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Die Macht der Musik – Wie Lacrimosa mit deutscher Sprache chinesische Herzen berührt
  2015-12-01 16:20:52  CRI

 

Lacrimosa-Gründer Tilo Wolff hat seine eigene Theorie, warum die Chinesen seine Musik mögen. Er glaubt, es sei die Verbindung von Emotionen und Härte, die Lacrimosa heraushebt und so beliebt macht.

"Zum Beispiel auf dem neuen Album, da haben wir eine Nummer drauf, die heißt ‚Kaleidoskop'. Da gibt es eine Passage, wo die Gitarren abrocken. Das ist so eine typische Metal-, Gothic-Metal-Passage. Und dann wiederholt sich das und da legt sich oben drüber das Orchester und spielt eigentlich so, wie so eine Art Hollywood, diese Streicher, was man so aus den 30er, 40er, 50er Jahre Filmen kennt, so diese schmachtenden großen Streicher, sowas da drüber komponiert. Und dieses Zusammenspiel ist etwas, was mich wahnsinnig fasziniert. Aber ich glaube auch, das ist das, was viele Menschen fasziniert, weil man kriegt dort eben beides. Das kennt man halt von anderen Bands nicht. Und wenn man eben auf Emotionen steht, dann hat man trotzdem noch genügend Härte dabei."

Doch bestehen Lieder nicht nur aus Melodien. Bedeutungsvolle und bewegende Texte können die Musik veredeln und auf ein höheres Level bringen. Lacrimosa singt häufig auf Deutsch, den ausländischen Fans ist das aber egal. Einige haben aufgrund der Gruppe sogar angefangen Deutsch zu lernen – und nicht nur das. Wie Tilo Wolff erklärt, gebe es in Mexiko sogar eine Universität, die Texte von Lacrimosa als Unterrichtsmaterial nutze. Auch Guo Weiwei hat aufgrund ihrer Lieblingsband begonnen Deutsch zu lernen.

"Ich kann nicht viel auf Deutsch sagen, nur so 'Guten Morgen', 'Ich heiße Vivian', 'Wie geht es dir?', diese einfachen Sachen. Aber viele Lieder von Lacrimosa kann ich auf Deutsch singen und ich weiß auch, was der Text bedeutet. Ich habe wegen Lacrimosa angefangen Deutsch zu lernen und finde, Deutsch ist sogar noch schöner als Französisch. Alles nur wegen Lacrimosa."

Lacrimosa gilt als deutscher Exportschlager und hat Fans auf der ganzen Welt. Doch auch wenn diese Menschen alle durch ihre Liebe für die gleiche Musik verbunden sind, so zeigen sie bei den Konzerten doch ganz unterschiedliche Seiten. Tilo Wolff beschreibt seinen Eindruck der chinesischen Fans.

"Die chinesischen Fans sind sehr zurückhaltend, sehr höflich. Vor zehn Jahren haben wir hier das erste Mal gespielt in China. Damals wussten die Menschen noch überhaupt nicht, wie man sich bei einer Rockband verhält. Die saßen wirklich schweigend da. Irgendwann habe ich eine Ansage gemacht und hab gesagt: 'Ihr könnt auch klatschen oder schreien.' Und plötzlich sind sie aus sich rausgekommen, aber sie wussten eben nicht, wie sie sich genau verhalten sollen. Und das ist immer noch wahrscheinlich ein bisschen spürbar."

Da hatte das Publikum beim Konzert in Beijing jedoch eine ganz andere Meinung. Es wurde gebrüllt, gekreischt und auch das ein oder andere Liebesgeständnis an die Band geschrien. Und natürlich wurde auch lauthals mitgesungen – selbst bei deutschen Texten.

Aber so sehr Tilo Wolff die Auftritte im Ausland auch genießt, ist es für ihn doch immer wieder ein besonderes Gefühl, nach einer langen Tour im Ausland wieder in Deutschland aufzutreten.

"Wenn du dann plötzlich wieder zu Hause bist und in der eigenen Sprache auf der Bühne mit den Menschen kommunizieren kannst und in Gesichter guckst, die das gleiche fühlen sozusagen, weil sie im gleichen Kulturkreis aufgewachsen sind, das ist immer etwas ganz Besonderes. Und da freue ich mich riesig drauf und ich hoffe, dass wir einen schönen Februar zusammen verbringen werden."

Text und Foto von Sabrina Sicking

 


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