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Ein Bogentor – Der verborgene Schatz in Beijings Gassen
  2014-07-17 16:58:37  cri

 

In Beijings Stadtbezirk Dongcheng wohnten früher viele Angehörige der kaiserlichen Familie und hohe Beamte. In der Mao'er-Gasse liegt beispielsweise die Residenz von Wan Rong, der Ehefrau des letzten chinesischen Kaisers. Unweit davon, in der Östlichen Baumwoll-Gasse, war einst Liu Fengshan, ein berühmter General Ende der Qing-Dynastie, zu Hause.

Schon an dem steinernen, runden Türpfeiler am Hauseingang ist zu erkennen, dass der frühere Hausbesitzer ein Militärbeamter war, da er eine Kriegstrommel symbolisiert. Bei Zivilbeamten sieht man häufig rechteckigen Türpfeiler als Symbol für Bücherkästen.

Überlieferungen zufolge war Liu Fengshan sehr wohlhabend und gut mit der Kaiserinmutter Ci Xi befreundet. Deshalb war seine Residenz groß und prachtvoll und nahm einen großen Teil östlich der Gasse in Anspruch. Liu wurde 1911 bei einem Bombenattentat ermordet und seine Familie erlitt danach einen finanziellen Niedergang.

Heute ist in der Östlichen Baumwoll-Gasse beinahe keine Spur vom Prunk und Reichtum des früheren Hausbesitzers erkennbar, außer einem, mit feiner Ziegelschnitzerei versehenem Bogentor. Es war ein Innentor des Siheyuans.

Das Tor aus Ziegelstein ist vier Meter hoch und zwei Meter breit. Überall ist es mit wunderschön geschnitzten Ornamenten versehen. Selbst der steinerne Sockel ist mit feiner Schnitzerei verziert. Das Tor wurde zur Zeit der Republik China Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut und hat das letzte Jahrhundert sehr gut überstanden.

Ziegelschnitzerei ist eine traditionelle Kunst in China. Zusammen mit Holz- und Steinschnitzerei gehört sie zu den wichtigsten Dekorationskünsten der traditionellen chinesischen Architektur und dient in erster Linie zur Ausgestaltung von äußeren Bauteilen (Abschirmungswänden, Türen, Fenstern, Dächern usw.). Bilder und Inschriften werden dabei direkt in den gerade fertig gestellten Backstein geschnitzt.

Jedes Ornament hat dabei seine ganz spezielle Symbolik in der traditionellen chinesischen Kultur.

Die Granatapfelblüte beispielsweise ist ein traditionell sehr beliebtes Symbol. Der Granatapfel hat viele Körner und das Wort für Körner hat im Chinesischen den gleichen Laut wie das Wort für Söhne oder Kinder. Der Granatapfel symbolisiert deshalb viele Kinder in einer Familie.Familien mit vielen Kindern, insbesondere vielen Söhnen, werden von den Chinesen als glücklich angesehen.

Ganz oben am Bogentor befindet sich die Abbildung der „Drei Freunde im strengen Winter". Die drei Pflanzen, Kiefer, Bambus und Winterpflaume, sind von alters her bei den Chinesen beliebt, weil sie selbst im strengen Winter ihre volle Vitalität zeigen und wie drei gleichgesinnte Freunde die Ankunft des Frühlings begrüßen. Daher werden sie als „Drei Freunde im strengen Winter", auf Chinesisch „Sui Han San You" bezeichnet.

Durch das Bogentor kann man einen kleinen Hof sehen, in dem heute mehrere Familien leben. Nach hundert Jahren der Veränderung sind aber nur das Bogentor und der alte Bodenstein mit verschwommenem Muster stumme Zeugen der Vergangenheit. 2001 wurden der Wohnhof und das darin stehende Bogentor von Beijings Regierung unter Denkmalschutz gestellt.

Das Bogentor in der Östlichen Baumwoll-Gasse ist heute ein beliebtes Ziel von Alleinreisenden. Sollten Sie einmal Beijing besuchen, dann ist ein Bummel in die Östliche Baumwoll-Gasse und die umliegenden Gassen empfehlenswert. Die alten Hutongs und ihre Wohnhöfe sind nämlich das Herz und die Seele der chinesischen Hauptstadt und enthalten einige verborgene Schätze.

Verfasst und gesprochen von Xiao Lan

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