Medizinstudenten zieht es nach ihrem Abschluss vor allem in Chinas Großstädte, aufs Land wollen nur die wenigsten. Der chinesische Staatsrat hat daher nun beschlossen, das Einkommen und die Rente von Ärzten in ländlichen Gebieten neu zu regeln, um dem Ärztemangel in diesen Regionen entgegenzuwirken.
Für Deng Qiandui aus der Provinz Yunnan ist das eine gute Nachricht, auf die er lange genug warten musste. „Wir Ärzte in ländlichen Gebieten konnten bisher nicht so einfach wie unsere Kollegen in den städtischen Krankenhäusern in Rente treten. Zudem ist die Arbeit hier viel härter. Immer weniger studierte Mediziner wollen auf das Land kommen. Wir haben seit langem auf neue politische Maßnahmen gehofft."
Früher fehlte es auf dem Land in China nicht nur an Ärzten, sondern auch an Medikamenten. In den 1950er Jahren hat die Regierung daher lokale Dorfbewohner ausgewählt und einer medizinischen Grundausbildung unterzogen. Diese konnten dann einfache Behandlungen durchführen – neben der täglichen Feldarbeit, die zu leisten war.
Der heute 51-jährige Deng Qiandui schloss 1983 die Mittelschule ab und nahm an einer solchen Ausbildung in seinem Kreis teil. Danach wurde er Arzt seines Dorfes, von den Bewohnern wurde er „Chijiaozisheng" (Barfußarzt) genannt. „Damals bekam ich monatlich 28 Yuan. Das war mehr als was die anderen Bauern verdienten. Doch der Lohn stieg mit der Zeit nur geringfügig an."
Die Klinik von Deng liegt in dem entlegenen Dorf Maladi in einer Schlucht am Nujiang-Fluss. Ohne diese kleine Klinik müssten die Dorfbewohner über vier Stunden zu Fuß unterwegs sein, um die nächste größere Klinik zu erreichen.
Die Entwicklung des Ärztewesens in den ländlichen Gebieten Chinas hat drei Phasen durchlaufen, wie der Direktor des Zentrums für Seuchenbekämpfung und -prävention der Provinz Yunnan, Lu Lin, erklärt. Kurz nach der Gründung der Volksrepublik China waren Ärzte vor allem für die Seuchenvorbeugung und die Verbreitung medizinischen Grundwissens zuständig. In der zweiten Phase mussten sie sich zunehmend den häufiger auftretenden Krankheiten widmen. Seit der Reform und Öffnung des Landes schließlich stellen sie grundlegende medizinische Dienstleistungen wie Familienplanung, Impfung und Gesundheitsuntersuchungen zur Verfügung.
2004 wurden dann neue Vorschriften eingeführt, die die Verwaltung der Ärzte strengeren Regeln unterwarf, gleichzeitig aber auch deren Bezüge erhöhte. Deng Qiandui kann nun monatlich auf bis zu 1200 Yuan kommen. Doch das wahre Problem liegt für ihn anderswo: „Die genauen politischen Bestimmungen bezüglich unserer Renten sind noch unklar." Das, so ist sich der Mediziner sich, ist auch ein der Hauptgründe, warum junge Ärzte nicht mehr aufs Land gehen wollen.
Das müsse sich ändern, sagt Lu Lin vom Präventionszentrum in Yunan. Er sieht in den Landärzten eine unersetzliche Gruppe in der Entwicklungsgeschichte des Gesundheitswesens in China. Zudem seien sie auch wichtige Bausteine für zukünftige Reformen des Gesundheitssystems. „Gegenwärtig sind die großen Krankenhäuser in den Städten voll mit Patienten. Das ist auch auf den Ärztemangel auf dem Land zurückzuführen", so Lu Lin.
Die chinesische Regierung will nun mehr kostenfreie Ausbildungsangebote für angehende Ärzte in ländlichen Gebieten schaffen. Schulabgänger vom Land sollen zudem ein kostenloses Medizinstudium machen dürfen, wenn sie sich verpflichten, nach dem Abschluss in ihrer lokalen Klinik zu arbeiten.