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Dou Liguo: Die Karriere eines chinesischen Paketkuriers
  2015-03-31 15:45:49  cri

Im September 2014 wurden Dou Liguo und sieben weitere Personen eingeladen, bei Alibabas Börsengang an der New York Stock Exchange – der größten Wertpapierbörse an der Wall Street – die Eröffnungsglocke zu läuten. Dieser historische Moment hat Dou mit einem Schlag berühmt gemacht. Der große und attraktive Mann erinnert sich mit einem Augenzwinkern:

„Natürlich wollte ich nach dem Läuten der Glocke auch ein Bild mit dem Unternehmensgründer Jack Ma machen, um diesen bedeutsamen Moment festzuhalten. Ich bin Alibaba sehr dankbar. Aber das beruht vermutlich auf Gegenseitigkeiten. So denke ich, dass Jack Ma auch mir danken sollte, da viele Kunden mich – den Glockenläuter – mit seinem Unternehmen in Verbindung bringen."

Dou Liguo wuchs in einer armen Familie in einem kleinen Dorf in der nordostchinesischen Provinz Jilin auf. Aus finanziellen Gründen musste er die Mittelschule abbrechen und bereits als Teenager mit dem Arbeiten beginnen. Später begab er sich zur Jobsuche nach Beijing. Ab dem Jahr 1996 arbeitete er als Servicekraft in einem Restaurant. Dann stieg er zu einem Koch auf. Seiner Ansicht nach waren Arbeitsmöglichkeiten allgegenwärtig, doch musste man mitunter zu erheblichen Anstrengungen bereit sein.

„Ich erinnere mich an einen Tag, an dem es sehr stark regnete. Zahlreiche Gäste hatten keine Schirme mit sich und wären auf dem Weg zu ihren Autos völlig durchnässt gewesen. Also schnappte ich mir einen großen Regenschirm und begleitet sie beim Verlassen des Restaurants. Ich selbst war in kürzester Zeit vom Regen durchweicht. Der Chef des Restaurants hatte dies mitbekommen. Er kam am nächsten Tag auf mich zu und befragte mich zu meinen Zukunftsplänen. Ich sagte, dass ich sehr gerne Koch werden wollte. Kein Problem, sagte er, ich könne schon am nächsten Tag in der Küche anfangen. Natürlich würde er auch mein Gehalt erhöhen."

Später wechselte Dou Liguo die Branche und wurde im Jahr 2004 Kurier. Damals steckte der chinesische E-Commerce noch in den Kinderschuhen.

„Anfangs war es sehr schwierig, an Aufträge zu kommen. Also ließ ich zehntausend Visitenkarten auf eigene Kosten drucken und verteilte diese auf der Straße. Kurz darauf erhielt ich die ersten Anfragen per Telefon und mein Geschäft expandierte mit jedem Tag."

Dou Liguo zeigt sein strahlendes Lächeln. Durch harte Arbeit habe er das Vertrauen seiner Kunden gewinnen können. Bald sei er von seiner Firma unter die Top-Ten unter den Kurieren gewählt worden. Und dann schaffte er es branchenweit unter die 50 Besten. Dies ermutigte ihn, im Jahr 2013 eine eigene Lieferfirma zu gründen.

„In den letzten fünf Jahren habe ich rund zwei Millionen Yuan Renminbi (zirka 30.000 Euro) verdient. Meine Firma beschäftigt inzwischen 40 Mitarbeiter, die etwa 3.000 Bestellungen am Tag ausliefern. Durch den Erfolg konnte ich fünf Lieferwagen kaufen und für mich selbst in meiner Heimat ein großes Haus."

Die Lieferindustrie habe sich in den vergangenen Jahren rasant entwickelt, so Dou Liguo. Damit untrennbar verknüpft seien der Wachstumsboom des E-Commerce und der Aufstieg großer chinesischer Konzerne wie Alibaba.

Die guten Gewinne seines Unternehmens und sein Bekanntheitsgrad ermöglichten es Dou Liguo, der Gesellschaft auch etwas zurückzugeben, etwa durch Wohltätigkeitsprojekte.

„Bei vielen stieß mein Engagement auf Unverständnis: Warum sollte sich ein Zusteller für Wohltätigkeit interessieren? Als ich um Bücher- und Kleiderspenden bat, erregte das Misstrauen. Weitläufig dachte man, ich sei ein Betrüger. Ich konnte sie aber dann überzeugen und meine Bekanntheit sorgte sogar dafür, dass mehr gespendet wurde."

Allerdings setzte sich Dou Liguo auch schon für Wohltätigkeitsprojekte ein, bevor er zum Star seiner Branche aufstieg. Besonders am Herzen lagen ihm Bibliotheksprojekte, die in ländlichen Gebieten umgesetzt wurden. Darüber hinaus sendete er monatlich zehntausende von Kurznachrichten, um zum Spenden aufzurufen. Die gespendeten Gegenstände ließ er dann Menschen in Not zukommen.

Dous Bemühungen für Wohltätigkeitsprojekte sind in Beijing und der näheren Umgebung sehr ertragreich. Ihm ist es zu verdanken, dass in ländlichen Gebieten bereits zwei Bibliotheken mit jeweils über 4.000 gespendeten Büchern errichtet werden konnten. Auch konnte er zahlreiche gebrauchte Computer an Kinder von Wanderarbeitern weitervermitteln, die sich zum Jobben nach Beijing begeben haben.

Obwohl er längst den Posten des Firmenchefs bekleidet, besteht Dou darauf, nach wie vor persönlich Pakete auszuliefern. Nebenher ruft er dabei zu Bücherspenden auf. Sein Ziel für dieses Jahr ist es, noch zwölf weitere Bibliotheken auf dem Land zu gründen.

„Ich möchte gerne etwas in der Gesellschaft bewegen. Das ist mein Lebensprinzip. Ich lebe ein erfülltes Leben zusammen mit meiner Frau und meiner achtjährigen Tochter. Meine Versandfirma in Beijing läuft sehr gut. Vielleicht habe ich meinen persönlichen chinesischen Traum schon verwirklicht."

Verfasst von: Liu Xinyue

Gesprochen von: Liu Xinyue

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