In den letzten Jahren haben mehrere europäische Staaten, darunter Großbritannien, Italien und Frankreich, ihre Formalitäten zur Visumsbeantragung erleichtert. Für viele Chinesen hat das die Schwelle für ein Visum für diese Länder gesenkt.

Während seiner Reise nach Europa hat der chinesische Ministerpräsident Li Keqiang vor kurzem erklärt, China sei mit der Errichtung zusätzlicher EU-Visazentren in 15 Städten einverstanden, in denen kein Konsulat etabliert ist. Ziel sei es, noch mehr chinesischen Bürgern den Zugang zu einem Visum nach Europa zu erleichtern. Er fügte hinzu, beide Seiten sollten weitere Begünstigungsmaßnahmen für Geschäfts-, Studien- und Touristenreisen einführen und die Personalkontakte zwischen China und Europa fördern.

Gemäß einer zuvor abgeschlossenen britisch-belgischen Partnerschaftsvereinbarung können chinesische Staatsbürger seit dem 1. Juli gleichzeitig ein Visum für Großbritannien und für die 26 Staaten der Schengen-Region beantragen. Dafür müssen sie lediglich beim britischen Visazentrum jeweils in Beijing, Shanghai oder Guangzhou einen Visumsantrag vorlegen. Die Beantragung wird innerhalb von zehn Arbeitstagen bearbeitet.

Laut Qian Gang, dem Manager der China-Abteilung des britischen Tourismusamts, ist die Zahl der nach Großbritannien gereisten chinesischen Touristen in den letzten zehn Jahren konstant gestiegen. Statistiken der britischen Botschaft in China zufolge hat Großbritannien vom März 2014 bis zum März dieses Jahres insgesamt mehr als 420.000 Visa ausgestellt. Das entspricht einem Wachstum von neun Prozent. Gleichzeitig habe die Konsumfähigkeit der chinesischen Touristen die lokale Tourismusbranche stark beeindruckt, so Qian:

„China gilt für uns als hochkarätiger Markt. Gegenüber dem Weltdurchschnitt sind die Ausgaben der chinesischen Touristen in Großbritannien viermal so hoch wie die der Besucher aus anderen Ländern. Jeder Chinese gibt durchschnittlich bei einer Reise in Großbritannien 2500 Pfund Sterling aus".

Statistiken zufolge machte das Volumen des Konsums durch chinesische Touristen im Ausland 2014 bereits mehr als eine Billion Yuan RMB (146 Milliarden Euro) aus. Im ersten Quartal 2015 ist die Zahl der chinesischen Auslandstouristen um über vier Prozent auf fast 27 Millionen gestiegen. Damit hat sich die Position der chinesischen Touristen als größte Gruppe Auslandsreisender und als Gruppe mit der größten Kaufkraft im Ausland weiter gefestigt.

Neben Großbritannien haben auch andere europäische Länder, wie Italien und Frankreich, ähnliche Begünstigungsmaßnahmen ins Leben gerufen. Frankreich, Spanien und Italien haben Expressverfahren zur Visumsausstellung für chinesische Touristen eingeführt. Es wird ein Bearbeitungsservice zur Visumsausstellung innerhalb von 48, oder sogar 24 Stunden, angeboten. Für Italienvisum werden Bewerber bei bestimmten Reisebüros vom sonst benötigten persönlichen Gespräch befreit. In Belgien kann auch ein Onlineantrag gestellt werden.

Die deutsche Botschaft in China hat seit dem 1. Mai ein Verfahren in Gang gesetzt, wonach ein Geschäftsvisum innerhalb von 48 Stunden ausgestellt werden kann. Dabei fallen keine zusätzlichen Gebühren an. Die Bearbeitungsdauer für chinesische Staatsbürger ist zusätzlich von fünf auf drei Tage gekürzt worden.