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Deutscher Botschafter erwartet von Xi Jinpings Deutschlandbesuch Impulse für die bilateralen Beziehungen
  2014-03-27 09:43:46  cri

Radio China International(CRI)hat am 26. März ein Interview mit dem deutschen Botschafter in China, Michael Clauss, geführt. Clauss ist Amtsnachfolger von Michael Schäfer, der seinen Stab als Botschafter im August 2013 übergab. Clauss war zuvor mit verschiedenen Aufgaben in der Europapolitik betraut.


CRI: Sie sind seit Ende August der Botschafter Deutschlands in China. Mit welchen Vorstellungen sind Sie nach China gekommen? Und was war dann Ihr erster Eindruck?

Clauss: Also wie Sie wissen, komme ich ja aus dem Europageschäft, das heißt, war relativ unbedarft, was das Thema China selber angeht, hatte also keine ganz konkreten Vorstellungen, was mich hier erwartet. Das ist in einer Hinsicht ein Nachteil und das ist in anderer Hinsicht auch ein großer Vorteil, dass man eben unbefangen und unvoreingenommen an das Gastland geht. Und was mit hier besonders positiv aufgefallen ist, was mich überrascht hat, das war zum einen die große Gastfreundschaft, die mich hier erwartet hat – Deutschland hat ja hier einen sehr positiven Ruf – und das habe ich bei jeder Gelegenheit gespürt, ob das im Bereich der Politik war, der Wirtschaft oder auch mit den Leuten im Lande, dass wir eine große Sympathie hier genießen. Und das Zweite, was mich hier sehr beeindruckt hat, ist die enorme Dynamik im Land und auch der Wunsch, die Probleme hier wirklich anzupacken, was wir jetzt auch gesehen haben. Die enorme Reformagenda, diese ambitionierte Reformagenda, die das Dritte Plenum verabschiedet hat.

CRI: Schauen wir in das Jahr 2014. Wo sehen Sie China heute in der Welt?

Clauss: Also China hat sich ja vor 35 Jahren deutlich begonnen zu öffnen, in wirtschaftlicher und in politischer Hinsicht. In wirtschaftlicher Hinsicht ist China heute die zweitgrößte Wirtschaftsmacht und viele glauben, dass China bereits innerhalb der nächsten fünf, sechs Jahre die wichtigste Wirtschaftsmacht der Erde sein wird. Es gibt eine enge Kooperation zwischen Deutschland und China, wir sind uns gegenseitig in unseren Regionen die wichtigsten Handelspartner. Und auch politisch hat es diese Öffnung nach Außen gegeben. China war ja bereits seit langer Zeit Mitglied im VN-Sicherheitsrat, aber spielt heute eine zunehmend wichtigere Rolle, zum Beispiel auch in dem gegenwärtigen Konflikt um die Ukraine, kommt es auch sehr stark auf die chinesische Sichtweise an. China verfolgt eine wesentlich aktivere Außenpolitik als das vor 35 Jahren der Fall war, und wir erwarten, dass mit dem gewachsenen Gewicht Chinas, China auch künftig noch mehr Verantwortung in der Welt übernehmen wird.

CRI: Ihr Vorgänger, Herr Dr. Schäfer hat die hervorragende Entwicklung der deutsch-chinesischen Beziehungen gewürdigt. Wie können die Beziehungen noch weiter verbessert werden, was ist Ihre Agenda?

Clauss: Also 2014 wird ja ein besonderes Jahr in den deutsch-chinesischen Beziehungen, wir erwarten jetzt übermorgen den Besuch des chinesischen Präsidenten zu einem Staatsbesuch, der erste seit acht Jahren, dem wird sehr große Bedeutung zukommen. Wir erwarten dann noch vor der Sommerpause die Bundeskanzlerin hier zu einem Gegenbesuch in Peking und später im Jahr, im Oktober, wird Li Keqiang mit dem Kabinett, also mit den Ministern zu gegenseitigen gemeinsamen Regierungskonsultationen nach Berlin reisen. Eine solche Dichte an Termin innerhalb nur eines Jahres ist absolut präzedenzlos, das zeigt, dass die Beziehungen in der Spitze exzellent sind. Und das gleiche gilt auch für die Wirtschaftsbeziehungen. Wir haben ja erlebt, dass der beiderseitige Handel in den letzten Jahren enorm an Schwung gewonnen hat und wir sehen, dass wir diesen Weg weiter fortsetzen können. Wenn es um die Umsetzung der Beschlüsse des Dritten Plenums geht, also wo es um mehr Innovation geht, um Einsatz von Hochtechnologie, um mehr Rechtsstaatlichkeit, um mehr Umweltschutz, nachhaltige Entwicklung, wo gerade deutsche Firmen, deutsches Know-How, aber auch die Bundesregierung einiges mit einbringen kann. Das wird, glaube ich, im Fokus meiner Amtszeit hier stehen. Gleichzeitig wollen wir auch die zwischengesellschaftlichen Beziehungen voranbringen, denn die sind letztlich auch das Fundament, auf dem die politischen und die Wirtschaftsbeziehungen stehen. Also das bedeutet, mehr Schüleraustausch, Studentenaustausch – hier wollen wir auch versuchen, durch weitere Erleichterungen im Visaverkehr dieses zu fördern, es geht auch um Austausch von Künstlern, also eine ganze breite Palette, wo wir uns mehr zu sagen haben, und wo wir das Vertrauen, das bereits existiert, weiter anreichern wollen.

CRI: Sie haben es eben schon angesprochen: Der Deutschlandbesuch von Chinas Staatspräsident Xi Jinping steht an. Welche Impulse für die deutsch-chinesischen Beziehungen erwarten Sie von seinem Besuch?

Clauss: Die Bundeskanzlerin und Xi Jinping haben sich ja bereits in der Vergangenheit am Rande verschiedener internationaler Treffen gesprochen und das ist sozusagen der erste offizielle Staatsbesuch, wo man auch mehr Zeit hat und wo es darum geht, das bereits sehr gute Verhältnis noch weiter auszubauen. Das wird ganz im Vordergrund stehen und die Bundeskanzlerin wird ja auch in Berlin ein Abendessen in kleinem Kreise geben und bereits einige Stunden davor am Nachmittag wird es auch noch mal ein Delegationsgespräch geben. Also darum wird es in Erster Linie gehen. Dann interessiert natürlich uns, wohin die weiteren Wirtschaftsreformen gehen sollen, welche Vorstellungen die chinesische Seite hier hat und natürlich auch, wie Deutschland und China gemeinsam diese Reformen in China zum beiderseitigen Nutzen voranbringen können.

CRI: Herr Botschafter, danke für das Interview!

Clauss: Gern geschehen.

Das Interview führte Felix Lehmann.

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