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Ex-CCTV-Moderator nimmt Sicherheit von Gen-Food unter die Lupe
  2014-08-18 15:27:46  cri

 

Die Debatte über die Sicherheit von Genfood ist auch in China in vollem Gange. Eine große Mehrheit der Chinesen fürchtet, dass der Verzehr von gentechnisch veränderten Lebensmitteln der Gesundheit schaden und wohlmöglich zu Krankheiten wie Krebs oder Unfruchtbarkeit führen könnte. Sie bezahlen deshalb lieber etwas mehr Geld für Produkte, die klar als gentechnikfrei markiert sind.

Im Dezember 2013 reiste der bekannte CCTV-Moderator Cui Yongyuan in die Vereinigten Staaten, um einem 70minütigen Dokumentarfilm zur Gen-Debatte zu produzieren. Während seiner zehntägigen Reise durch die USA besuchte er unter anderem Los Angeles, Santiago, Chicago, Springfield, Seattle und Davis. Dort befragte Cui nicht nur normale Bürger nach ihrer Meinung zum Thema Gen-Food, sondern interviewte auch rund 50 amerikanische Fachleute, Ärzte und Wissenschaftler, die sich mit der Gentechnik beruflich auseinandersetzen.

Eine dieser Experten ist Martina Newell-McGloughlin. Die Professorin an der University of California in Davis wurde durch die US-Botschaft in China zum Interview empfohlen. Sie beschäftigt sich mit der Biotechnologieforschung und gibt sich vom Nutzen der Gentechnik überzeugt:

„Die alte Generation von (Gentechnik)-Produkten war – auch für die Wissenschaftler selbst - nicht perfekt. Trotzdem (waren) sie absolut sicher und total in Ordnung. Aber die neuen Technologien bedeuten, dass wir noch besser bestimmte Gene mit noch besseren Eigenschaften entwickeln können, als das in der Vergangenheit der Fall war. (In der Gentechnik) ist es wie bei jeder Technologie, sie entwickelt sich weiter.

Inzwischen gibt es rund 600 Peer-Review Forschungsarbeiten, und es gibt Petitionen, die von tausenden Wissenschaftlern – darunter auch 30 Nobelpreisträger – unterschrieben wurden, die alle sagen, dass diese Produkte sicher und gründlich geprüft worden seien.

In China dürfen bislang nur Baumwolle, Reis, Mais und Papaya gentechnisch verändert angebaut werden. Dafür benötigen die Produzenten aber die Genehmigung des chinesischen Agrarministeriums.

Die Unternehmer, die gerne mehr Gentechnik in der Volksrepublik einsetzen würden, argumentieren häufig mit der US-Behörde für Lebensmittelüberwachung und Arzneimittelzulassung (FDA). Diese habe schließlich - genauso wie das US-Agrarministerium und auch die Weltgesundheitsorganisation – genetisch veränderte Lebensmittel allgemein als „unproblematisch" eingestuft.

Im Gespräch mit Cui Yongyuan mahnt der US-Arzt Robin Bernhoft aber zur Vorsicht. Für echte Sicherheit brauche es jeweils genaue wissenschaftliche Untersuchungen und keine pauschalen Entscheidungen durch die Behörden.

„Wissenschaft wird nicht von Oben entschieden. Es sind nicht irgendwelche Behörden, die von sich aus einfach festlegen können, ob etwas sicher ist oder nicht. Das lässt sich nur durch richtige wissenschaftliche Versuche herausfinden: Je nachdem womit man testet - seien es Bakterien oder Tiere - füttert man dann verschiedene Spezies für einen bestimmten Zeitraum und dann schaut man, was passiert. Das muss man oftmals wiederholen, bevor man dann irgendwann Menschenversuche macht. Und die schaut man sich dann ganz genau, was passiert."

Auch seine Kollegin Hyla Cass kritisiert in Cuis Dokumentation deshalb die pauschale Unbedenklichkeitsbescheinigung für Genfood durch die US-Behörden. Sie hält die Entscheidung für politisch motiviert und unwissenschaftlich:

„Lassen sie mich erzählen, was die Wissenschaftler von der FDA gesagt haben, als sie erstmals den Vorschlag der Firma Monsanto über genetisch veränderte Lebensmittel für Menschen gehört haben. Sie sagten: „Das ist sehr gefährlich. Wir wissen nicht, was passieren wird. Genetisch veränderte Lebensmittel an Menschen zu geben, birgt große Risiken. Es sollte nicht gemacht werden. Dazu braucht es mehr Studien." Und was ist dann passiert? Es gab einige politische Manöver, und so änderte sich die Situation: Das Personal in der FDA wurde ausgetauscht, und plötzlich war genmanipuliertes Essen auch für die FDA OK und es hieß ,Oh, alles kein Problem. Alles total harmlos.` Das ist Politik, keine Wissenschaft! – damit hat die FDA gegen die wissenschaftlichen Fakten entschieden."

Genmanipuliertes Soja ist in den USA weitverbreitet. Produziert wird es vor allem für den Export, 60 Prozent der Sojabohnen gehen ins Ausland. Die Sorge um mangelhafte Sicherheit von genmanipulierten Lebensmittel teilt man bei der U.S. Soybean Export Council (USSEC) offenbar nicht. Ihr Präsident Randy Mann erklärt im Interview mit Cui Yongyuan, er sei in erster Linie dafür zuständig, mehr Sojabohnen ins Ausland zu liefern und so mehr Geld für die US-Bauern hereinzuholen. Als Cui ihm über die starke Ablehnung von Genfood in China berichtet, gibt sich der USSEC-Präsident überrascht.

Tatsächlich scheint die Ablehnung der Chinesen dem Geschäft bislang nicht geschadet zu haben. Seit Jahren gehen über 30 Prozent des exportierten US-Soja in die Volksrepublik.

Ex-CCTV-Moderator Cui Yongyuan nennt mit seinem Film Zahlen und Fakten über die Gentechnik und deren Einfluss auf den Alltag der Chinesen. So möchte er in der Volksrepublik zu einer gewissenhaften Debatte über gentechnisch veränderte Lebensmittel anregen. Cui selbst tritt dabei vor allem für mehr Bio-Anbau ein. Noch ist keine endgültige Entscheidung der Regierung pro oder contra Gentechnik in der Landwirtschaft gefallen.

Verfasst von: Li Qian

Gesprochen von: Li Zheng

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