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Angst vor der Sonne: Bleich ist chic
  2017-06-13 11:24:33  cri

 

Es ist Sommer in Beijing. Die Sonne brennt vom Himmel und das schon seit fast zwei Monaten. Höchste Zeit, die Kleidung mit den langen Ärmeln, die Jacken, Mützen, Handschuhe und Regenschirme endgültig in die hinterste Ecke des Kleiderschranks zu verbannen und sich dann mit einem Hauch von Nichts am Körper in den Stadtpark oder ins Freibad zu legen und sich die Sonne auf den Pelz scheinen zu lassen. Mit der Hoffnung auf ein wenig Bräune selbstverständlich. Ein europäisches Freizeitvergnügen, das bei Chinesinnen vermutlich Panikattacken auslösen würde. Denn trotz aller westlichen Einflüsse hält sich hartnäckig das traditionelle Schönheitsideal einer makellosen, porzellanweißen Haut. Und um möglichst unbeschadet durch die „Gefahrenzone Sommer" zu kommen, nimmt vor allem die Damenwelt einiges auf sich. Der aufwändig mit zum Teil aggressiven Bleichmitteln aufgehellte Teint muss schließlich erhalten bleiben. In China enthalten sehr viele Körper- und Gesichts-Cremes Bleichmittel, die aber auch entsprechend teuer sind. Ein Bad in der Sonne wäre da nicht nur ein Frevel an der vornehmen Blässe, sondern auch am Geldbeutel.

Sonnencremes werben mit Lichtschutzfaktoren, die so hoch sind, dass sie schon wieder fragwürdig wirken. Wenn eine Lotion mit LSF 50 bereits 100 Prozent aller schädlichen UV- Strahlen blockt, was tut dann eine Creme mit LSF 130?

Wer nicht zur teuren Creme greifen will, muss andere Wege finden, die Sonne zu überlisten. Und so wandern die langen Ärmel, Jacken und Regenschirme eben nicht in den hintersten Winkel der Garderobe.

Gerade im Straßenverkehr ist ein besonderes Phänomen zu beobachten: Die fahrenden „Mumien"- vollständig verhüllte Damen auf ihren E-Bikes, bei denen kein Millimeter Haut zu sehen ist. Und das nicht aus religiösen Gründen, sondern allein aus Angst vor der Sonne. Ein Hut mit extra-breiter Krempe, ein reflektierender Sichtschutz in der Art einer Baseballkappe, die mit dem Schild über dem Gesicht getragen wird und bis unters Kinn reicht, ein Schal für den Hals, eine dünne Jacke mit langen Ärmeln, Handschuhe und eine lange Hose komplettieren das Outfit, das bestimmt auch in der Lage wäre, kosmische Strahlung im Weltraum abzuwehren.

Dabei ist Sonnenlicht wichtig für den Körper. Dieser benötigt dringend ein gewisses Quantum an Sonnenlicht pro Tag, um das lebenswichtige Vitamin D, das für gesunde, stabile Knochen sorgt, herzustellen. Ein 10- bis 15-minütiger Spaziergang mit entblößten Armen reicht dafür oft aus. Für so manche auf ihre Schönheit bedachte Chinesin ein Ding der Unmöglichkeit. Der Regenschirm muss mit! Und so verdienen auch weiterhin die Sonnenschutzcreme-, Reflektorkappen-, Sommerjacken-, Handschuh- und Regenschirmhersteller und langfristig vermutlich auch die Ärzte an der vornehmen Blässe.

Svenja Schmidt

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