Das Sun Music Festival ist eines der größten Musikfestivals Chinas. Das Festival im Zhangbei-Grasland in der Provinz Hebei fand 2009 zum ersten Mal statt. Damals konnte das dreitägige Festival bereits 100.000 Besucher verzeichnen. Seitdem wird es jedes Jahr im Juli organisiert und konnte im vergangenen Jahr bereits 600.000 Besucher anziehen. Ein Grund für diese hohen Besucherzahlen ist die musikalische Vielfalt des Festivals.

Denn neben moderner Popmusik präsentieren sich auf den insgesamt drei Bühnen auch Singer-Songwriter, Jazz-Künstler, Independent-Musiker, EDM-DJs sowie Rocker und Heavy Metaller. In diesem Jahr zeigte sich aber dennoch, dass vor allem die Rockkünstler das chinesische Publikum fest in ihrer Hand hatten. So entstanden regelrechte Völkerwanderungen, wenn eine Rockgruppe die Bühne betrat. So auch bei der 1997 gegründeten Beijinger Gruppe Suffocated.

Aber natürlich muss das größte Musikfestival Chinas auch international sein. Aus diesem Grund wurden auch Gruppen aus Österreich wie MESS oder Unearth aus den USA eingeladen, um den chinesischen Besuchern so richtig einzuheizen. Aber nicht nur ausländische Gruppen, auch ausländische Lieder fanden eine Bühne. So präsentierte sich die Band Laomo nicht nur mit einem Deutschen Musiker an Gitarre und Gesang, sondern sang auch gleich eine chinesische Version des deutschen Hits „Skandal im Sperrbezirk".

So gut und abwechslungsreich die Musik aber auch war, der Aufbau der Bühnen sorgte für einige unangenehme Effekte. Denn wer nicht direkt vor einer Bühne stand, wurde von einer zweiten Bühne ebenfalls beschallt. Dieses musikalische Durcheinander konnte kein noch so guter Song retten und machte ein gemütliches zwischen den Bühnen im Gras sitzen, zu einem Wechselbad der Gefühle.

Und während in den vergangenen Jahren zahlreiche große Namen der chinesischen Musikindustrie sich die Ehre gaben, sah es an dieser Front in diesem Jahr etwas mau aus. Zwar kehrten mit Xu Wei und NZBZ Künstler der vergangenen Jahre zum Festival zurück, aber wirklich retten konnten sie das Line-up nicht. Und auch die Tatsache, dass das Jazz-Duo Mr.Miss, das vor kurzem sogar zum ersten Mal die Spitze der Charts anführen konnte, bereits am Freitag auftrat, machte es für viele Besucher unmöglich, das Duo zu sehen.

Wer sich bestimmte Künstler anschauen wollte, musste außerdem gut planen. Staus auf der Autobahn und auf Umgangsstraßen, auf dem Weg zum Parkplatz sowie endlose Schlangen an den Ticket- und Taschenkontrollen sorgten bei vielen Festivalbesuchern nämlich für mehrere Stunden Verspätung. Einige Besucher verpassten dadurch natürlich die Künstler, die sie eigentlich sehen wollten. Aber was soll man beim größten Musikfestival in China und Besucherzahlen von über 600.000 auch anderes erwarten?

Text und Foto: Sabrina Sicking