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„Bücher in der U-Bahn" in China mehr Flop als top?
  2016-12-02 09:35:15  cri

 

Am 15. November wurden 10.000 Bücher in U-Bahnhöfen, Flugzeugen und Taxis in den drei chinesischen Metropolen Beijing, Shanghai, und Guangzhou verteilt. Der Zweck ist gut: Die Chinesen sollen dazu motiviert werden, mehr Unterwegszeit für das Lesen zu investieren. Doch das Echo im Volk ist anders als erwartet. Oder, die Leute haben das Konzept nicht richtig verstanden. In den überfüllten U-Bahnhöfen wurden viele der Bücher von den gestressten Fahrgästen ignoriert. Manche landeten sogar unter den Sitzen oder häuften sich neben den Mülleimern und wurden schließlich von Putzfrauen weggeräumt.

Im chinesischen Mikroblogging-Dienst Weibo kommentierten User, die geplante Aktion sei zwar gut gemeint, entspreche aber nicht den hiesigen Gegebenheiten.

„In den Morgen- und Abendstunden sind die Züge so voll, dass man sich selbst mit aller Mühe reinpressen muss. Wo gibt es denn Platz zum Lesen? "

„Bücher sieht man in der U-Bahn gar nicht, nur Menschen."

Einige andere Internetuser sehen in der Aktion nichts anderes als einen kurzen Kommerz-Trend:

„Ich sehe nicht, dass die Aktion viel bringen kann. Lediglich eine Formsache."

„Du liest gerne, keiner wird dich stoppen. Du liest nicht gerne, dann hilft es auch nicht, wenn jemand dir ein Buch in die Hand drückt. "

Dass in den U-Bahnen kein Platz für Bücher sein soll verwundert, denn für große Smartphones reicht es allemal. Die Chinesen lesen offenbar wirklich nicht gerne. Einer Untersuchung über das Leseverhalten der Bürger zufolge las jeder Chinese 2015 durchschnittlich nur 4,58 Bücher auf Papier. In öffentlichen Verkehrsmitteln bekommt man meistens nur Menschen zu Gesicht, die auf ihren Handys chatten oder spielen.

Wie kann man die Leute zum Mehr-Lesen motivieren? Die chinesische Version von „Bücher in der U-Bahn" versucht es zumindest. Neben den zahlreichen kritischen Stimmen gibt es auch nicht wenige Internetnutzer, die auf den positiven Sinn dieser Aktion hinweisen:

„Zumindest bietet sie den nicht lesefreudigen Menschen eine Chance, echte Bücher wieder einmal in die Hand zu nehmen."

„Es kann auch sein, dass Leute die gefundenen Bücher gar nicht lesen. Aber es weckt mehr oder weniger das Interesse der Menschen fürs Lesen auf. "

„Wenn alle anderen lesen, wirst du auch lesen."

Das Unternehmen Xinshixiang, das die Aktion organisiert hat, ist jedenfalls nicht enttäuscht. „Auch wenn nur 1.000 der 10.000 verteilten Bücher gut behandelt werden und sie den Findenden nur zwei Minuten Lesefreude bringen, haben wir schon was erreicht", erklärte ein Firmensprecher. Ähnliche Aktivitäten sollen folgen.

Text von Hu Hao

Foto via http://www.ithome.com/

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