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Aberglaube: Schwarzer Schwan verschwindet aus Kaufhaus in Beijing
  2016-12-06 15:06:20  cri

 

Vier Stunden nachdem in einem Einkaufszentrum für Luxusartikel in Beijing die Statue eines schwarzen Schwanes aufgestellt worden war, musste sie auch schon wieder verschwinden. Eilig trugen Arbeiter die Kunstinstallation aus dem Seasons Place-Gebäude im Stadtteil Xicheng, hieß es in einem Artikel auf dem Nachrichtenblog Shanghaiist.

Schon im Mittelalter galten Schwarzschwäne, auch Trauerschwäne genannt, als äußerst schlechtes Omen. Die dunkelgefiederten Vögel waren Vorboten für Krankheiten, Kriege oder Tod. Lange wurde aufgrund der Seltenheit in Europa die schiere Existenz der Tiere angezweifelt.

Die schwarze Figur eines Origami-Schwans mit rotem Schnabel, die Ende November in einem Kaufhaus in Beijing auftauchte, soll Mitarbeiter der gegenüberliegenden Staatlichen Kommission für Kontrolle und Verwaltung der Wertpapiere (CSCR) enorm irritiert haben. Die Furcht erklärt sich durch die in der Wirtschaft vor Jahren vorgestellte Black-Swan-Theorie. Nassim Nicholas Taleb, der ehemalige Finanzmathematiker und Experte für komplexe Finanzderivate, beschäftigte sich in seinem 2007 veröffentlichten Buch „Der Schwarze Schwan: Die Macht höchst unwahrscheinlicher Ereignisse" mit den oft radikalen Konsequenzen solch unvorhergesehener Begebenheiten. Es geht dem Wissenschaftler um den Umgang mit und die Interpretation von Zufallsgeschehnissen – den schwarzen Schwänen –, um die Gefahren gegenseitiger Abhängigkeiten im Bankenwesen und Finanzrisiken.

Mögliche Finanzrisiken wiegen in der Verwaltung von Wertpapieren ähnlich schwer wie ansteckende Krankheiten im Mittelalter. Die Auswirkungen sind für viele verheerend. Durch die schwarze Skulptur fühlten sich die CSRC-Mitarbeiter in Beijing wahrscheinlich beobachtet und eingeschüchtert, hieß es in Kommentaren online.

Erst Anfang des Jahres waren in China die Börsenwerte drastisch eingebrochen. Zum zweiten Mal nach Sommer 2015. Niemand möchte sich mit unglückverheißenden Symbolen zum einen an die Schockwellen von Finanzkrisen und Börsencrashs tagtäglich erinnern, noch Unvorhergesehenes heraufbeschwören.

Die anmutigen schwarzen Trauerschwäne halten sich übrigens im Gegensatz zu ihren rastlosen weißen Artgenossen ihr ganzes Leben lang in einem Umkreis von etwa 100 Kilometern auf. Eine Partnerschaft verläuft streng monogam. Die Umdeutung ihrer mit bis zu einer Million Exemplaren auch nicht besonders seltenen Erscheinung von unheilbringend zu stabil scheint mehr als angebracht.

Text von Marie Müller-Diesing Foto via Shanghaiist.com

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