Wir über uns Kontakt Jobs Fragen? Archiv
Poeten auf Reisen
  2017-05-05 10:51:29  cri

 

Oft sind es die kleinen Dinge, über die Jimmy Brainless, der Wiener mit Taiwaner Wurzeln, singt. Gedanken, die er ordnen muss, Momente, die er bewahren möchte. Seine Reisebegleitung, der Wiener Buchautor und Poetry-Slamer Elias Hirschl und er spielen virtuos mit der deutschen Sprache. In ihrer Heimat sind sie preisgekrönt, auf ihrer Tour freuen sie sich vor allem über den Kulturaustausch.

„Ich haben vor zwei Jahren in Taiwan mit meiner Band Gurkenalarm schon eine Tour gemacht. 14-tägig. Und wir haben bemerkt, dass das irrsinnig Spaß macht an deutschsprachigen Institutionen zu spielen und den Deutschlernenden einen Zugang zu vermitteln zur Sprache, weil es oft sehr theoretisch ist. Wir haben das Feedback bekommen, dass Leute, die sich die CD gekauft haben gemeint haben, dass es für sie ein Ansporn sei, sich noch mehr reinzulernen in die Sprache."

Ihre Texte und Lieder sind melancholisch, aus ungewöhnlichen Blickwinkeln geschrieben, mit spitzer Feder auf den Punkt getextet oder hochgradig verwirrend.

„Ich glaube, dass es Erwachsene mehr verwirrt als Kinder, Kinder haben schnell den Durchblick und können nachvollziehen was wir uns dabei gedacht haben."

„Bei mir ist das Problem, ich habe eine Idee, dann verknäult sich alles und ich weiß nicht mehr, wie ich da raus komme, deswegen sterben viele meiner Figuren, weil das die einfachste Auflösung ist. Ich habe diesen Text nur mit dem Vokal A. Das nennt man potenzielle Literatur, wenn man sich selbst Grenzen setzt, die man einhalten muss."

Und das klingt dann so:

„Clara sagte Anthrax. Was, sagt Anna. Adam macht Anthrax, sagt Clara. Kann Adam das, fragt Anna. Klar, sagt Clara, das schafft Adam. Hat Adam Angst, fragt Anna, dass das Anthrax Adam krank macht? Am Anfang ja, sagt Clara. Das war ja lachhaft, sagt Anna. Am Anfang war es das, sagt Clara. Adam war ja ganz achtsam, Man ahnt, dass Adam das ab kann… Dann starb Adam."

Genau, alles klar! Oder doch nicht? Abkühlung gefällig?

„Mein Vater hatte sich schön eingerichtet im Kühlschrank, er hatte eine Heizung, Lampe, eine Türschnalle und ein kleines Vorhängeschloss, aber er hatte zum Beispiel auch einen Fernseher, eine richtig fette Stereoanlage. Er hatte sogar einen Kühlschrank in dem Kühlschrank."

Völlig absurd, kafkaesk und erfrischend anders. Ihre Tour führt die beiden Künstler unter anderem noch nach Shanghai und Taiwan. Mit im Gepäck die Höhen und Tiefen des Lebens, weise Erkenntnis und luftiger Nonsens. Und vielleicht handelt ja die nächste Kooperation der beiden von ihren gemeinsamen Erlebnissen in Asien. Genug Stoff dafür dürften sie allemal gesammelt haben.

Svenja Schmidt

© China Radio International.CRI. All Rights Reserved.
16A Shijingshan Road, Beijing, China