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Mehrsprachigkeit der Tibeter in Qinghai: Viele Grenzen, neue Möglichkeiten
  2014-10-15 16:34:05  cri

Der Druck, der auf den Schülern lastet, ist ein anderer als im Rest Chinas, sowohl von zu Hause aus als auch von der Schule. Die Lehrer wissen, dass es keinen Zweck hat, den Kindern über die Woche zu Hause viele Hausaufgaben aufzugeben. Denn sie werden in den Bergen hinter Schafen und Yaks her rennen und den Eltern im Haushalt helfen. Die Prioritäten sind hier anders gesetzt und viele Eltern üben wenig Kontrolle, was die Schulaufgaben angeht. Schulleiter Namla Tsering lacht zwar, wenn er von seinem Dilemma erzählt, einerseits das Kurrikulum einhalten zu müssen und andererseits mit den Realitäten rechnen zu müssen. Man sieht ihm jedoch an, dass es nicht immer einfach ist, auch wenn er seit über 26 Jahren gern und mit Eifer im tibetischen Schulwesen arbeitet. Man hat das Gefühl, der Druck, den die Schüler nicht abbekommen, müssen Lehrer und vor allem der Schulleiter tragen.

Auch die Lehrer stoßen im Unterricht an ihre Grenzen. Chinesisch-Lehrerin Sun Jiandi hat eigentlich Mathe studiert. In der Schule werden Chinesisch-Lehrer gebraucht, also ist das nun ihr Alltag. Ein Phänomen, das deutsche Lehrer aber auch zur Genüge kennen. Sun Jiandis Fall ist jedoch ein Spezieller: Sie selbst ist Han-Chinesin und es fehlt oftmals an Lehrern, die Chinesisch nicht als Fremdsprache unterrichten. Nun steht Sun Jiandi vor einer ersten Klasse mitten in China und hat es mit 30 Kindern unterschiedlichen Alters zu tun, die oftmals kein Wort Chinesisch verstehen. Klein anfangen, lautet hier die Devise, und sich dann Stück für Stück durch die Sprachbarriere arbeiten. Wenn man die Lehrer der Schule befragt, scheint das jedoch auch die einzige Barriere zu sein. Von kulturellen Grenzen redet hier niemand. Das mag an dem chinesischen Gedanken liegen, dass alle Chinesen Chinesen sind, seien sie nun Han, Tibeter, Hui oder Mongolen. Bei dem ständigen Hinweis auf die Sprachbarriere drängt sich aber der Gedanke auf, dass man sich über Interkulturalität hier einfach keine Gedanken macht, oder machen kann: Die Kinder müssen Chinesisch lernen und hiermit lernen sie Chinesisch. Punkt. Der Unterricht ist dann auch knallharter Frontalunterrichtet: Der Lehrer liest vor, die Schüler sprechen nach. Auf jedem Tisch liegen tibetisch-chinesische Wörterbücher. Und dann hallt es aus den Klassenräumen. In einer dritten Klasse im Englischunterricht schreien über 30 Kinder: „On Wednesdays, we have English!". Ob sie nun begriffen haben, dass es überhaupt um Wochentage geht, ist aus den Gesichtern der Kinder nicht abzulesen. Ihren Stimmen nach zu urteilen, kommt es für sie nur auf die Lautstärke an. Aber das haben Grundschüler nicht nur in China, sondern auf der ganzen Welt gemeinsam.

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