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Chinas Zeitgeist besucht Cannes
  2015-05-22 16:12:15  cri

 

Dieses Jahr, auf dem 68. Filmfestival von Cannes, könnte die Goldene Palme an einen Chinesen gehen. Regisseur Jia Zhangke vertritt wieder China, nachdem er schon 2013 mit dem Preis für das beste Drehbuch für seinen Film „A Touch of Sin" ausgezeichnet wurde. Jetzt kehrt Jia Zhangke mit seinem neuen Werk „Mountains may Depart" auf den roten Teppich zurück. Mit einem Ziel vor Augen: Die Goldene Palme.

Viermal wurde Jia in Cannes bereits nominiert. Sein neuer Langfilm wird dementsprechend mit Spannung erwartet. Dieser bildet eine Familie zwischen der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft ab. Die Geschichte beginnt im China der 90er Jahre. Tao, ein junges Mädchen aus Fenyang wird mit einem reichen Minen-Besitzer verheiratet. Zurück bleibt ein untröstlicher Liebhaber, der erst Jahre später erfährt, dass Tao in Scheidung lebt und einen Sohn hat. Im Jahr 2025 treffen wir diesen Sohn wieder. Er ist Casino-Mitarbeiter irgendwo in Australien. Und von einem glücklichen, erfüllten Leben kann nicht die Rede sein. Zwischen Traum und Desillusionierung beschreibt der Film ein sich wandelndes China, das nichts weiter will, als eine bessere Zukunft, ganz egal welcher Generation diese zugutekommt.

Jia liegt der Werdegang seines Chinas am Herzen:

„Ich mache keine Filme bloß um zu beobachten, sondern ich möchte mein eigenes Leben vorstellen. Meine Filme haben immer Chinas Transformation im Hintergrund. Seit den 70ern bis heute hat die wirtschaftliche Reform die Gesellschaft stark verändert. Eine kleine Minderheit ist reich geworden. Die Unterschiede zwischen arm und reich sind gewachsen".

In der Hauptrolle in „Mountains may Depart" spielt Zhao Tao. Die 38-jährige chinesische Schauspielerin ist die Ehefrau des Regisseurs. Sie kennt man schon aus früheren Filmen Jias. ie so oft setzt der Regisseur seine Heimatprovinz Shanxi in Szene. Die Wandlung seines Landes und der Verfall seiner Werte.

Dank seines originellen Drehbuchs, das zwischen den Generationen wandelt, könnte es Jia diesmal tatsächlich gelingen, eine Goldene Palme abzuräumen. Es wäre ein Erfolg nicht nur für ihn, sondern auch stellvertretend für alle jungen Filmemacher Chinas, die mehr wollen als das 08-15-Kino. Zu diesem jungen Kino sagt Jia: „Traditionell sind die Filme aus den klassischen Studios sehr künstlich aufgemacht. Man merkt, die haben nicht wirklich etwas mit dem echten chinesischen Leben zu tun. Außerdem zeigen sie sehr seltsame chinesische Werte. Als Gegensatz dazu ist es für Filmemacher in China wichtig, Realitäten zu zeigen. Ein schwieriges Unterfangen im chinesischen Kino".

Wer könnte besser die Metamorphosen Chinas in den letzten Jahrzehnten herauskristallisieren als Jia Zhangke? In all seinen Filmen hat er den gegenwärtigen chinesischen Zeitgeist abgebildet und die Krise der Werte des Landes gezeigt. So hat er bereits in der letzten Woche in Cannes eine Auszeichnung der französischen Regie-Gesellschaft für sein bisheriges Schaffen erhalten. Diese ehrt Regisseure mit innovativen Fähigkeiten, Mut und Freigeist.

Die Chancen auf die Palme für Jia stehen nicht schlecht. China erhält als boomender Filmmarkt auf dem diesjährigen Filmfestival besondere Aufmerksamkeit. Trotz der starken künstlerischen und wirtschaftlichen Kontrolle kommen enorme Impulse von dort, sagt Festivalpräsident Pierre Lescure. Viele Regisseure leisten große Beiträge zum Weltkino. Jia Zhangke ist einer von ihnen.

Von Emilie Cherlet

(Foto: english.cri.cn)

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