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„Ein Fest im Vogelnest" – Rückblick auf die Leichtathletik-WM in Beijing
  2015-09-02 10:32:42  cri

 

Kamil: Acht Tage lang war das Beijinger Olympiastadion, das Vogelnest, Gaststätte der Leichtathletik-WM. Eine Woche voller sportlicher Höhepunkte und mit einem durchaus überraschenden Medaillenspiegel. Unser chinesischer Sport-Fachmann Kong Jie war mehrfach live im Stadion dabei. Wie war es denn so im Vogelnest, es soll ja immer gut gefüllt gewesen sein.

Kong Jie: Ja, für mich war es ein unfassbar tolles Gefühl da im Vogelnest! Ich war während der Olympischen Spiele 2008 schon mal dort, als die Chinesen zum ersten Mal die Spiele austragen durften, deshalb war die Atmosphäre damals natürlich unvergesslich. Vor der Leichtathletik-WM jetzt habe ich gedacht, vielleicht gibt es da nicht viel zu erwarten, weil wir auch ehrlich gesagt nicht so viel Ahnung von Leichtathletik haben. Aber tatsächlich war es ganz anders. Alle waren sehr enthusiastisch und begeistert von den verschiedenen Disziplinen.

Kamil: Also die Stimmung war offensichtlich gut, obwohl die chinesischen Fans sich ja nur über eine einzige Goldmedaille, im 20 km Gehen der Frauen, freuen konnten. Wie zufrieden sind denn Fans, Athleten und der Leichtathletikverband mit dem Abschneiden der chinesischen Mannschaft?

Kong Jie: Ich glaube, dass wir diesmal mit dem Ergebnis zufrieden sein, sogar darauf stolz sein können. Für die meisten Chinesen war die Leichtathletik vorher nur mit einem Namen verbunden: Liu Xiang, dem 110m-Hürdenläufer. Diesmal haben wir aber auch sechs Silbermedaillen und eine Bronzene geholt. Mit ein wenig mehr Glück hätten es sogar ein paar mehr goldene sein können, wie zum Beispiel bei Hochspringer Zhang Guowei oder im Speerwurf, wo die Chinesin erst im letzten Versuch von der Deutschen verdrängt wurde

Kamil: Das war auf jeden Fall eine enge Kiste, mit dem besseren Ende für Katharina Molitor und der Silbermedaille für Lü Huihui. Aber dennoch die Chinesen nicht unzufrieden, mit einer Gold- und sechs Silbermedaillen. Ganze sieben goldene haben jeweils Kenia und Jamaika geholt und verwiesen damit auch die sonst so erfolgsverwöhnten USA auf den dritten Rang. Warst du als Sportexperte überrascht von dem starken Abschneiden dieser Nationen, oder lag das an der Schwäche der USA?

Kong Jie: Kenia war ja schon immer nicht schlecht, besonders auf den Langstrecken, jetzt aber auch auf den Mittelstrecken und überraschenderweise im Speerwurf. Und Jamaika hat allein dank Usain Bolt drei Goldmedaillen geholt und ist sonst auch in den Sprintdisziplinen sehr stark. Diesmal haben die USA ein bisschen Pech gehabt, eigentlich hätten sie sicherlich Potenzial für mehr erste Plätze. Ob die amerikanischen Leichtathleten wirklich schwächeln? Schwer zu sagen, ich denke wir werden es im nächsten Jahr bei den Olympischen Spielen in Rio sehen.

Kamil: Ja und da wird auch Usain Bolt, dann 30 Jahre alt, nochmal antreten. War er auch für die Chinesen der Mann der WM? Drei weitere WM-Goldmedaillen, insgesamt jetzt elf.

Kong Jie: Ja, er ist einer der bekanntesten ausländischen Sportler in China überhaupt, viele ausländische Athleten sind vielleicht sogar ein bisschen neidisch auf ihn. Immer wenn er im Vogelnest auftrat, bekam er den lautesten Applaus. Und dann ist er auch noch ungewollt zum Thema Nummer 1 in den sozialen Netzwerken in China geworden, als er nach dem 200-Meter-Finale von einem Kameramann auf einem sogenannten Segway-Roller umgefahren wurde. Aber ich persönlich mag ja Justin Gatlin sehr. Vorher kannte ich ihn auch nicht so gut, aber diesmal habe ich durch Interviews mit ihm bemerkt, dass er sehr bescheiden und auch freundlich ist.

Kamil: Ok. So viel zu den Athleten, wie war es vom organisatorischen her, hat alles gut geklappt?

Kong Jie: Ja, Thomas Kurschilgen, Sportdirektor des deutschen Leichtathletikverbands (DLV) hat uns in einem Interview ein insgesamt positives Fazit mitgeteilt.

(Thomas Kurschilgen): „Am Anfang, sage ich ganz offen, gab es das eine oder andere Problem was die Abfahrtszeiten aber auch was die Verkehrswege anbetrifft, was aber im Verlauf der Wettkampftage wirklich behoben worden ist und was jetzt einwandfrei funktioniert."

Wie man hören konnte, nach anfänglichen Schwierigkeiten lief alles wie geschmiert. Auch die Athleten sollen zufrieden gewesen sein mit dem Hotel und der kulinarischen Versorgung. Und auch ich selbst konnte bei meinen Besuchen im Stadion keine größeren Probleme feststellen.

Kamil: Ok, also Beijing ist gerüstet für die Winter-WM 2022, auch wenn das noch in weiter Ferne ist. Abschließend, Kong Jie, was war dein persönlicher Höhepunkt der WM in Beijing?

Kong Jie: Der Höhepunkt war für mich der Abend, an dem das Finale im 4x100-Meter-Staffellauf stattfand. China hat unerwartet die Silber-Medaille gewonnen, damit hatte wirklich niemand gerechnet.

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