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Drei Jahre statt drei Monate Babypause?
  2014-08-20 15:56:44  CRI

 

Frau Ai hat ihre viermonatige Babypause gerade abgeschlossen und muss wieder zur Arbeit zurück. Jedes Mal, wenn sie an ihr Baby denkt, überkommt sie ein ungutes Gefühl. Zudem macht ihr die Doppelbelastung als Mutter und Angestellte zu schaffen. Denn jede Nacht muss sie drei bis vier Mal aufstehen, um ihr Baby zu stillen und seine Windeln zu wechseln. „Wenn ich zwei bis drei Stunden mehr schlafen könnte, wäre ich sehr froh", so die Mutter.

Die Doppelbelastung der Kinderbetreuung und Arbeit gilt für alle Mütter in China als eine große Herausforderung. Deshalb empfindet nicht nur Frau Ai, sondern auch viele andere ihre Babypause als zu kurz - besonders die, die in großen Städten leben. Sie sind jeden Tag lange unterwegs, was das Stillen und die Pflege ihrer Kinder zusätzlich erschwert. Wie zum Beispiel in der ostchinesischen Metropole Shanghai.

"Die Elternzeit ist nicht lang genug. Ich muss mein Baby stillen und gut betreuen. Wenn ich wieder auf der Arbeit bin, können meine Eltern meine Aufgaben doch nicht 100prozentig übernehmen. "

"Ich hoffe natürlich auf eine längere Elternzeit. Denn Stillen ist gut für mein Baby. Wenn die Babypause fünf oder sechs Monate dauern könnte, wäre ich schon sehr froh."

Dem Unternehmer und NVK-Abgeordneten Wang Youjun ist das Leiden der jungen Mütter nicht entgangen. Er hat selber gesehen, dass es viele weibliche Angestellte in seiner Firma schmerzt, so rasch nach der Geburt wieder zu arbeiten. In kleineren Städten ist das vielleicht nicht so schlimm, da die Wohnorte der Angestellten nicht so weit von ihren Arbeitsorten entfernt liegen. Aber in Metropolen wie Beijing oder Shanghai ist es für Frauen ziemlich schwierig, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Wenn sie sich nicht konzentrieren könnten, sei das auch nicht gut für ihre Arbeit und das Unternehmen insgesamt.

Derzeit können und dürfen sich junge Mütter bei ihren Arbeitgebern um zusätzliche Stillpausen bewerben. Tatsächlich tun die meisten Frauen das aber nicht.

"Ich würde das nicht tun und gehe wieder ganz in die Arbeit. Einflüsse auf Einkommen muss man in Erwägung ziehen."

"Man sollte die Stellen den Müttern zusichern. Wenn sie wegen ihres Kindes zusätzliche Pausen anmelden, sollte es ihre Karriere nicht beeinträchtigen."

Der Vorschlag Wang Youjuns zur Verlängerung der Elternzeit auf bis zu drei Jahre stieß bei Frauen auf ein großes Echo. Uneinigkeit liegt lediglich auf der Frage, wie lange die Babypause sein sollte. Die Mehrheit der Frauen hält zehn bis zwölf Monate für vernünftig. Babys bräuchten nach einem Jahr eh nicht mehr soviel Muttermilch, so ihre Begründung. Zudem befürchten viele Mütter, dass sie sich nach einer dreijährigen Auszeit in ihrer Stelle nicht mehr zurechtfinden würden.

Es gibt allerdings auch skeptische Stimmen über die praktische Umsetzung, beispielsweise Sohu-Kommentator Wang Jian:

"Mittlerweile ist es Paaren in China erlaubt zwei Kinder zu haben, wenn mindestens ein Elternteil Einzelkind ist. Sollte die Babypause wirklich drei Jahre dauern, dann könnte eine Mutter im Falle des zweiten Kindes also sechs Jahre in Elternzeit gehen. So wäre die Mutter in ihrem Karrierefeld nicht mehr konkurrenzfähig. Zudem sollen nach dem Vorschlag die Mütter finanziell verstärkt unterstützt werden. Die Idee ist zwar gut. Aber es ist doch zweifelhaft, ob man genügend Geldmittel für solch eine riesige Gruppe bereitstellen kann."

Erfasst von Zhang Chen

Gesprochen von Yin Fan

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