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Erstes Theatertreffen in China
  2016-06-28 08:49:17  cri

 

 

 

Stellen Sie sich vor, Sie gehen ins Theater. Und plötzlich sprechen alle Chinesisch, schreien und weinen auf der Bühne. Für das Publikum des ersten Theatertreffens in China – organisiert vom Goethe-Institut Peking –, war die deutsche Performance reinste Freude. Da im Land viele Dialekte gesprochen werden, die nicht jeder gleich gut versteht, sind die Chinesen es gewöhnt, mitzulesen. Nicht nur amerikanische Filme, sondern auch chinesische Serien werden untertitelt. So auch bei der ersten Aufführung von „Common Ground", das versucht den Krieg in Ex-Jugoslawien aufzuarbeiten. An den Seiten neben der Bühne im Pekinger Nationaltheater (NCPA) waren deshalb für Interessierte die deutschen Dialoge in Schriftzeichen eingeblendet.

„Das Kunstverständnis, und das ist im modernen China nicht anders, als in anderen Ländern, ist durchaus eines, wo Kunst nicht nur als Schönheit an die Wand gehängt wird, wo man sich mit Gesellschaft auseinandersetzt, wo man aktuelle Themen bearbeitet, wo man neue Geschichten schreibt", erklärt Shermin Langhoff, Intendantin und künstlerische Leiterin des Berliner Maxim Gorki Theaters. Langhoff ist Anfang der Woche in Peking eingetroffen. Die Deutschtürkin setzt sich an ihrem Haus besonders für ein kritisches und multikulturelles Programm ein mit Protagonisten aus mehr als zehn verschiedenen Ländern. Zu „Common Ground" – einem der drei Stücke, das während des Theatertreffens in China live zu erleben ist –, hat sie eine besondere Beziehung. Zusammen mit der israelischen Regisseurin Yael Ronen entwickelte sie die Idee einer Reise nach Post-Jugoslawien, den Spuren des Krieges auf der Fährte.

„Das ist für uns schön, dass wir hier sind und ich hoffe, dass das für eine große Zivilgesellschaft ein Dialog sein kann, dass wir etwas lernen und mitnehmen können als auch ein bisschen was hier lassen können: wie man auch mit Konflikten künstlerisch umgehen kann, kritisch umgehen kann und wie das vielleicht auch fruchtbar ist für die gesamte Gesellschaft."

Langhoff sieht die Chance, Konflikte und Vorurteile durch konkrete Begegnungen abzubauen. Begegnungen dieser Art führen sie dem Publikum in Peking und Shanghai an vier Abenden vor. „Insofern würde ich mir sehr wünschen, dass der Austausch auch andersrum passiert, nicht nur, dass wir herkommen und ein bisschen deutsches Theater zeigen, sondern, dass auch wir Gastspiele aus China von neuen Produktionen nach Deutschland holen", sagt Langhoff.

Initiiert wurde die Idee der kleinen Schwester des Theatertreffen Berlins von Thomas Oberender, dem Intendanten der Berliner Festspiele. Auch er ließ sich die Gelegenheit nach monatelanger Arbeit nicht nehmen, persönlich ins Reich der Mitte zu reisen. „Für uns ist es eben nicht die Einladung von einzelnen Aufführungen, sondern die Einladung eines Formats. Das bedeutet, dass es auch Workshops gibt, Diskussionen und die Begegnung von Theaterkünstlern untereinander."

Ein vielfältiger Rahmen also, für das ein einzelnes Gastspiel zu wenig wäre. Deshalb ist das Theatertreffen in China auf fünf Jahre angelegt. Und das Festival scheint willkommen: So laut, wie zur chinesischen Premiere von „Common Ground" wurde lange nicht in den Hallen des NCPA geklatscht.

Insgesamt werden zwischen Ende Juni bis zum 9. Juli zwölf Aufführungen in Peking und Shanghai stattfinden. Von deutscher sowie chinesischer Seite sind verschiedene Institutionen involviert, von der Chinesischen Botschaft in Deutschland bis zum Goethe-Institut Peking.

Foto von Thomas Aurin

Interview von Natalie Mayroth
Text von Natalie Mayroth
Gesprochen von Natalie Mayroth

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