im darauffolgenden Jahr wurde unser Institut gegründet. Es ist das erste Forschungsinstitut für Handwerkskunst in China. Seitdem wird die Webkunst bewahrt und kreativ weitergeführt."

Um das wertvolle Textil bekannt zu machen, wurde 1982 das Nanjinger Brokatmuseum eröffnet. 2009 wurde der Wolken-Brokat auf die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Während der Expo in Mailand 2015 wurde im Rahmen der „Nanjing-Woche" ein Porträt der Mona Lisa aus Wolken-Brokat zur Schau gestellt. Vier Künstler arbeiteten knapp dreitausend Stunden daran. Zhou Shuangxi erinnert sich:

„Das Werk auf der Expo in Mailand war ein Versuch. Während der „Nanjing-Woche" versuchten wir, die Mona Lisa, ein Symbol westlicher Kunst, mit dem traditionellen Handwerk aus Nanjing zu verweben. Das war damals eine große Sensation, denn niemand hätte gedacht, dass das berühmte Porträt so realistisch als Webstoff wiedergegeben werden könne."

Zhou Shuangxi erzählt, dass sich die Textilgestalter aus Nanjing oft mit Designern aus aller Welt austauschen. Einerseits könne man dadurch die Webkunst bekannter machen, und andererseits zu neuer Inspiration gelangen. Außerdem sei sein Institut dabei, die Produktpalette zu erweitern, damit sich bald auch mehr normale Menschen den wertvollen Wolken-Brokat leisten können.

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