Wir über uns Kontakt Jobs Fragen? Archiv
„Leben" - David Wagners Buch erneut in China ausgezeichnet
  2015-01-06 16:38:56  cri

Nachdem der Berliner Schriftsteller David Wagner 2013 schon den Preis der Leipziger Buchmesse für sein autobiographisches Werk „Leben" erhalten hat, ist er nun auch mit dem chinesischen Zoutaofen-Preis in der Kategorie „Bester fremdsprachiger Roman des Jahres" ausgezeichnet worden. Das Buch des Berliner Schriftstellers zeichne sich durch „Vitalität, die Verknüpfung von Körper und Geist sowie tiefsinnige Gedanken zum Thema Leben" aus, begründet Nie Zhenning, der Vorstandsvorsitzende der Zoutaofen-Stiftung, die Entscheidung der Jury.

Im Gespräch mit CRI zeigt sich der Berliner Schriftsteller beeindruckt von Chinas Großstädten und auch der Gastfreundschaft. Und natürlich freut es ihn besonders, wie schon im Sommer auf der Beijinger Buchmesse, einen schönen roten Samtumschlag erhalten zu haben. Andere Länder, andere Sitten. Wird also auch sein Buch für chinesische Leser eine außergewöhnliche Leseerfahrung sein?

„Ich weiß es nicht. Ich kann es nicht beurteilen. Ich spreche leider kein Chinesisch. Aber meine Übersetzerin Ye Lan, ich glaube, sie hat sehr große Arbeit geleistet. Sie hatte mich Sachen gefragt, die ich gar nicht wusste, dass ich die erklären muss. Durch die Fragen, durch die Übersetzung habe ich eigentlich das Eigene wieder besser verstanden. Und ich glaube, ich hoffe, dass die Geschichte eine allgemein menschliche ist. Man muss nur Mensch sein, um zu verstehen, weil das Leben für jeden Menschen das höchste Gut ist. Vielleicht irgendwann zu sterben, das ist auch eine Sache, mit der sich jeder Mensch konfrontieren muss."

Das sah die Zoutaofen-Jury auch so. „Leben" hat sie beeindruckt, so wie auch fünf weitere Bücher als Kandidaten aus Russland, Frankreich, Kanada, Spanien und Rumänien in derselben Kategorie. Als Mitglied der Jury für deutsche Literatur hat Professor Han Ruixiang Wagners Werk ganz am Anfang für eine Übersetzung ins Chinesische ausgewählt und dann der großen Jury empfohlen:

„Ich habe den Roman ‚Leben' selbst viele Male gelesen. Er hat mich sehr, sehr beeindruckt. Und der Erzähler, der selbst diese Lebenserfahrung hat, hat einfach so gelassen, so ernst seinen Lebensprozess im Krankenbett geschrieben. Natürlich da gibt es auch Reflektionen über verschiedene Aspekte des Lebens. Und daher ist das ein Roman, der mich sehr, sehr berührt hat. Und deswegen habe ich immer wieder versucht, diesen Roman auch für die chinesischen Leser zu empfehlen. Und es ist für mich auch eine große Freude, dass die Übersetzerin Ye Lan dieses Buch so gut übersetzt hat. Daher bekommt der Roman diesen schönen Preis in China."

Übersetzerin Ye Lan hatte bei der Übersetzung viel Spaß, auch wenn sie die eine oder andere „medizinische Übersetzungshürde" nehmen musste.

„Die Übersetzung war ein riesiger Genuss für mich, da der Autor sehr gelassen, ruhig und unaufdringlich seine Erfahrungen mitteilt. Gleichzeitig sind die Formulierungen und Beschreibungen äußerst subtil und detailliert. Die größte Herausforderung waren die medizinischen Fachbegriffe. Ich musste viele Fachbücher lesen und die Namen der Krankheiten in unterschiedlichen Wörterbüchern nachschlagen. Dabei haben auch verwandte und befreundete Ärzte geholfen, so wie mein Bruder. Zudem habe ich mich während meines Aufenthalts in Berlin mit Herrn Wagner mehrmals getroffen."

Dieser direkte Austausch mit dem Schriftsteller hat der Übersetzerin geholfen, sich in seine Gedankenwelt hineinzuversetzen. Ye Lan ist zuversichtlich, dass sich sein Erzählstil und die Geschichte auch in der chinesischen Sprache so entfalten, dass sie die hiesigen Leser packen und nicht mehr loslassen.

„Bei seiner Lesung hatte ich die Gelegenheit, die Emotionen und die Gefühle des Schriftstellers vor Ort direkt mitzuempfinden. Es hat mich sehr berührt und meine Eindrücke nochmals intensiviert. Besonders das Gespräch zwischen dem Ich-Erzähler und seiner transplantierten Leber ist wie ein romantischer Liebesbrief für mich, eine Stelle, die man nicht so schnell vergisst. Ich glaube, das Buch wird den chinesischen Lesern gefallen, sie beeindrucken und bewegen."

Das hofft natürlich auch Wagner, der in dem Buch seine Leidenszeit Revue passieren lässt, als er sich mit einer lebensbedrohlichen Krankheit auseinandersetzen musste. Er hofft, trotz des schweren Themas auch das Interesse der chinesischen Leserschaft wecken zu können.

„Ich hoffe, dass es genauso interessant ist, dass es spannend ist. Ich glaube, es ist ja auch ein humorvolles Buch, auch ein lustiges Buch, ein bisschen, obwohl es ein schweres Thema hat. Aber es versucht das auch ein bisschen leichter zu machen. Und der chinesische Leser bekommt auf jeden Fall eine Geschichte aus Europa erzählt, aus Deutschland. Und wenn's nichts weiter ist, dann ist es vielleicht interessanter als die Geschichte eines Fremden."

Verfasst von Ruan Jiawen
Gesprochen von Zhu Liwen

© China Radio International.CRI. All Rights Reserved.
16A Shijingshan Road, Beijing, China