KK_Kino_Schwul
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Richtig viel weiß man noch nicht über den neuen Film des chinesischen Regisseurs und Cannes-Gewinners Wang Chao. Noch nicht einmal einen Trailer oder ein offizielles Startdatum gibt es. Trotzdem surrt das Internet seit dieser Woche über den Film „Seek McCartney". Es ist ein Liebesdrama, eine französisch-chinesische Koproduktion – insofern nicht wirklich etwas Weltbewegendes. Aber: „Seek McCartney" ist der erste Spielfilm mit schwulem Inhalt, der in China gezeigt werden darf. Zwölf Monate hat sich die chinesische Behörde für die Genehmigung Zeit gelassen. Und sie ist, man darf das wohl so sagen, eine Überraschung. Die positive Entscheidung des chinesischen Kulturministeriums veröffentlichte Wang Chao im sozialen Netzwerk Weibo. Das, so schreibt er, sei ein kleiner Schritt für die chinesische Behörde, aber ein großer Schritt für die Filmschaffenden. Der ironische Unterton in dem Kommentar ist wohl kaum zu überlesen.
Um die Begeisterung für diesen ach so kleinen Schritt vor allem in LGBT-Netzwerken zu verstehen, muss man sich vor Augen führen, dass Homosexualität in China bis 1997 noch nicht legal war. Und auch danach blieben Lesben und Schule im chinesischen Kino bis auf wenige Andeutungen tabu.
Bei „Seek McCartney" handelt es sich nun nicht um einen „Brokeback Mountain". Mehr als die physische, wird die emotionale Beziehung zwischen zwei Männern beschrieben. Li Yi, dessen Partner McCartney auf tragische Weise ums Leben kommt, reist mit der Asche seines Liebhabers nach Frankreich, um dort dessen Mutter und Ex-Freundin zu treffen. Der chinesische Schauspieler Han Geng spielt hier an der Seite seines französischen Kollegen Jérémie Elkaïm. Auch eine der bekanntesten Schauspielerinnen Frankreichs, Audrey Tautou, tritt in dem Film auf.
Die Genehmigung von „Seek McCartney" bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass Filme mit homosexuellen Inhalten generell in Zukunft Aufwind in China haben. Die Kriterien sind bei diesen Themen noch nicht ausgearbeitet und verlässlich. Einige Filme können Glück haben, andere eben nicht. Auch handelt es sich bei „Seek McCartney" um den Spartenfilm eines Autorenfilmers. Er dürfte also vor allem für eine kleine Gruppe an Arthouse-Liebhabern interessant sein. Trotzdem könnte „Seek McCartney" ein kleiner Schritt auf einem langen Weg zu mehr Akzeptanz sein.
Text: Emilie Cherlet
Foto: CRIEnglish