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Prof. Wang Jianxin kennt die antike Seidenstraße wie seine eigene Westentasche. In den vergangenen zwanzig Jahren hat er Hunderte historische Stätten entlang der Handelsrouten besichtigt. Inzwischen ist der 64-jährige Archäologe davon überzeugt, die Geheimnisse des Großen Yuezhi, eines antiken inzwischen spurlos verschwundenen nomadischen Königreichs, enthüllen zu können.
Wang Jianxin ist Professor an der Universität Nordwestchinas in Xi'an. Xi'an war während der boomenden und glorreichen Jahre der Seidenstraße die Hauptstadt des chinesischen Kaiserreichs. Spezialisiert hat sich Professor Wang auf den Verkehrskorridor, der Xi'an – damals bekannt als Chang'an – über Tausende Kilometer hinweg mit Zentralasien verband. Zentralasien war zu jener Zeit Heimat von zahlreichen Minderheiten und Volksgruppen, die bereits vor langer Zeit verschwunden sind und oft nur geringe Spuren hinterließen. Ein Beispiel dafür sei das Verschwinden des Großen Yuezhi, das seit jeher ein Rätsel für Historiker, Anthropologen und Linguisten darstelle, so Prof. Wang Jianxin.
Archäologen gehen davon aus, dass mehrere nomadische Volksgruppen, die antiken historischen Aufzeichnungen zufolge im Westen der heutigen Provinz Gansu lebten, Zweige der ehemaligen Einwohner von Yuezhi waren. Eine Antwort hinsichtlich ihres jetzigen Verbleibs hängt mit der Entstehung und Zusammensetzung der Bevölkerungen in den Staaten Zentralasiens zusammen.
Im Verlauf seiner Forschungsexkursionen hat Prof. Wang bereits Ruinen des königlichen Palastes sowie zahlreiche Gräber des Großen Yuezhi gefunden. Nach dem Zerfall der ehemaligen Sowjetunion haben sich Archäologen aus aller Welt in Zentralasien versammelt. Im Jahr 2013 hat Prof. Wang in der kargen Wildnis entlang der Grenze zwischen Usbekistan und Tadschikistan seine Forschungsbasis eingerichtet. Seitdem arbeitet er mit seinen usbekischen Kollegen zusammen. Gemeinsam haben sie bereits eine große Grabstätte freigelegt, die zu der königlichen Familie des Kangju-Königreichs gehören könnte.