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„Shanghaier Ghetto" schmiedete langfristige Freundschaft zwischen verfolgten Juden und Chinesen
  2015-09-02 15:00:00  cri

Im Zweiten Weltkrieg sind rund 30.000 Juden von Europa ins chinesische Shanghai geflohen, um der Unterdrückung der Nazis zu entgehen und ihr Leben zu retten. Shanghai war zum damaligen Zeitpunkt von Japan besetzt, dennoch haben die chinesischen Bewohner der Stadt den Flüchtlingen ihre Herzlichkeit gezeigt. Trotz schwieriger Zeiten mit beschränkten Lebensmitteln haben die Shanghaier den Juden in vielen Bereichen geholfen, wie zum Beispiel bei der Wohnungs- und Arbeitssuche. Jüdische und chinesische Kinder lernten zusammen in der Schule.

Die Nazis haben selbst die nach Shanghai fliehenden Juden verfolgt und einen Plan ausgearbeitet, auch diese zu ermorden. Dazu wurde in Shanghai die „Sperrzone der Flüchtlinge ohne Beschränkung der Nationalität" eingerichtet, besser bekannt unter dem Namen „Shanghaier Ghetto".

Der Direktor der Gedenkstätte für jüdische Flüchtlinge in Shanghai Chen Jian erklärt:

„Damals mussten Juden in dem Ghetto eine Art Ausweis bei den Japanern beantragen. Das hatte natürlich einen großen Einfluss auf ihr Leben in der Zone. Sie hatten ihre Freiheit verloren. Alles, was das Leben und die Arbeit anging, wurde ihnen schwer gemacht. Doch in der Zone lebten auch 100.000 lokale Einwohner, die den Juden sehr viel geholfen haben."

Vera wurde im Jahr 1938 geboren. Als sie acht Monate war, ist ihre ganze Familie von Wien nach Shanghai geflohen. Rund zehn Jahre lebte sie in dem Ghetto. Der Shanghaier Zhou Zhiji hat Vera zwei Jahre lang täglich mit der Rikscha zur Schule gebracht. Zhous Tochter erzählt, für ihren Vater sei das eine Herzensangelegenheit gewesen.

„Als Vera in Shanghai zur Schule gegangen ist, hat mein Vater eine Rikscha gemietet und sie jeden Tag zur Schule gefahren. Mein Vater hat das selbst bezahlt und Veras Eltern nichts davon erzählt. Er wollte dem Mädchen einfach nur helfen."

Auch der spätere Finanzminister der USA, W. Michael Blumenthal, wohnte in diesen Zeiten als Jugendlicher acht Jahre lang in Shanghai. Wenn er daran zurückdenkt, dann ist er den Chinesen zutiefst dankbar für die damalige Hilfe und Unterstützung.

„In Shanghai habe ich gelernt, dass man selbst für sein eigenes Leben verantwortlich ist. Dieses Denken hatte einen großen Einfluss auf meine Karriere in den USA. Ich konnte mein Wissen über China mit meinen Landsleuten teilen. Bei Treffen mit chinesischen Oberhäuptern konnten sie sich mit mir besprechen, weil ich China kenne. Ich kann auch die Chinesen verstehen, sie haben einen guten Eindruck auf mich gemacht und Shanghai wird immer meine zweite Heimat bleiben."

Der 87-jährige Peter Witting ist Jude und hat auch in dem Ghetto gelebt. Heute wohnt er in der australischen Hauptstadt Canberra.

„Die Chinesen waren sehr freundlich zu uns. Sie werden für immer meine Freunde bleiben. Die lokalen Einwohner haben sich mit den jüdischen Flüchtlingen immer gut verstanden. Sie haben uns nie etwas Böses gewollt. Sie haben uns gerettet."

In der heutigen Gedenkstätte in Shanghai sind auf einer 34 Meter langen Wand die Namen der jüdischen Flüchtlinge von damals verewigt. Direktor Chen Jian sagt, diese Wand erinnere an diese gemeinsame geschichtliche Episode der Juden und Shanghaier.

„Wir haben die Namen auf dieser Gedenkwand verewigt. Diese Wand ist einzigartig auf der Welt und hat eine riesige Bedeutung. Sie ist ein Symbol für den gemeinsamen Kampf der Juden und Shanghaier gegen die Faschisten."

Übersetzt von: Yu Yue

Gesprochen von: Gao Mengyu

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