China hat als drittes Land der Welt den Mond erreicht - und nun? Zu dieser und anderen Fragen rund um die chinesische Raumfahrt stellte sich der Chefingenieur des chinesischen Mondsondierungsprojekts, Wu Weiren, der Presse in Beijing. Und zur Eingangsfrage „und nun" sagte Wu, China bereite sich inzwischen auf die Marssondierung vor - die Fähigkeiten dazu seien vorhanden.
Ausführlich ging Wu Weiren auf die gerade erfolgte weichen Landung der Sonde „Chang'e 3" und die Arbeit des Mondrovers „YuTu" ein. Dabei wandte sich Wu auch gegen Kritik, das gegenwärtige chinesische Mondprogramm verursache viel zu hohe Kosten, zumal die USA und Russland China längst auf dem Mond waren. Dazu verwies Wu Weiren darauf, dass das mehr als zehnjährige amerikanische Apollo-Programm 25 Milliarden US-Dollar gekostet hat. Damit hätten die Amerikaner damals jährlich 2 bis 2,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in das Apollo-Projekt gesteckt. Dagegen verwende China für sein Mondprogramm weniger als 1 Promille seines Bruttoinlandsproduktes. Insofern könne hier nicht behauptet werden, dies sei zu viel oder das Programm sei viel zu teuer.
Zudem habe das Mondprogramm eine große direkte volkswirtschaftliche Bedeutung, so Wu Weiren. Die Nutzung technologischer Ergebnisse aus der Raumfahrt führe in der Wirtschaft und im Verteidigungssektor zu mehr Effizienz und höheren Leistungen. Einige Jahre nach dem erfolgreichen amerikanischen Apollo-Projekt betrage das Verhältnis von damaligen Ausgaben zu heutigen wirtschaftlichen Gewinnen Eins zu Fünfzehn.
Beim chinesischen Mondprojekt wird nach der erfolgreichen Mission von „Chang'e 3" die dritte Phase beginnen. Zu den Hauptzielen dieser Phase gehört u.a. ein unbemannter Flug Erde - Mond und wieder zurück. Die entsprechende Mission „Chang'e 5" werde derzeit reibungslos vorbereitet. „Chang'e 5" werde um 2017 ins All gebracht.
Dazu betonte der Chefkonstrukteur für das Trägerraketesystem, Liu Jianzhong, „Chang'e 5" werde vom Startplatz Wenchang auf der Insel Hainan gestartet. Dieser Raketenstartplatz biete viele Vorteile:
„Die neue Rakete ‚CZ-5' (Langer Marsch 5) ist verhältnismäßig groß und hat einen Durchmesser von zirka 5 Meter. Eine derartig große Rakete ist auf dem Landweg kaum zu einem Startplatz im Binnenland zu transportieren. Es wäre also nicht machbar, diese massive Rakete aus dem Industriepark in Tianjin auf dem Landweg in das tausende Kilometer entfernte Xichang zu befördern. Ein Transport auf dem Seeweg nach Wenchang auf der Insel Hainan ist eine bessere Alternative. Bei einem Start von Wenchang in Richtung Osten können die ausgebrannten Raketenstufen ins Meer fallen. Auch in dieser Hinsicht bietet der Startplatz Wenchang einzigartige Vorteile. Die Möglichkeiten von Startplätzen im Binnenland sind also sehr begrenzt."
Zu der bereits angesprochenen Marserkundung betonte Wu Weiren als Chefkonstrukteur des Mondprogramms, die Kernkompetenzen für eine Sondierung des Mars seien in China bereits entwickelt worden. Der konkrete Termin für eine Mission zum Nachbarplaneten hänge aber auch von der finanziellen und politischen Unterstützung des Staats ab. Dazu sagte Wu Weiren wörtlich:
„In unserem Land wurden umfassende Systeme zur Sondierung von Mond und Mars ins Leben gerufen. Dabei ist jeder Schritt die Grundlage für den nächsten. So wird beim Mondprojekt einer unbemannten Mission eine bemannte folgen. Das ist ein konsequenter Prozess. So haben wir mit den erfolgreichen Missionen der Mondsonden ‚Chang'e 1' und ‚Chang'e 2' zugleich bereits Grundlagen für eine Sondierung des Mars geschaffen. Dabei gibt es kein Problem."