In der chinesischen Hauptstadt Beijing geboren, zeigte Faye Wong schon in ihrer Jugend musikalisches Talent. Dieses musste sie jedoch verstecken, denn ihre Mutter – selbst Sängerin – sah in einer Musikkarriere keine Zukunft. Das hinderte die junge Faye Wong aber nicht daran während ihrer Schulzeit mehrere billige Cover-Alben auf Kassette zu veröffentlichen. Als sie 1987 nach Hongkong zog, begann sie, Gesangsunterricht zu nehmen und erhielt nur kurze Zeit später einen Plattenvertrag. Mit 20 Jahren und unter dem Namen „Shirley Wong" veröffentlichte sie 1989 ihr erstes offizielles Studioalbum.

Obwohl sie viel auf Kantonesisch sang, war Faye Wong als typische Festlandchinesin verschrien und galt daher als „rückständig". Trotz mehrerer weiterer Alben wollte sich der Erfolg nicht einstellen. Enttäuscht, endschied sich die junge Sängerin, in die USA zu gehen, um dort an ihrer Stimme zu feilen. Nach ihrer Rückkehr nach Hongkong, erschien 1992 das Album „Coming Home". Der Langspieler enthielt R&B-Einflüsse und führte sie weg vom typischen Cantopop-Sound, der ihre vorherigen Alben geprägt hatte. Gleichzeitig änderte sie ihren Künstlernamen zurück zu „Faye Wong".

Auch ihre weiteren Alben waren von musikalischen Einflüssen aus dem Westen geprägt. Faye Wong fand plötzlich nicht nur in Hongkong Anklang, auch das chinesische Festland und sogar Japan waren von ihrer Musik verzaubert. So wurde Faye Wong 1999 die erste chinesische Sängerin, die ein Titellied für ein japanisches Videospiel sang. Der englischsprachige „Final Fantasy VIII"-Song „Eyes on Me" konnte sich weltweit 500.000 Mal verkaufen und wurde der meistverkaufte Videospiel-Song seiner Zeit.

Auch in die Filmindustrie war Faye Wong unterdessen eingetreten und konnte sich mit ihrer Rolle im Film „Chungking Express" selbst international einen Namen machen. Auch Anfang der 2000er Jahre riss der Erfolg nicht ab. Doch nahezu am Höhepunkt ihrer Karriere gab sie 2005 eine unbefristete Pause bekannt und zog sich aus dem Rampenlicht zurück. Selbst das Angebot bei der Eröffnungszeremonie der Olympischen Sommerspiele in Beijing aufzutreten, lehnte sie ab. 2009 gab es dann aber doch das langersehnte Comeback und Faye Wong konnte dort anknüpfen, wo sie vier Jahre zuvor aufgehört hatte – bis heute.

Als „Himmlische Königin" gefeiert, gelten viele von Faye Wongs Liedern heutzutage als Klassiker, die bei kaum einem Karaoke-Abend fehlen dürfen. Aber auch 27 Jahre nach ihrem eher erfolglosen Debüt kann sie die Charts dominieren. Vor allem ihre Lieder für Filmsoundtracks haben Faye Wong in den letzten Jahren immer wieder an die Spitze des chinesischen Musik-Olymps geführt – und werden es vermutlich auch in Zukunft noch tun.

Text: Sabrina Sicking