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Beidou - das chinesische Satelliten - Navigationssystem
  2014-08-20 09:18:50  cri


 

Mit der Satellitennavigation „Beidou" („Großer Bär") will China seine Abhängigkeit vom US-amerikanischen Global Positioning System (GPS) verringern. Eine regionale Version des Systems ging bereits Ende Dezember 2011 in Betrieb und wird in der Volksrepublik bereits in verschiedenen Bereichen wie Verkehr, Meteorologie, Fischerei oder Topographie eingesetzt.

Wenn man von Navigationssystemen spricht, denkt man auch in der Volksrepublik normalerweise sofort an das amerikanische GPS. Aber eigentlich haben die Chinesen schon in den 1960er Jahren begonnen, ihr eigenes Satellitennavigationssystem zu entwerfen. Da das Land damals noch sehr arm war, wurden die Planungen beiseitegelegt. Erst 1994 wurde mit „Beidou" („Großer Bär") die Entwicklung eines chinesischen Satellitennavigationssystems wieder in Gang gesetzt. Die chinesische Regierung hat die Planungen zu dem Projekt in drei Schritten gegliedert, erklärt Beidou- Chefingenieur Sun Jiadong:

„Das Projekt ist sehr groß und kompliziert. Als erster Schritt haben wir in den 1990er Jahren mit der Entwicklung des den am Experimentalsatelliten Beidou 1 begonnen. Durch diese Arbeit konnten die chinesischen Wissenschaftler und Techniker wichtige Erfahrung sammeln. Auf der Grundlage von Beidou 1 wurde dann die regionale Version des Systems gebaut. Bis zum Jahr 2020 werden wir das System globalausgebaut haben."

Bis jetzt läuft die Entwicklung nach Plan. Mit Schritt zwei ging das regionale Version des Systems mit vorerst 14 Satelliten im Dezember 2011 offiziell in Betrieb. Seit Ende 2012 wird es chinesischen und ausländischen Unternehmen zur Verfügung gestellt und funktioniert in großen Teilen Asiens und des Pazifikraums. Zudem ist das System kompatibel mit dem amerikanischen GPS und dem russischen GLONASS. Bis 2020 wird China weitere 30 Satelliten ins All schicken, um den globalen Ausbau des Systems fertigstellen.

Die Positionsbestimmung zur Navigation ist die am Alltag am meisten angewandte Funktion des Beidou-Systems. Zhang Jianguang, ein Taxi-Fahrer aus Beijing, erzählt über die Vorteile des neuen chinesischen Systems:

„Bei einer Fahrt [durch das Bankenviertel] zur Jinrongjie-Straße, habe ich mit Beidou zwischen den Hochhäusern ein stärkeres Signal als beim GPS. [Dank dem System] kann ich darüber hinaus auch die Einrichtungen in diesem Gebiet - wie Tankstellen, Parkplätze, Autowerkstätten, Restaurants oder Vergnügungsstätten - sehr einfach finden."

Bei Verkehr und Transport wird das Navigationssystem in der Volksrepublik bereits häufig eingesetzt. Durch die Kontrolle des Beidou konnte zudem die Zahl von Verkehrsunfällen deutlich reduziert worden. Bis jetzt sind in China in rund 150.000 Bussen und LKWs das Beidou-Endgeräte installiert worden. Li Jing ist als Vize-Direktor für den Vertrieb der Satellitennavigation zuständig. Er erklärt die Vorzüge des neuen chinesischen Systems:

„Mit Beidou informieren wir die Kunden [stets]über die aktuelle Verkehrslage und [warnen]vor möglichen Gefahren auf der Strecke. Für LKWs stellen wir [zudem] Informationen über die Belieferungsquellen zur Verfügung. Damit werden die Transportkosten gesenkt, und die Effizienz erhöht. Die Kunden können davon sehr profitieren."

Auch in der Fischerei wird das Beidou-System vielfach eingesetzt. Mit einem entsprechenden Endgerät an Bord können die Fischer nicht nur ihre Fahrrouten planen und sich über andere Fischerboote in der Nähe informieren, sondern auch direkt mit der Fischereiverwaltung Kontakt aufnehmen, wenn es notwendig ist. Bis jetzt wurden in China mehr als 50.000 Fischerboote mit dem Endgerät des Beidou ausgerüstet.

Huang Jianzhong ist Leiter des Informationsbüros des Fischerei-Zentrums beim chinesischen Agrarministerium. Er berichtet von einem dramatischen Ereignis, das zeige wie Beidou im Notfall sogar Leben retten kann:

„In einer Nacht in der ersten Hälfte diesen Jahres ist ein Fischerboot aus Changhai in der nordostchinesischen Provinz Liaoning verunglückt. Das Boot schlug leck und sank sehr schnell. In diesem kritischen Moment konnten die Fischer aber dank Beidou gerade noch rechtzeitig ein Notsignal senden, so dass die Rettungskräfte rechtzeitig in den Gewässern eintrafen und alle Fischer retten konnten. "

Dank der zunehmenden Verbreitung von Smartphones nutzen inzwischen auch immer mehr chinesische Handykunden das Beidou-System für die Navigation im Alltag. Bis Ende 2013 war die Beidou-App bereits auf 1,3 Millionen Handys in der Volksrepublik installiert.

Miao Qianjun ist Vizepräsident der chinesischen Gesellschaft für Satellitennavigation. Er schätzt die Zukunft des Marktes optimistisch ein:

„Im Großen und Ganzen wächst der Geschäftsbereich Satellitennavigation jedes Jahr um 30 bis 40 Prozent. Bis 2015 wird er schätzungsweise 225 Milliarden Yuan RMB erreichen, und bis 2020 rund 400 Milliarden Yuan RMB. Es gibt also einen riesigen Spielraum für Wachstum und Entwicklung. Wir erwarten, dass das Beidou bis 2020 einen Anteil von 50 bis 70 Prozent an diesem Markt haben wird."

Doch nicht nur in der Volksrepublik boomt scheinbar das Geschäft mit der Navigationshilfe aus dem Weltall. So hat Beijing mit mehreren Ländern Kooperation zur Nutzung von Beidou durchgesetzt – etwa mit Thailand. Dort können nun rund 10.000 Taxi-Fahrer ihre Verkehrsinformationen vom „Großen Bären" aus China bekommen.

Übersetzt von Li Yan
Gesprochen von Zhu Qing'an

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