Vor kurzem haben Alibaba, die größte IT-Firmengruppe Chinas mit Tätigkeitsschwerpunkt im Online-Handel, und das Wuhan Center Hospital den ersten Vertrag für ein Online-Krankenhaus unterzeichnet.
Es gibt bisher bereits etwa 400 große und mittlere Krankenhäuser in über 90 Prozent der chinesischen Provinzen, die an das bestehende Alibaba-Netz für Online-Krankenhäuser angebunden sind. Die Services sind dabei aber eingeschränkt. Patienten können mit Alibabas Onlinebezahlsystem AliPay von zu Hause oder via Smartphone die Krankenhausanmeldung und die Bezahlung erledigen und Untersuchungsergebnisse nachlesen.
Mit dem neuen Konzept in Wuhan sind erstmals auch Ferndiagnosen und Sprechstunden möglich. Die umfassende Onlinediagnose mit Rezeptausstellung ermöglicht Einwohnern in Dörfern und kleineren Gemeinden rund um Wuhan, die telemedizinischen Dienstleistungen bei den in der Nachbarschaft bestehenden Alibaba-Servicestationen als Mittler ganz bequem in Anspruch zu nehmen. Von den Service-Stationen gibt es schon einige. Alibaba hat 2014 den Plan „Tausende Landkreise, Zehntausende Dörfer" vorgelegt. Demnach sollen 10 Milliarden Yuan RMB (knapp 1,4 Milliarden Euro) binnen drei bis fünf Jahren für die Einrichtung von 1.000 Servicezentren und 100.000 Servicestationen in Landkreisen bzw. Dörfern eingesetzt werden. Diese Stationen, die bisher hauptsächlich für den Online-Handel zuständig waren, sind Grundvoraussetzung für eine Verbreitung der neuen medizinischen Versorgung wie in Wuhan.
Von dem eingangs erwähnten Online-Krankenhaus-Netz mit über 400 teilnehmenden Institutionen profitieren momentan 50 Millionen Menschen. Tendenz steigend. Sie können per Alipay auch Krankhäuser und Ärzte bewerten, was die Mediziner unter einen gewissen Qualitätsdruck stellt. Auch die Verfahren werden damit normativer, was einen entschiedenen Schritt voran in Richtung totaler Transparenz bedeutet.
Alibaba hat mit seiner Initiative einen Durchbruch in Bezug auf die Interessen der Leute auf dem Land erzielt. Statistiken zufolge kommen etwa 30 Prozent der chinesischen Internetnutzer bis Mitte 2015 aus ländlichen Gebieten. Die Zahl der Internet-User per Handy auf dem Land liegt sogar drei Prozent höher als in Städten.
Für Alibaba ist das ein riesen Geschäft. Die eigene Online-Apotheke mit einem Jahresumsatz von 6 Milliarden Yuan RMB (gut 800 Millionen Euro) ist die größte Drittplattform in diesem Bereich. Wer in Zukunft durch eine Fernbehandlung in der örtlichen Alibaba-Servicestation ein Online-Rezept bekommt, kann bei der Alibaba-Apotheke die entsprechenden Medikamente bestellen und bekommt diese direkt an die Tür geliefert.
Alibaba-Gründer Jack Ma hat einmal gesagt: „Würde unsere Arbeit reibungslos weiter laufen, gäbe es in 30 Jahren immer weniger reale Krankenhäuser und Apotheken." Wie sich der Mann die Behandlung von beispielsweise einem Armbruch vorstellt, bleibt der eigenen Fantasie überlassen. Nicht zu Unrecht sehen viele Chinesen den zunehmenden Einsatz telemedizinischer Methoden in der Patientenversorgung auch eher skeptisch. Grundsätzlich gut ist natürlich der Zugang zu zumindest einer professionellen Meinung für die Chinesen auf dem Land. Nichtsdestotrotz braucht es über kurz oder lang nach wie vor Ärzte, die diese Menschen im Notfall auch persönlich versorgen.