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Sohn des Berges: tibetischer Unternehmer verhilft Dorf aus Not
  2014-11-04 09:14:58  cri

 

Der heute 50jährige Sonam Dhundrup wurde im Dorf Barla im Kreis Shangri-La in Yunan geboren. Das Dorf hatte seit hunderten von Jahren nur eine Verkehrsverbindung mit der Außenwelt: Ein schmaler Pfad, der an einer Felswand entlang gebaut war. Drei Tage lang mussten die Dorfeinwohner laufen, bis sie die Berge versetzt hatten und endlich die Kreisstadt erreichen konnten. Das harte Leben hatte die Bewohner aus dem Dorf vertrieben: Die Haushalte hatten sich von ursprünglich 60 auf 14 verringert.

„Wir haben als Kinder nie einen Laden gesehen, es gab keine Straße. Wenn wir Dorfbewohner erkrankten, waren wir vollkommen dem Schicksal überlassen."

So erinnert sich Sonam Dhudrup. Im Alter von neun kam er mit seinem Vater zum ersten Mal in die Kreisstadt Shangri-La. Der Junge, der bis dahin die Berge noch nie verlasse hatte sah an jenem Tag zum ersten Mal Autos. Von da an wünschte er sich, dass seine Landsleute aus dem Dorf eines Tages die Welt da draußen auch mal erblicken können.

„Als Kind machte ich mir schon Gedanken, wie ich mit dem Auto ins Dorf kommen kann. Es war mein Traum, meine Landsleute die Außenwelt erblicken zu lassen. Aber ohne eine ordentliche Straße geht es nicht. Dafür habe ich hart gearbeitet."

Mit 13 ist Sonam Dhundrup zur Jobsuche in die Stadt gezogen. In den folgenden Jahrzehnten machte er alle möglichen Jobs und hat viel gelitten. Doch der Fleiß des klugen Geschäftsmanns hat sich ausgezahlt: Bis 1999 hatte der damals 35-Jährige schon über zehn Millionen Yuan RMB verdient. Mit diesem Kapital ist er ins Dorf zurückgekehrt. Mit im Gepäck: Sein Vorhaben, eine Straße an der Felswand zu bauen.

„Hier bin ich geboren. Als ich da draußen Geschäfte machte, dachte ich immer an meine Heimat, egal wie es mir ging. Andere können mich wohl schwer verstehen, aber ich habe immer das Gefühl, dass ich dem Berg gehöre."

Dhundrups kleines Dorf Barla liegt in einem Tal. Die umliegende Landschaft ist mit Bergen, Flüssen, Gletschern und Steppe unheimlich schön. Sonam Dhundrup meint, man müsse das natürliche und das tibetische Kulturerbe behutsam pflegen, als Voraussetzung für die Modernisierung.

„Meine Heimat soll nach meiner Vorstellung authentisch bleiben. Wir haben in der Gegend eigentlich Gold- und Silbergruben. Schnelles Geld verdienen wäre ganz einfach. Aber in anderen Regionen ist es schon zum Raubbau der Wasserkraft und Bodenschätze gekommen. Tourismus ist dahingegen umweltschonender."

2004 wurde Dhundrups 35 Kilometer lange Straße endlich für den Verkehr freigegeben. Die früher drei Tage lange Fahrt bis in die Kreisstadt wurde so auf anderthalb Stunden gekürzt.

Allerdings reicht die Straßenverbindung alleine nicht aus, um Tourismus zu betreiben. Die schäbigen Häuser müssen renoviert und die freien Arbeitskräfte beschäftigt werden. So hat Dhundrup die nicht mehr bewohnten Häuser gemietet und renoviert. Sie sollen als Gästehäuser dienen. Die Steppe wurde zum Zweck der Viehzucht reguliert, so dass die Dorfbewohner auch in der Nebensaison Einkünfte haben.

In der Tourismuszone von Dhundrup arbeiten zurzeit 160 Mitarbeiter, die aus der gesamten Gegend herkommen. Darunter Kelsang Tashi. Der 30-Jährige arbeitet seit 2008 als Reiseführer und verdient im Monat über 4.000 Yuan. Mit der Miete der alten Häuser und des Ackerbodens liegen die Jahreseinkommen der Familie bei 60.000 Yuan. Tashi sagt, viele Dorfbewohner, die in die Städte gezogen waren, sind wieder zurückgekehrt. So ist die Zahl der Haushalte schon auf 32 gestiegen. Tashi,

„Ohne Tourismus wären wir nach dem Schulabschluss aus der Kreisstadt nicht mehr zurückgekehrt. Da die Bedingungen hier wirklich hart waren. Nun muss man nicht weg von der Familie und kann auch im Dorf eine Arbeit finden."

Dhundrups Projekt war eine Zeit lang ins Stocken geraten. Die Anfangskosten für die Investition waren enorm und hinzu kamen 2013 noch zwei Erdbeben, was die Schuldentilgung erschwerte. Zum Glück hat der staatseigene Fonds der Provinzregierung Yunan dem Unternehmer unter die Arme gegriffen. Ein Zusammenarbeitsvertrag in Höhe von 1,5 Milliarden Yuan wurde abgeschlossen, der auf die Erschließung der touristischen Ressourcen abzielt. Laut Planung soll in Dhundrups Tourismuszone ein Fünf-Sterne-Hotel entstehen. Von der Zukunftsvision können also Dhundrup und seine Landsleute noch weiter träumen.

Übersetzer: Li Zheng
Sprecherin: Emilie Cherlet

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