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Eine junge Chinesin und das alte Qingdao
  2014-07-15 17:52:38  cri

 

Die Geschichte von Liu Yang und den alten Bauwerken begann im Jahr 1992. Damals gab es in der "Qingdao'er Abendzeitung" eine Rubrik über die alten Gebäude der Stadt. Die Beiträge in der Rubrik haben Liu Yang sehr interessiert und sie hat angefangen, den Bauten in der Nähe besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Auch heute erinnert sie sich noch immer daran, wie aufgeregt sie war, als sie eines Nachmittags im Sommer im Alter von 14 an dem alten Sitz der Qingdao'er Börse vorbeifuhr.

"Damals fuhr ich mit der Buslinie acht nach Hause. Der Bus fuhr an einem alten Gebäude vorbei. Später habe ich erfahren, dass es die frühere Qingdao'er-Börse ist. Das Gebäude hat sehr große römische Säulen. Ich habe nicht gewusst, dass es in Qingdao so ein schönes Gebäude gibt. Ich war überrascht."

Als Liu Yang später studierte, hat sie ihre erste Digitalkamera bekommen. An den Wochenenden spazierte sie durch das alte Qingdao und fotografierte die alten Gebäude der Stadt. Sie forschte in den Archiven und beriet sich mit Internetusern, wenn sie Fragen hatte. Nach und nach wurde ihr die alte Stadt immer vertrauter.

Der Hof an der Suzhou-Straße 29 ist unter Geschichtsliebhabern sehr populär. Im April 2013 entdeckte ihn auch Liu Yang für sich.

"Der Hof ist sehr groß. All seine Gebäude wurden auf einem Abhang gebaut. Die meisten stammen aus der Zeit der Republik China, die anderen aus den 1950er und 1980er Jahren. Die zwei Gebäude, die ich am schönsten finde, wurden von den Japanern gebaut."

Die Bewohner des Hofes sagten Liu Yang, dass sich dort früher ein Garten im Stadtzentrum befunden habe. Später schlug Liu Yang im Archiv nach und fand erfreut heraus, dass dort früher noch ein Fluss war, an dem der Hof mit den japanischen Gebäuden erbaut wurde.

Liu Yang hat die alten und neuen Fotos von den Gebäuden auf Weibo veröffentlicht. Die Fotos haben ein positives Echo unter den Internetusern hervorgerufen. Wenn Sie die Fotos sehen, haben sie sofort das Gefühl, sich im alten Qingdao zu befinden.

"Ich habe viele Fotos auf Weibo veröffentlicht. Viele Leute, besonders die Einheimischen, sind von den Fotos gerührt. Sie können sich erinnern, was sie früher in diesen Gebäuden gemacht haben oder was sie und ihre Großeltern auf welcher Straße getan haben. Alles hat etwas Zärtliches und Warmes. Jetzt wohnen und arbeiten sie meistens in der neuen Stadt. Wenn der Druck zu stark wird, fahren sie manchmal in die Altstadt zurück und erinnern sich an ihre Kindheit, um neue Kraft zu schöpfen."

2013 beschloss Liu Yang, Interviews mit den Einwohnern in den alten Gebäuden zu führen, um die Geschichten dieser alten Qingdao'er Bauten zu verbreiten. Der alte Mann gegenüber ihrer Wohnung war der erste Interviewpartner. Am Ende des Interviews wartete noch eine besondere Überraschung auf Liu Yang.

"Er ist schon fast 90 Jahre alt und geht sehr früh ins Bett. Als ich mich von ihm verabschiedet habe, sagte er mir, dass er der Enkel von Lü Haihuan sei. Der Name Lü Haihuan ist mir bekannt. Lü war der Gründer des Chinesischen Roten Kreuzes und sogar der erste chinesische Botschafter in Deutschland. Lü hat tatsächlich in Qingdao gewohnt."

Inzwischen ist Liu Yang mit zahlreichen Geschichts- und Kulturliebhabern befreundet. Alle setzen sich für den Schutz der alten Gebäude der Stadt ein. Im März 2013 hat Liu Yang auf Weibo die Nachricht über den Abriss der Wohnung von Zhao Taimou, einem bekannten chinesischen Pädagogen der Neuzeit, veröffentlicht und mit den zuständigen Behörden darüber gesprochen. Durch ihre Bemühungen wurden die Abrissarbeiten vorerst eingestellt. Das Bauunternehmen musste sein Projekt beim Amt zum Schutz von Kulturgütern beantragen und konnte erst nach der Billigung die Bauarbeiten wieder aufnehmen. Dazu Liu Yang: "Eine Stadt muss tiefe kulturelle Wurzeln haben. Entwicklung ist nicht alles. Menschen brauchen etwas, um sich an eine Stadt zu erinnern."

Übersetzt von Li Yan

Gesprochen von Huang Gang

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