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Zum Anbeten: Stöckelschuh-Kirche in Taiwan
  2016-01-19 14:57:09  cri

 

Blau schimmert er, dieser wunderbare gläserne Schuh. Die Sonne bricht sich anmutig an der geschliffenen Oberfläche. In schwindelerregende Höhe ragt elegant der grau metallene Absatz. Schwindelerregend im wahrsten Sinne des Wortes, denn der Absatz dieses besonderen Schuhs ist viele Meter hoch.

Nein, es handelt sich dabei nicht um den größten Schuh der Welt für die größte Frau der Welt, die damit noch ein bisschen größer sein möchte. Der gigantische, 16 Meter hohe Glasschuh beherbergt eine Kirche. Der Traum jeder modebewussten Frau müsste das Bauwerk sein, dachten sich Architekten bei der Konstruktion des neuen Kirchengebäudes im taiwanesischen Hafenstädtchen Budai. Wie einfach könne man mit diesem stylischen Design gerade weibliche Gläubige ins Gotteshaus ziehen.

Mit 93 Prozent folgt eine überwältigende Mehrheit der religiös orientierten Taiwaner einer Mischung aus Buddhismus, Taosimus und Konfuzianismus. Dennoch gehören christliche Kirchen schon seit Jahrhunderten zum architektonischen Bild der 23,4-Millionen-Einwohner-Insel im Westpazifik. Die von lokalen Beamten im vergangenen Juni in Auftrag gegebene Schuh-Kirche dürfte allerdings zu den gewagtesten Kreationen zählen. Fast 690.000 US-Dollar hat die aus 320 getönten Glasplatten bestehende Konstruktion gekostet. Alles für die Damen. Budai ist ein lokal bekanntes Reiseziel mit offenbar zu wenig weiblichen Besuchern. Die sollen jetzt kommen und viele Fotos machen und Hochzeiten planen. Für öffentliche Gottesdienste sei das Haus nämlich gar nicht vorgesehen, berichtete Pan Tsuei-ping, Chef der Freizeitabteilung der örtlichen Verwaltung, der britischen BBC, sondern für Hochzeitsfotos und -zeremonien.

Einen glückseligen, romantischen Ort soll die Kirche laut Pan darstellen, versehen mit vielen weiblichen Elementen. Tatsächlich wird mit dem Riesenschuh neben Gott auch einer jungen Frau gehuldigt, die in den 1960er Jahren durch eine Krankheit beide Beine verlor und deren Zukünftiger sie daraufhin sitzenließ. Den Rest ihres Lebens verbrachte sie angeblich in einer Kirche, wie ein Schuh soll die aber nicht ausgesehen haben.

Die kleine Geschichte klingt allerdings weiß Gott sympathischer als die obskure Unterstellung, Frauen mit dem blauen Stöckel-Riesen einen optischen Gefallen zu tun. Nicht ohne Spott haben einige Damen im Internet bereits über den Glasschuh sinniert. Vielleicht mag der Glaube unerschütterlich sein, die visuellen Interpretationen einiger Vertreter sind es nicht.

Nun gut, Gott, der sich selbst wahrscheinlich wenig Gedanken über die Bekleidung seiner bzw. unser aller Füße macht, soll ja bekanntlich überall sein. Vielleicht also auch in diesem grotesken Kirchen-High Heel in Taiwan.

von Marie Müller-Diesing

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