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Eine neue Altstadt für Kashgar
  2014-09-19 10:53:03  cri

 

2009 hat die chinesische Regierung mit dem Abriss der historischen Altstadt von Kashgar begonnen. An ihrer Stelle entsteht ein erdbebensicherer Nachbau, der auch den Tourismus und die wirtschaftliche Entwicklung in Xinjiang fördern soll. Mehr als 200.000 Einwohner der Oasenstadt im Westen Chinas werden dafür umgesiedelt.

Die Altstadt von Kashgar hat eine Geschichte von mehr als 2000 Jahren. Geographisch liegt sie allerdings in einem Erdbebengebiet, die meisten Gebäude hier sind aus Lehm und Holz gebaut. Eine Heizung oder einen Anschluss an die Kanalisation gab es vielerorts nicht, dementsprechend hart war das Leben für die Bewohner.

2009 wurde deshalb im Auftrag der chinesischen Regierung mit dem Abriss der historischen Gebäude begonnen. An ihre Stelle entstehen neue, moderne, erdbebensichere Häuser, deren Fassaden aber den traditionellen Look der Altstadt erhalten sollen. Das Projekt mit einem Investitionsvolumen in Höhe von 3,0 Milliarden Yuan RMB deckt eine Fläche von über acht Quadratkilometer ab. Mehr als 200.000 Einwohner sind von den Plänen betroffen. So auch die 50jährige Haregu Bakli, die in der Gemeinde Naizeerbage unweit der Altstadt wohnt. Sie freut sich über den Neubau:

„Das frühere Haus war sehr schlecht. Es hatte nicht einmal ein Fenster, alles war dunkel. Die elektrischen Leitungen waren veraltet, und es kam oft zu Stromausfällen. Im [unserem] neuen Haus haben wir alles. Es ist hell darin. Es gibt Abwasseranschluss, Heizung und Gas. Das Leben hier ist viel bequemer. Ich bin mit dem neuen Haus hundertprozentig zufrieden."

In Haregus Dorf waren früher alle Gebäude aus Lehm und Holz, hier gab es keine annehmbaren Straßen oder Geschäfte. Nach der Erneuerung sieht es jetzt ganz anders aus: Alle Einwohner sind jetzt in neue Wohnungen mit Wasser-, Strom-, Gas- und Heizungsversorgung gezogen. Der ehemals verwaiste Dorfpfad hat sich in eine Geschäftsstraße verwandelt.

Ma Chunming ist der Parteisekretär der Gemeinde Naizeerbage. Er verspricht weitere Unterstützung durch die Regierung:

„Als nächstes werden wir hier eine [eigene] Straße für uigurische 'Nang'- Pfannkuchen für Touristen bauen. In der Zukunft wollen wir dann auch andere uigurische Imbisse ansiedeln und eine [richtige] Essensmeile bauen. Wir werden den öffentlichen Raum vergrößern, dazu soll ein Platz gestaltet werden und [neue] Mülleimer aufgestellt werden. Darüber hinaus werden wir einen uigurischen Hochzeitspalast bauen."

Die Kumudaierwazha-Straße liegt in der Mitte der Altstadt von Kashgar. Die Architektur der Gebäude hier ist typisch uigurisch. Abdulmijet Abdulrahit ist ein alter Bewohner des Viertels. Nach der Sanierung durch die Regierung hat seine neue Wohnung eine Gesamtfläche von 340 Quadratmetern, drei Stockwerke und insgesamt 18 Zimmer. Das ganze Haus wurde im traditionellen uigurischen Stil erbaut.

„Mein Freund und das Planungsbüro, das für die Erneuerung der Altstadt verantwortlich ist, haben die Wohnung nach eingehenden Konsultationen gemeinsam entworfen. Meine Wohnung ist im Großen und Ganzen originalgetreu nach meiner früheren gebaut worden, aber viel größer und besser."

Die Regierung hat bei dem Altstadtprojekt in Kashgar nicht einfach alle alten Häuser abgerissen und durch einheitliche Neubauten ersetzt. Stattdessen wurden die Haus-Entwürfe individuell mit den jeweiligen Einwohnern erörtert. Die Neubauten sind aus Zement gebaut, und können nun einem Erdbeben der Stärke acht widerstehen. Der uigurische Look bleibt dank einer Lehmschicht erhalten, die an der Außenseite der Häuser aufgetragen wurde, erläutert Shi Shixiong, er ist der Hauptverantwortliche für die Altstadt-Erneuerung in Kashgar:

„Wir machen das so, um die traditionelle [uigurische] Kultur zu schützen und zu erhalten. Die Einwohner konnten dabei auch selbst mitreden. So konnte bei der Erneuerung der Altstadt nicht nur die Idee berücksichtigt, sondern auch der Stil der alten Architektur erhalten worden."

Tatsächlich ist die Altstadt von Kashgar auch nach der Erneuerung uigurisch geblieben – aber eben schöner und bequemer zum Wohnen. Sogar so bequem, dass viele Alteinwohner begonnen haben, ihre Privathäuser als Gästezimmer oder gar als Sehenswürdigkeit für Touristen zu öffnen. Li Xia begrüßt diese Entwicklung. Sie ist Direktorin des Tourismusamts in Kashgar und erklärt, dass der Fremdenverkehr von vornherein ein Ziel der Erneuerung der Altstadt gewesen sei.

„Dabei fördert der Tourismus nicht nur die wirtschaftliche Entwicklung. Durch den Austausch zwischen den Einwohnern der Altstadt und den Touristen lernen sich beide Seiten kennen und können so voneinander lernen. Nur so können wir gemeinsam in Harmonie leben."

Übersetzt von Li Yan

Gesprochen von  Zhang Chen

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