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Zaozhuang – Tradition am Kaiserkanal
  2014-04-04 14:29:03  cri

Foto: Zaozhuang, ein wichtiger Knotenpunkt des Kaiserkanals (Quelle: Asianewsphoto)

Zaozhuang ist eine verschlafene Ortschaft direkt am Kaiserkanal im Südwesten der ostchinesischen Provinz Shandong. Dank des Kaiserkanals wurde die Stadt während der Kaiserzeit zu einem wichtigen Knotenpunkt in Ostchina. Kaufleute, Arbeiter sowie Volkskünstler liefen in Zaozhuang zusammen. Kein Wunder also, dass die Binnenhafenstadt ein reiches Kulturerbe besitzt. Laut dem städtischen Kulturamt gibt es in Zaozhuang heute mehr als 400 immaterielle Kulturerbe, darunter die Haozi-Volksweise, die Ballade Liuqin und das Puppentheater.

Xu Deguang ist der Einzige in Zaozhuang, der die Haozi-Volksweise noch immer beherrscht.

Der 97-Jährige denkt oft an die Arbeitslieder, die so genannten Haozi, durch die er für die Bootsführer das Tempo bestimmte, während sie schwere Lastkähne mühsam den Kaiserkanal entlang schleppten.

„Der Vorsänger des Haozi soll anhand der Wasserströmung und des Tempos des Ruderns den Rhythmus und den Ton bestimmen. Alle Bootsführer richten sich nach ihm und so werden ihre Kräfte gebündelt", erklärt Xu.

Die Texte der Arbeitslieder sind in anderen Orten meistens improvisiert. Die Lyrik aus Zaozhuang ist anders. Sie wurde vom Kaiser bestimmt. „Früher durfte man nur auf den Booten Haozi singen, die Getreide und Güter für den Kaiserhof transportierten. Niemand durfte den Text der Lieder ändern".

Xu ist in einer armen Familie in der Nähe des Kaiserkanals aufgewachsen. Mit sieben Jahren fing er an, seinen Eltern bei der Fracht zu helfen. Die Arbeitslieder lernte Xu von einem erfahrenen Vorsänger, der für die kaiserliche Transportflotte arbeitete: „Die Vorsänger müssen nicht nur ein gutes Gedächtnis und gute Lungen haben, sie müssen auch Kenntnisse über latente Gefahren besitzen", sagt Xu.

Der Lohn des Vorsängers war drei bis vier Mal so hoch wie der von normalen Bootsführern. Das Geschäft begann jedoch zu schrumpfen, als in den 1950er Jahren motorisierte Boote eingesetzt wurden.

Während des Zweiten Weltkrieges bekämpften sich chinesische Truppen und japanische Invasoren in Zaozhuang und legten die Stadt in Schutt und Asche. Dadurch geriet Zaozhuang mitsamt seiner Geschichte in Vergessenheit.

Seit 2009 hat die lokale Regierung jedoch umgerechnet 202 Millionen Euro investiert, um die Tradition wiederzubeleben.

Zhu Siquan durfte so seinen alten Beruf wiederaufnehmen. Er führt nun regelmäßig Lunan-Dagu auf, eine 400 Jahre alte Ballade, die im Dialekt erzählt und durch Trommeln begleitet wird: „Noch vor 40 Jahren kamen Leute abends in einem Teehaus zusammen und schauten sich die Aufführung an. Eine Aufführung dauerte rund zwei Stunden. Ich brauchte einen Monat, um eine Geschichte zu erzählen", erinnert sich der 63-jährige Künstler.

Auch Zhao Xiumei geht es besser, seit Zaozhuang versucht seine kulturelle Tradition wiederzubeleben. Zhao arbeitet als Flechterin, seit sie 2001 entlassen wurde. Früher hatte sie in einem Bergwerk gearbeitet. Doch der Kohlevorrat schrumpfte, Zhao verlor ihren Job und muss sich seitdem durch Flechtarbeit ernähren. Anfangs fiel es ihr schwer. Sie verdiente nicht viel, weil sie ihre Flechtwaren nur an Großhändler verkaufen konnte, die sie wiederum in anderen Landesteilen weiter absetzen. Der Wendepunkt kam erst, als Zaozhuang seine Zukunft auf Tourismus baute. Heute hat die 41-Jährige 200 Arbeiterinnen und betreibt im historischen Stadtkern einen 100 Quadratmeter großen Laden, der geflochtene Kästchen und Körbe an Touristen verkauft.

 

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